Das Chamäleon-Korps
hatte es satt, immer um den heißen Brei herumzustreichen. Er kauerte sich hinter einem dichten Haufen Ziergestrüpp zusammen.
„Wir haben das Recht“, dröhnte Waycross’ verstärkte Stimme soeben, „Kartentische überall dort aufzustellen, wo wir es für richtig halten. Das akademische Leben besteht nicht nur aus Studium und Duellen. Nein!“
Jolson zog seine Kleider aus, schüttelte sich einmal und verwandelte sich in einen riesigen schwarzen Adler. Er flatterte in die Nacht empor. Er stieg hoch auf und kreiste umher.
„Es gibt nichts Wichtigeres“, fuhr Waycross fort, „als das Recht, Flugblätter zu verteilen. Stimmt’s?“
Jolson schwang sich hinab und packte Waycross mit seinen Krallen. Er flog zu einer abgelegeneren Baumgruppe an der Rückseite des Raumhafens und ließ Waycross aus einer Höhe fallen, die genügte, um ihn zu betäuben.
Er ging neben dem Studenten nieder und verwandelte sich wieder in sich selbst. Er zog Waycross die Kleidung aus und zog sie selber an.
Waycross wachte zitternd auf und sagte: „Ich dachte, daß ihr Jungs vom Chamäleonkorps für das Recht der freien Rede seid.“
„Ich bin gegen Spione und Typen, die mir unaufgefordert Nadeln in den Arsch rammen“, meinte Jolson. „Wo sind die verdammten Bakterien?“
„Ich verrate nichts“, sagte Waycross.
„Ich laß dich noch mal fallen. Aus noch größerer Höhe.“
„Na ja, wenn Sie es so ausdrücken“, sagte Waycross. „Mein Freund Marks hat das Zeug. Er wartet in der Cock’n’ Bull Taverne. Ich wollte um zehn abfliegen. Aber ich mußte noch den guten alten Walter R. Scamper begrüßen. Das haben Sie ja prächtig versaut!“
„Stimmt“, sagte Jolson. Er verpaßte Waycross einen anständigen Kinnhaken und rollte den Bewußtlosen unter eine Reihe gelber Rosenbüsche. Dann ging er wieder als Waycross zum Cock’n’ Bull.
Er fand Stu Marks tatsächlich und bekam den Attachekoffer. Jolson entschloß sich, ihn mittels einer Handschellenvorrichtung an sein Handgelenk zu schnallen. Als er gerade die Taverne verließ, stiegen vier von Dekan Ridings berittenen Aufsehern von ihren Pferden.
„Gar nicht auf der Demo, Waycross?“ rief einer von ihnen und zückte einen schwertähnlichen Schockstab.
Jolson fluchte und hechtete zurück in die Kneipe.
„Ich rate euch Jungs, Abstand zu halten“, sagte er zu den Aufsehern. „Die einzige Waffe, die ich habe, ist leider ziemlich tödlich.“ Er zögerte, drehte sich um und verschwand hinter einer halbgeöffneten Tür. Er hoffte, die trainierten Bazillen nicht einsetzen zu müssen.
Jolson lief durch den halbleeren Lagerraum und öffnete ein Fenster. Er nahm den Griff des Attachekoffers zwischen die Zähne und sprang auf ein Schrägdach hinaus. Hinter ihm kamen drei Aufseher in den Raum gestürzt.
Er kroch über einen Giebel und versteckte sich hinter einem Schornstein. Dann verwandelte er sich wieder in einen Adler. Die Handschelle fiel von seiner Flügelspitze hinab, aber er hatte den Koffer in seinem großen Schnabel und konnte den Aufsehern entkommen.
Am Raumhafen hatte sich die Demonstration mittlerweile zu einem Krawall entwickelt. Jolson verwandelte sich wieder in sich selbst. Den Bazillenkoffer befestigte er schnell wieder an seinem Handgelenk.
Nachdem das Schiff gestartet war, setzte ein dünner, sommersprossiger Mann neben Jolson sein Glas an der Bar der Cocktail Lounge ab und fragte: „Was denken Sie denn über diese studentische Entjochungsbewegung?“
Jolson rückte den Bazillenkoffer so zurecht, daß er ihm bequemer im Schoß lag. „Zum Teufel“, sagte er. „Ich denke überhaupt nicht mehr.“
Der Schwertschlucker
(THE SWORD SWALLOWER)
1
Der alte Mann tanzte auf der Wand. Er wurde
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