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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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grö­ßer wer­den­de Fa­mi­lie hat. Der Durch­schnitt in un­se­rer Ge­mein­de liegt bei 4,5 Kin­dern, und ob­wohl Hol­ly und ich im Au­gen­blick nur 2,6 Kin­der ha­ben, sind die Fix­kos­ten im­mer noch mör­de­risch. Kannst du dir vor­stel­len, was es heißt, ei­ne Frau und 2,6 Kin­der er­näh­ren zu müs­sen?“
    „Ich ver­ste­he mehr et­was da­von, wel­che We­ge über den nächs­ten Berg füh­ren.“
    Mut­ter Blau­dros­sel mach­te ei­ne Schnu­te mit sei­nen rot­ge­färb­ten Lip­pen. „Weiß nicht, wie man aus solch ei­ner In­for­ma­ti­on Geld ma­chen könn­te. Hol­ly und ich ha­ben schon im­mer jun­ge Leu­te ge­mocht, ob­wohl wir schon weit über drei­ßig sind. Hier bei Mut­ter Blau­dros­sel kön­nen sich vie­le von die­sen des­il­lu­sio­nier­ten Kin­dern tref­fen und über ih­re Pro­ble­me und über die bit­te­ren Ent­täu­schun­gen, die un­se­re Er­wach­se­nen­welt ih­nen be­rei­tet hat, re­den. Hol­ly und ich sind stolz dar­auf, daß wir hier nicht ir­gend­ein ge­wöhn­li­ches Ju­gend­bistro ha­ben. Klar, wir bie­ten Al­ko­ho­li­ka, Dro­gen, Elek­tro­schocks, Ge­hirn­wel­len­the­ra­pie und auch ein biß­chen Fol­ter für die Sa­do-Ma­so­chis­ten an, aber wir bie­ten auch ei­ne hei­me­li­ge At­mo­sphä­re. Wir sind der ein­zi­ge il­le­ga­le Schup­pen in der Zo­ne, wo man zum Schla­fen­ge­hen auch Ka­kao und Gra­ham­kek­se be­kommt.“
    Jol­son zwir­bel­te sei­ne Müt­ze vom Kopf und ließ sie auf die Chintz­tisch­de­cke fal­len. „Da Sie so hei­me­lig sind und sich um das Wohl Ih­rer Gäs­te sor­gen, kön­nen Sie mir viel­leicht da­bei be­hilf­lich sein, ei­ne al­te Fa­mi­li­en­freun­din zu su­chen.“
    Mut­ter Blau­dros­sel nick­te zu Lef­to­ver her­über. „Die­ser Typ ist doch wohl kein Gum­mi­schuh, Lef­ty?“
    „Ein was?“
    „Ein Bul­le, ein Platt­fuß, ein Grü­ner?“
    „Ich ver­steh’ die Spra­che der jun­gen Leu­te über­haupt nicht mehr“, sag­te Lef­to­ver.
    „Hat er mit dem Ge­setz zu tun?“
    „Er ist ein Folks­än­ger. Du kannst ihm ver­trau­en.“
    Mut­ter Blau­dros­sel glät­te­te sei­ne wei­ße Spit­zen­schür­ze. „Auch wenn du über den Berg bist, Lef­ty, ist dein Be­ob­ach­tungs­ver­mö­gen doch im­mer noch ganz in Ord­nung. Okay, Tunky, wen suchst du?“
    „Ma­ri­na Bron­zi­ni.“
    „Die ha­be ich seit ei­ner Wo­che nicht mehr ge­se­hen“, sag­te Mut­ter Blau­dros­sel. „Ist na­tür­lich mög­lich, daß sie am Mon­tag oder am Mitt­woch da­ge­we­sen ist. An die­sen Aben­den blei­be ich bei den Kin­dern, und Hol­ly ver­klei­det sich als Mut­ter Blau­dros­sel und schmeißt hier den La­den.“
    „Du bist tot“, sag­te ein blei­cher jun­ger Mann, der von hin­ten her­bei­ge­lau­fen war und Mut­ter Blau­dros­sel von hin­ten ge­packt hat­te. „In zehn Se­kun­den bist du tot.“ Er such­te in den Ta­schen sei­nes Se­gel­tuch­an­zugs und zog schließ­lich einen Wür­ge­strick her­vor. Der Strick war mit ei­nem Ta­schen­mes­ser und Tei­len ei­ner Mund­har­mo­ni­ka ver­schlun­gen. „War­te einen Au­gen­blick, bis ich das Ding hier frei be­kom­men ha­be.“
    Jol­son stand vor­sich­tig auf.
    Der blei­che jun­ge Mann ließ Mut­ter Blau­dros­sel los und kon­zen­trier­te sich auf sei­nen Wür­ge­strick. An sei­nem En­de kleb­ten ein So­ja­kau­gum­mi und ein paar Fle­cken aus syn­the­ti­schem He­ro­in. „Ver­dammt, je­des­mal das glei­che!“
    Mut­ter Blau­dros­sel rück­te sich den Schal zu­recht und blick­te auf sei­ne ju­we­len­be­setz­te Uhr. „Du bist zu lang­sam, Skin­ny.“
    „Ich kann doch schließ­lich nichts da­für, wenn sich der gan­ze Mist dau­ernd mit mei­nem Wür­ge­strick ver­hed­dert, oder? Komm, komm, jetzt hack nicht auf mir her­um!“
    Jol­son frag­te: „Ihr bei­de ver­steht euch gut?“
    Mut­ter Blau­dros­sel sag­te: „Ja, das ist Skin­ny Sha­ner, jr. Das ist Tunky, Skin­ny …“
    „Ne­s­per, Tunky Ne­s­per.“ Jol­son setz­te sich wie­der auf sei­nen mit Kis­sen über­häuf­ten Stuhl.
    „Skin­ny ist der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der Ma­mitö­ten-Be­we­gung“, er­klär­te Lef­to­ver.
    „Oma­tö­ten“, be­rich­tig­te ihn der blei­che Jun­ge. Er we­del­te

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