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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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so, als wä­re das mäch­tig ge­fähr­lich für Sie.“
    Die al­te Frau seufz­te und krin­gel­te sich be­que­mer auf den grau­en, sei­fig aus­se­hen­den Pflas­ter­stei­nen zu­recht. „Ei­gent­lich bin ich ja ein Lock­vo­gel.“
    „Ein Lock­vo­gel?“
    „Ein Lock­vo­gel des Herrn“, er­klär­te ein Mann, der hin­ter Jol­son stand. Als er Jol­son bis zur Un­be­weg­lich­keit um­arm­te, fühl­te er sich recht groß an. „Wir wür­den Sie gern in un­se­re Missi­on auf ei­ne war­me Mahl­zeit ein­la­den, Bru­der.“
    „Dan­ke nein, ich ha­be ge­ra­de ge­ges­sen“, grunz­te Jol­son. „Zer­drücken Sie mir mei­ne Gi­tar­re nicht zu Zahn­sto­chern!“
    „Wir wid­men uns vor al­lem den Un­ter­pri­vi­le­gier­ten und Aus­ge­sto­ße­nen. Sie se­hen so aus, als ge­hör­ten Sie zu bei­den, und ich will Ih­nen was sa­gen, Mis­ter: Sie wer­den jetzt so­fort ei­ne war­me Mahl­zeit be­kom­men, und dann wer­den Sie sich still hin­set­zen und sich ei­ne trost­vol­le Pre­digt an­hö­ren.“
    „Heu­te gibt es Hack­bra­ten“, sag­te die al­te Frau und setz­te sich auf.
    Ein zwei­ter Mann riß Jol­son die Fü­ße un­ter dem Hin­tern weg. „Mit zwei Kel­len So­ja­nu­deln und ge­rie­be­nen Möh­ren. Sie wer­den es al­les auf­es­sen, Mis­ter, und es wird Ih­nen auch schme­cken.“
    Jol­son dreh­te sich halb her­um und sah den zwei­ten Mann an. Auch er war stäm­mig und trug ei­ne schwarz­gol­de­ne Uni­form mit ei­nem schwarz­gol­de­nen Hu­sa­ren­kal­pak. „Sie sind Got­tes­män­ner?“ frag­te Jol­son, wäh­rend sie ihn in ein ru­ßi­ges zwei­stö­cki­ges Ge­bäu­de schlepp­ten.
    „Das kön­nen Sie an­neh­men, Bru­der“, sag­te der rie­si­ge, zot­ti­ge blon­de Mann, der Jol­sons Ober­kör­per im Griff hat­te. „Ich bin Bri­ga­dier Bru­ce Choa­te, und das dort ist Kor­po­ral Wil­lis, der für Ih­re ar­men, mü­den, ver­lo­re­nen Fü­ße ver­ant­wort­lich zeich­net.“
    Die bei­den uni­for­mier­ten Män­ner tru­gen Jol­son ei­ne brü­chi­ge Stein­trep­pe hoch. Schließ­lich ka­men sie in einen großen, matt be­leuch­te­ten Spei­se­saal. Im Saal stan­den zwei große lan­ge Ti­sche; an dem, der ih­nen am nächs­ten war, sa­ßen elf her­un­ter­ge­kom­men wir­ken­de Män­ner.
    „Hoch­wür­den?“ sag­te ein Mann mit dunklen Haut­fle­cken und hel­len, grau­en Bart­stop­peln.
    „Bri­ga­dier“, be­rich­tig­te ihn Choa­te. Er schubs­te Jol­son auf ei­ne Bank an der rech­te Sei­te des Tischs. „Ja, Mis­ter?“
    „Könn­ten wir jetzt viel­leicht un­se­ren Hack­bra­ten ha­ben? Ich mei­ne, es ist schon zwei Uhr nach­mit­tags, und wenn ich auch nur ein ar­mer Kerl bin, der sich so gut wie mög­lich durchs Le­ben zu schla­gen ver­sucht und am Rand der Ge­sell­schaft vor sich hin ve­ge­tiert, bin ich es doch ge­wöhnt, mein Mit­tages­sen am Mit­tag oder we­nigs­tens um den Mit­tag des ver­damm­ten Ta­ges her­um zu es­sen.“
    „Viel­leicht“, warf ein Land­strei­cher mit röt­li­chem Bart ein, „könn­ten Sie jetzt we­nigs­tens den Sa­lat ser­vie­ren und den Brot­korb auf den Tisch stel­len.“
    „Was ha­be ich Ih­nen vor­hin ge­sagt, Mis­ter? Sie wer­den hier am Tisch sit­zen blei­ben, bis uns der Herr ei­ne voll­zäh­li­ge Grup­pe Arm­se­li­ger schickt, de­nen wir hel­fen kön­nen.“
    „Ich wet­te, der Hack­bra­ten ist in­zwi­schen kalt ge­wor­den“, sag­te der bär­ti­ge Mann.
    „Könn­ten wir nicht we­nigs­tens die Pre­digt hin­ter uns brin­gen?“ frag­te der Mann mit den dunklen Fle­cken. „Sie ha­ben mich heu­te mor­gen ge­gen zehn Uhr bei Ih­rem Gött­li­chen Über­fall ge­kascht. Seit­dem sit­ze ich mir hier den Arsch ab. Ich ha­be Ih­re gan­zen Trak­ta­te schon zwei­mal durch­ge­le­sen, was al­ler­dings auch kei­nen be­son­de­ren Zeit­auf­wand er­for­dert, denn zum größ­ten Teil be­ste­hen sie ja aus sehr we­nig Text und ei­nem Hau­fen Ge­fechts­kar­ten und Bil­dern von Uni­for­men Ih­res Er­lö­sungs­kom­man­dos.“
    Der Mann mit dem ro­ten Bart lang­te über den Tisch. „Die mit den Kar­ten ken­ne ich noch gar nicht.“
    „Hier ist ei­ne mit Win­ter- und Pa­ra­de­uni­form“, sag­te der Mann mit den Fle­cken und reich­te ihm ein blau­es

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