Das Chamäleon-Korps
Schlafinstruktionen über ihn, den Hintergrund und so weiter erhalten. Kommen wir zum eigentlichen Auftrag.“ Chef Mickens riß eine Pille von der Rolle ab. „Der wichtige Mann bei dieser Angelegenheit ist Wilson A. S. Kimbrough.“
Jolson schüttelte den Kopf und sagte: „Moment mal! Kimbrough ist doch der Botschafter auf dem Planeten Esperanza, oder?“
„Ja, er leitet dort in der Hauptstadt die Botschaft von Barnum.“ Der Chef legte seinen Körper ein wenig schräg und zwinkerte Jolson zu.
„Ich will nicht nach Esperanza.“
„Sie wollen nicht?“ fragte der Chef. „Sie müssen, Jolson. Einmal im Chamäleonkorps, immer im Chamäleonkorps. Auch wenn Sie jetzt nur noch zeitweise aktiv sind, müssen Sie doch die Pflicht vor das Geschäft stellen. Außerdem könnten wir Ihnen eine Vertragsstrafe aufbrummen und Ihnen die Hypothek für Ihre Keramikfabrik streichen.“
„Esperanza wird mich völlig durcheinander bringen“, sagte Jolson und sackte wieder auf seinem Stuhl zusammen.
„Irgendwo muß man die Leute ja schließlich begraben, Jolson.“
„Aber ein ganzer Planet, der nur aus Friedhöfen besteht!“ sagte Jolson.
„Es gibt ein paar Millionen Leute auf Esperanza“, sagte ihm Chef Mickens, „lebendige Leute, die dort leben. Ganz zu schweigen von, lassen Sie mich nachsehen, eineinhalb Millionen Touristen im Jahr und über einer halben Million Trauergästen.“ Er wedelte mit einer Tabelle.
Jolson schaute in die andere Richtung. „Der ganze verdammte Planet stinkt wie eine Friedhofsgärtnerei.“
„Wahrscheinlich brauchen Sie überhaupt nicht auf irgendeinen Friedhof zu gehen und auch nicht an Kränzen zu schnuppern“, sagte der Chef des Amts für Politische Spionage. „Ich werde Ihnen Ihren Auftrag beschreiben, Jolson. Wie wir aus Informationen wissen, die wir von unserem weitverzweigten Netz von APS-Agenten bekommen haben, besteht die Möglichkeit, daß Botschafter Kimbrough mit dieser Welle von Entführungen zu tun hat. Admiral Rockisle befand sich übrigens sogar auf Esperanza, um dort am Grab des Unbekannten Soldaten einen Kranz niederzulegen, als er verschwand.“
„Und Botschafter Kimbrough hat etwas damit zu tun, eh?“
„Das ist eine der zahlreichen Spuren, denen wir nachgehen müssen“, sagte Chef Mickens. „Sollte Kimbrough ein schwaches Bindeglied sein, dann wollen wir daran knabbern. Ab der nächsten Woche macht er bei der Nepenthe, Inc. außerhalb von Esperanza City Urlaub.“
„Nepenthe, Inc. – das ist doch dieser Verjüngungsbadeort für alte Wirtschaftsbosse, nicht?“
„Eine Art Zufluchtsort und Rehabilitationszentrum für müde Industriemagnaten und Politiker, ja. Zum größten Teil ältere Herren von achtzig, neunzig Jahren“, sagte Mickens. „Wir haben folgendes vor: Sie verwandeln sich in diesen alten Knaben Gabney, der selbst dreiundachtzig ist, und wir schleusen Sie bei Nepenthe, Inc. ein.“ Er musterte Jolson einen Augenblick lang. „Sie werden doch wohl keine Schwierigkeiten haben, sich in den alten Gabney zu verwandeln, oder?“
Jolson senkte seinen Kopfüber die Faust, die er mit seiner anderen Hand verbarg. „Nein“, sagte er. Er machte ein leises, schnarrendes Geräusch, und sein Gesicht verwischte sich. Dann grinste er Mickens geradeheraus an. Jolson war alt, in den Achtzigern, von dünnen, welligen Falten überzogen. Er rieb sich sein markantes Kinn mit einer alten, steifen Hand. Sein schwarzer Kittel beulte sich über seiner nunmehr eingefallenen Brust einwärts.
Der APS-Mann räusperte sich. „Man sollte eigentlich erwarten, daß man inzwischen soweit wäre, das Alter ein wenig ansprechender zu gestalten“, sagte er.
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