Das Chamäleon-Korps
für die Zeitschrift TV-Guide. Harlan Ellison war auch dabei und zeitigte gerade erste Fernseherfolge, und er bot uns Hilfe an. Etwa ein Jahr lang bemühten wir uns, einen Auftrag als Fernsehautoren zu erhalten. Wir hatten die üblichen Vorsprachen und Arbeitsessen mit Leuten, und man sagte uns: „Na, wir im Studio drüben mögen euch alle, und wenn überhaupt einer einen Auftrag kriegt, dann seid ihr die nächsten!“ Und am Jahresende hatten wir noch immer nichts verkauft. Also zog ich mich davon zurück. Das ist keines meiner vorrangigen Ziele. Ich würde lieber ein Buch schreiben und es von einem anderen kaufen und verfilmen lassen.
Schweitzer: Der Vorteil beim Buch ist, daß kein Ausschuß sich in den Schaffensprozeß einmischt.
Goulart: Ein Buch wie Cowboy Heaven ist wirklich, als drehe man seinen eigenen Film im Kopf. Keiner kann mir hineinreden, wen ich einsetzen, wie ich die Szene drehen, wo die Kamera aufstellen, welche Art von Dialog ich aufbauen muß und ob die Hauptdarsteller bumsen müssen oder nicht. Wenn es ein moderner Film ist, müssen sie natürlich bumsen. Das ist ja auch das Heimtückische am Filmgeschäft. Es macht einen Haufen Spaß, ein solches Buch zu schreiben, und darauf möchte ich nicht verzichten, selbst wenn ich in einen anderen Bereich überwechseln würde, wo man nicht so viel Spaß hat. Die zwei Dinge, die ich anstrebe, sind, einen Haufen Geld zu verdienen und eine Menge Spaß zu haben.
Schweitzer: Schleicht sich die gleiche Heimtücke nicht auch in die SF, wenn sie zum Bestseller-Stoff wird?
Goulart: Meine Vorstellung ist die, sich gerade so am Rande sagenhaften Reichtums zu bewegen, so daß ich knapp am Bombenerfolg vorbeischlittere. Ich hänge nicht mehr in der Grube, aber ich sitze auch nicht anderweitig in der Falle. Jeder Freiberufler versucht ein Gleichgewicht zwischen dem, was er gern tun möchte, und dem Verdienst seines Lebensunterhaltes zu finden.
Schweitzer: Ich meine, viele versuchen, so populär zu werden, daß sie alles machen können, wozu sie Lust haben. Wenn sie das geschafft haben, werden einige Autoren sehr gut, andere sehr selbstgefällig.
Goulart: Ich bin bis jetzt sehr gut geworden. Ich erzähle von mir und meiner Arbeit stets so, als handle es sich dabei um einen Prozeß, etwas Fortlaufendes. In zwei Jahren sehe ich das Ganze vielleicht aus einer völlig anderen Perspektive. Der Schwerpunkt liegt dann vielleicht auf ganz anderen Dingen. Das ist wie beim Körper. Man stößt die alten Zellen ab und bekommt neue, so daß sich der Körper innerhalb von zehn Jahren völlig erneuert. Genauso verhält es sich mit meiner Karriere. Wer weiß, was in zehn Jahren sein wird? Ich lasse mich nicht gerne zu langfristigen Plänen hinreißen, was ich in einem anderen Jahrzehnt oder auch nur in fünf Jahren oder so vorhabe. Dies ist vielleicht wiederum ein negativer Aspekt, aber es ist die Art und Weise, wie ich offensichtlich nun mal an die Dinge herangehe.
Nachwort
Der amerikanische SF-Autor Ronald Joseph Goulart wurde 1931 – das im Lexikon der Science Fiction-Literatur vermerkte Geburtsjahr 1913 ist ein Druckfehler – in Berkeley, Kalifornien, als Sohn eines Fabrikarbeiters geboren. Er studierte an der Universität von Berkeley, wo er 1955 den B.A. erwarb. Anschließend arbeitete er in der Werbung, bevor er 1960 freiberuflicher Schriftsteller wurde. Außer Science Fiction verfaßt er u. a. Krimis und Sachbücher.
Ron Goulart ist ein außerordentlich produktiver Autor, der bislang über 40 SF-Romane, 6 SF-Story-Sammlungen und weitere 40 Bücher in anderen Genres veröffentlich hat. Zu seinen Büchern gehört eine Geschichte der Pulp-Magazine, er textete die
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