Das Chamäleon-Korps
beunruhigend.
Tishamingo, der sich als der große, breitschultrige Mann herausstellte, der Jolson gestern im Naturwissenschaftskomplex verfolgt hatte, kreuzte eine halbe Stunde vor dem Zeitpunkt auf, zu dem Jolson das Hotel verlassen sollte, um Nibbletts Privatwohnung aufzusuchen.
Jolson benutzte im Augenblick sein eigenes Aussehen, doch es beunruhigte ihn, daß Tishamingo als erstes fragte: „Ben Jolson?“
„Wer sind Sie?“ fragte Jolson und bewegte sich nicht von der Tür fort.
„Ich gehöre zur Universität. Professor Gurney Tishamingo. Fachbereich für Landwirtschaftliche Psychiatrie.“
„Alle unsere Pflanzen befinden sich bei bester geistiger Gesundheit.“ Jolson wollte die Tür wieder schließen.
„Es geht um das Nibblett-Projekt“, flüsterte Tishamingo.
Diese Mission bekam langsam eine Sicherheitslücke nach der anderen.
„Und?“
„Ich erkläre es Ihnen drinnen.“
Jolson ließ den großen Mann eintreten und beging den Fehler, ihm einen Augenblick lang den Rücken zuzudrehen. Sein Blick in die gläserne Zimmerwand wurde durch Schmerzsternchen getrübt. Gurney Tishamingo hatte ihm eine Nadel in die linke Hinterbacke gerammt.
„Erklären …“, sagte Jolson und fiel zu Boden. Er war jetzt gelähmt, wurde immer steifer.
„Nichts Endgültiges“, meinte der Professor. „Ihr Jungs vom Chamäleonkorps seid trickreich. Dieser Schuß läßt Sie ein paar Stunden still bleiben. Lange genug, damit wir das Zeug beim alten Nibblett abholen können.“
Jolson konnte nicht antworten.
Der breitschultrige Tishamingo hievte ihn auf das Bett. „Hat keinen Zweck, Sie zu fesseln. Ihr CK-Jungs schlüpft ja aus Fesseln wie die Schlangen.“ Er knuffte Jolson kameradschaftlich an der Schulter. „Ich sehe den verblüfften Ausdruck auf Ihrem gefrorenen Gesicht. Verlassen Sie sich niemals auf die Berichte des APS zur politischen Lage. Was Sie nämlich nicht wissen, Jolson, das ist, daß Botschafter Waycross heute zur Anti-Barnum-Seite übergelaufen ist. Die Seite, auf der ich stehe. Die ganze Sache mit seinem Sohn war eine Falle, damit wir, die Anti-Barnum-Jungs, diese schlauen, kleinen Bakterien mit so wenig Mühe wie möglich bekommen konnten.“
Jolson war schon lange der Ansicht gewesen, daß das Ganze mit viel zuviel Mühe verbunden war.
Die berittenen Polizisten galoppierten auf den Raumhafen zu. Es war jetzt nach acht und eine scharfe, eisige Nacht.
Jolsons Glieder waren immer noch ein wenig steif. Er hatte sich vergewissert, daß die anderen die Bakterien bekommen hatten. Professor Nibblett hatte sie dem richtigen Waycross übergeben, weil er dachte, es mit Jolson zu tun zu haben. Pünktlich um fünf.
Wenn der junge Waycross wirklich Walter R. Scamper am Raumhafen begrüßen wollte, dann bestand die Möglichkeit, ihn dort zu erwischen und die Bakterien zurückzubekommen.
Die Betäubungsdroge hatte ihn nicht so lange außer Gefecht gesetzt, wie es Tishamingo vorgehabt hatte. Nachdem das Chamäleonkorps all die Jahre daran herumgedoktert hatte, neigte Jolsons Organismus zu der Tendenz, unvorhersehbar zu reagieren.
In der Nähe des kuppelförmigen Restaurants, das dem Eingangstor am nächsten stand, hatte man eine provisorische Plattform errichtet. Schon jetzt standen etwa dreihundert grellgekleidete Studenten um sie herum. Jolson sah die Silhouette des Schiffs am Nachthimmel, mit dem Walter R. Scamper gekommen sein mußte. Die Passagiere stiegen gerade aus.
Miguel Waycross war eben dabei, auf die Plattform aus simuliertem Holz zu steigen; er trug einen feierlichen orangefarbenen Pullover und gelbbraune Knickerbocker.
Jolson
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