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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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Maté aus. „Ich ge­wöh­ne mich lang­sam bes­ser an al­ler­lei Din­ge, Ma­cRae. In die­sem Kli­ma auf Bar­num kommt man schnel­ler in die mitt­le­ren Jah­re. Ich bin jetzt fast ein­und­drei­ßig und wer­de lang­sam rei­fer.“
    „Im­mer mit der Ru­he“, sag­te Ma­cRae. „Du mußt ler­nen, al­les mit der Ru­he zu ma­chen. Du bist schon sehr jung auf die Aka­de­mie ge­kom­men. Das muß doch, war­te mal, schon zwan­zig Jah­re her sein, oder?“
    „Fast“, sag­te Jol­son. „Da­mals war ich zwölf.“
    „Dein Va­ter hat dir doch einen Son­der­platz in der Aka­de­mie des Cha­mä­le­on­korps ver­schafft, nicht? Er war doch ir­gend­wo Bür­ger­meis­ter.“
    „Gou­ver­neur“, sag­te Jol­son.
    Ma­cRae sam­mel­te die Spu­len über Gab­ney und Es­pe­ran­za zu­sam­men. „Auf wel­chem Pla­ne­ten?“
    „Auf die­sem, in ei­nem an­de­ren Ter­ri­to­ri­um.“
    Der In­struk­ti­ons­kom­plex des Cha­mä­le­on­korps war ein nied­ri­ges, ver­schach­tel­tes Wun­der­werk aus Roh­me­tall, ro­hem Holz und Pa­nee­len, aus Krei­sen und Qua­dra­ten, die aus un­durch­sich­tig ge­tön­tem Fast­glas be­stan­den. Da­hin­ter stie­gen sanf­te Hü­gel em­por, un­be­baut und grell­grün. Ma­cRae schritt auf die am nächs­ten ge­le­ge­ne Tür zu. „Triffst du dich ab und zu mit ihm?“
    „Nein“, sag­te Jol­son. Er folg­te Ma­cRae ins In­ne­re des Ge­bäu­des.
     
    Das Ge­häu­se des al­ten In­struk­ti­ons­ge­räts war sil­ber und schwarz ge­scheckt. Wäh­rend er in Schlaf ver­sank, dach­te Jol­son an den al­ten Dr. An­thony H. Da­vis-Stock­bridge. Mit den Hän­den in den Ta­schen sei­nes Kit­tels, lehn­te Da­vis-Stock­bridge sei­nen brei­ten, ge­run­de­ten Rücken ge­gen ein ge­scheck­tes Ge­rät und gab sich sei­nen Er­in­ne­run­gen hin. Da­mals war er in sei­nen Neun­zi­gern, und die Se­ni­li­tät hat­te be­reits be­gon­nen, in ihm Fuß zu fas­sen.
    „Ur­sprüng­lich in­ter­es­sier­te ich mich für The­ra­pie­fak­to­ren und für Spiel­wer­te“, sag­te Dr. Da­vis-Stock­bridge. Da er selbst ein Ge­stalt­wand­ler war, hat­te er Schwie­rig­kei­ten, sich noch völ­lig an sei­ne ei­ge­ne Iden­ti­tät zu er­in­nern. Es gab Ta­ge, da war sein Ge­sicht ha­ger, sein Haar silb­rig; zu an­de­ren Zei­ten war er kür­zer, hat­te ein Halb­mond­kinn und einen kah­len, ro­sa Schä­del. Heu­te schi­en er ge­ra­de rich­tig zu sein, wenn man von ei­nem dün­nen, gel­ben Bart ab­sah.
    Die Ka­det­ten der Aka­de­mie des Cha­mä­le­on­korps, die sich im Mo­del­l­in­struk­ti­ons­raum ver­sam­melt hat­ten, hör­ten auf­merk­sam und schwei­gend zu. Da­vis-Stock­bridge hat­te das Ver­fah­ren er­fun­den, wel­ches das CK über­haupt er­mög­lich­te.
    „Die Co­le Stif­tung“, sag­te der al­te Arzt zu ih­nen, „hat­te an­ge­deu­tet, ja hat­te so­gar ge­schwo­ren, daß sie sich nur aus the­ra­peu­ti­schen, psych­ia­tri­schen Grün­den für das Da­vis-Stock­bridge-Ver­fah­ren in­ter­es­sie­re. Ich woll­te es vor­nehm­lich bei der Be­hand­lung von Iden­ti­täts­frag­men­ta­ti­on ein­set­zen. Das Rol­len­spiel hat­te einen leicht er­kenn­ba­ren Wert. Selbst im Al­ter von vier­zig Jah­ren wuß­te ich da­mals noch nicht, daß ich vom Amt für Po­li­ti­sche Spio­na­ge be­zahlt wur­de. Es fi­nan­zier­te mich über die Co­le Stif­tung. Ich hät­te es wis­sen müs­sen. Das APS hat­te nur spio­na­ge­zen­trier­tes In­ter­es­se an dem Pro­jekt und woll­te das Cha­mä­le­on­korps auf­bau­en, von An­fang an. Für euch jun­ge Bur­schen, die ihr die Passa­de, die Kunst, schnell aus ei­ner Rol­le in die an­de­re zu schlüp­fen, er­lernt, muß es schwer sein, das lang­wie­ri­ge Ver­fah­ren über euch er­ge­hen zu las­sen, das die schnel­le Tran­si­ti­on über­haupt erst mög­lich macht.“
    Da­vis-Stock­bridges Bart war ver­schwun­den, sein Ge­sicht war nun ei­ne Spur ha­ge­rer. „Aber wenn man nicht ge­fähr­li­che Gen­mu­ta­tio­nen ris­kie­ren will, muß die Kon­di­tio­nie­rung lang­sam ver­lau­fen. Mir ist in­zwi­schen klar ge­wor­den, daß be­reits die blo­ße Zeit­dau­er des Ver­fah­rens, des Trans­fi­gu­ra­ti­ons­trai­nings, den Da­vis-Stock­bridge-Pro­zeß

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