Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
Vom Netzwerk:
jung ist, dann geht’s ihr auch gut. Da drü­ben lei­den nur die Al­ten.“
    „Die­ses Mäd­chen“, sag­te Jol­son, „heißt Ma­ri­na Bron­zi­ni. Schon mal ir­gend­wo ge­trof­fen?“
    „Ma­ri­na? Klar.“ Lef­to­ver stach mit dem Fin­ger in die Gi­tar­re. „An die kommt kei­ner ran. Sie ist ei­ne von die­sen Ideo­lo­gi­schen.“
    „Wo ver­bringt sie denn ih­re Zeit?“
    „Sie wohnt an ver­schie­de­nen Or­ten. Meis­tens ver­bringt sie die Nacht bei Mut­ter Blau­dros­sel. Al­ler­dings …“
    „Al­ler­dings was?“
    „Sie ist seit et­was über ei­ner Wo­che nicht mehr in der Zo­ne ge­se­hen wor­den.“ Lef­to­ver stütz­te sei­ne El­len­bo­gen auf den Tisch. „Sie hat nie viel für mich ge­tan, so spitz ich auch sein moch­te. Ideo­lo­gi­siert und flach­brüs­tig. Hab’ den Typ nie ge­mocht.“
    „Viel­leicht be­su­che ich mal Mut­ter Blau­dros­sel“, sag­te Jol­son.
    Der fle­cki­ge Mann rief: „Wir ha­ben Glück! Hoch wür­den hat einen Tou­ris­ten­bus ge­ka­pert!“
    Choa­te und der Kor­po­ral scho­ben ge­ra­de ein Dut­zend ge­fes­sel­ter Tou­ris­ten in den Spei­se­saal.
    „Wenn sie uns hier raus­ge­las­sen ha­ben, dann zeig’ ich dir gern die Zo­ne“, bot Lef­to­ver an.
    „Das wä­re wirk­lich nett“, sag­te Jol­son.

 
17
     
    Mut­ter Blau­dros­sel leg­te noch ein wei­te­res Kis­sen mit Pol­ka­tup­fern un­ter Jol­son und frag­te: „Na, ge­müt­lich ge­nug?“
    Jol­son mus­ter­te die klei­ne, blon­de Mut­ter Blau­dros­sel, die in ih­ren mitt­le­ren Jah­ren war. „Ja, doch. Recht herz­li­chen Dank.“
    Die­ser Raum des Klubs war groß und über­kup­pelt und er­in­ner­te ein we­nig an einen Ge­wöl­be­kel­ler. Er war vor kur­z­em ge­tüncht wor­den, und an al­len mög­li­chen und un­mög­li­chen Stel­len hing ge­raff­ter Chintz her­um. An den rau­chi­gen Fens­tern hin­gen ge­blüm­te Chintz­vor­hän­ge, wäh­rend al­le Tü­ren und Aus­gän­ge mit obst­ge­mus­ter­tem Chintz ver­hängt wa­ren. Auf den hun­dert schma­len, run­den Ti­schen lag Rü­schen­chintz, und um die Wand­lam­pen und die ei­ser­nen Hut- und Schirm­stän­der rank­ten sich glit­zern­de Chintz­bah­nen.
    Lef­to­ver frag­te: „Er­in­nert dich das an dein Zu­hau­se?“
    „Nö“, er­wi­der­te Jol­son.
    „Da sieht man’s wie­der. Ich weiß nicht mehr, wo’s lang­geht“, sag­te die ehe­ma­li­ge Be­rühmt­heit. „Ich weiß schon nicht mehr, was wen an was er­in­nert.“
    „Kopf hoch, Lef­ty“, sag­te Mut­ter Blau­dros­sel. „Ich wer­de euch bei­den net­ten Jungs ein biß­chen was Klei­nes brin­gen.“
    Lef­to­ver schnüf­fel­te. „Hm. Ich rie­che hei­ßen Ap­fel­stru­del.“
    „Tat­säch­lich?“ frag­te Mut­ter Blau­dros­sel. „Da­bei soll­te es doch in die­sem Raum hier nach hei­ßer Pfir­sich­pas­te­te rie­chen. Ich ha­be je­den­falls die­sen Schwuch­teln an der Ge­ruch­s­or­gel ge­sagt, daß sie das hier rein­pum­pen soll­ten.“
    „Nach mir darfst du nicht ge­hen“, sag­te Lef­to­ver. „Ich weiß nicht mehr, wie die Din­ge heut­zu­ta­ge rie­chen. Die jun­gen Leu­te von heu­te ha­ben emp­find­li­che­re Na­sen als wir, was, Tunky?“
    „Bis­her konn­te ich mich über mei­ne Na­se nicht be­schwe­ren.“ Jol­son leg­te die große Gi­tar­re mit dem Me­tall­kör­per ab und pla­zier­te sie auf ei­nem der bei­den lee­ren Stüh­le an ih­rem Tisch. Dann leg­te er sei­ne Hand auf die Brust, so daß sei­ne Fin­ger auf­sein Schulter­pis­to­len­half­ter zeig­ten. „Ei­ne Sa­che be­küm­mert mich, Mut­ter Blau­dros­sel.“
    „Du kannst Mut­ter Blau­dros­sel im­mer al­les sa­gen, was dich be­küm­mert.“
    „Na ja, Ma’am, es ist die Tat­sa­che, daß Sie nicht son­der­lich echt zu sein schei­nen.“
    „Du bist neu in der Zo­ne“, sag­te Mut­ter Blau­dros­sel. „Ich bin ein Mann. Ist es das, was dich ver­wirrt?“
    „Ei­gent­lich ja.“
    „In Wirk­lich­keit bin ich ein sechs­und­drei­ßig­jäh­ri­ger städ­ti­scher Buch­hal­ter drü­ben im Stadt­zen­trum Nr. 14“, er­klär­te der ver­klei­de­te Mann. Er faß­te an die Rü­schen­hau­be, die er auf dem Kopf trug. „Aber als Buch­hal­ter ver­dient man ein­fach nicht ge­nug. Nicht, wenn man ei­ne im­mer

Weitere Kostenlose Bücher