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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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Les­lie Ro­ver ges­ti­ku­lier­te mit dem ge­grill­ten Flü­gel, wisch­te sei­nen grin­sen­den Mund mit ei­ner Spit­zen­ser­vi­et­te ab und sag­te laut: „Ich weiß ja, daß das nicht ganz Ihr Stil ist, Gil. Aber die vier­und­zwan­zigs­te Eta­ge ist wirk­lich ei­ne ech­te Ent­span­nung, ei­ne Un­ter­bre­chung zwi­schen den in­ter­essan­te­ren Sa­chen, nicht?“
    Jol­son und der Ma­na­ger des Ver­gnü­gungs­turms be­fan­den sich in ei­nem si­mu­lier­ten Frei­luft­trakt: ein kla­rer, fah­ler Nach­mit­tags­him­mel, Fel­der mit wo­gen­dem, ho­hem gel­bem Gras, leuch­ten­de Vö­gel, die weit oben kreis­ten. Sie wa­ren von zahl­rei­chen lan­gen Ti­schen um­ge­ben, die al­le mit ab­ge­nutz­ten ka­rier­ten Tisch­de­cken be­deckt wa­ren. Hun­dert Gäs­te nah­men ein Pick­nickes­sen zu sich und san­gen rühr­se­li­ge und pa­trio­ti­sche Bal­la­den aus dem Bar­num-Sys­tem.
    „Bringt die­se Eta­ge auch viel ein?“ frag­te Jol­son.
    „Je kom­pli­zier­ter die Las­ter, um so simp­ler die Tu­gen­den“, sag­te Ro­ver.
    „Macht es Ih­nen was aus, wenn wir wei­ter­ge­hen?“ Jol­son stand auf. Noch im­mer hat­te er kei­ne Spur von Jen­ni­fer, und die Tat­sa­che, daß das Mäd­chen im Fox and Hounds ih­ren Na­men er­wähnt hat­te, stimm­te ihn be­sorgt.
    „Noch einen Re­frain“, sag­te Ro­ver. Er schlug mit dem knusp­ri­gen Flü­gel auf sei­nem Echt­papp­tel­ler den Takt.
     
    Die al­ter­tüm­li­che Dampf­wal­ze drück­te das schä­bi­ge Ge­bäu­de mit viel Ge­tö­se um, und das Pu­bli­kum ap­plau­dier­te. Fünf­zig mus­ku­lö­se Män­ner stürm­ten in die Are­na und mach­ten sich mit Atom­preß­luft­häm­mern über den Fels­bo­den her. Am an­de­ren En­de des großen Am­phi­thea­ters wa­ren zwei rie­si­ge Bull­do­zer und ein Ga­bel­stap­ler, die al­le an ein Ver­stär­ker­sys­tem mit acht Laut­spre­chern an­ge­schlos­sen wa­ren, da­bei, einen Mar­mo­rin­nen­hof auf­zu­rei­ßen. Die Men­ge sprang auf, wir­bel­te mit Hand­lärm­ma­schi­nen und brüll­te.
    „Das wer­den sie nie leid“, brüll­te Ro­ver Jol­son ins Ohr. „Un­se­re drei­ßigs­te Eta­ge ist wirk­lich ei­ne Gold­gru­be, Gil. Wis­sen Sie, auf Es­pe­ran­za sind Lärms­hows im­mer noch sehr be­liebt, auch wenn sie auf Bar­num selbst schon vor et­wa zehn Jah­ren aus der Mo­de ge­kom­men sein mö­gen. Wir ha­ben ei­ne Men­ge Gäs­te, die sich nost­al­gisch nach Lärm seh­nen.“
    „Was ich ei­gent­lich woll­te …“, fing Jol­son an.
    „Doch nicht et­wa noch ein Mäd­chen?“ Ro­ver lach­te und rieb sei­ne Knö­chel an Jol­sons kur­z­em blon­dem Haar. „Sie sind phan­tas­tisch, Gil!“
    „Kei­ne Mäd­chen mehr“, sag­te Jol­son. „Nein, ich dach­te an et­was Ru­hi­ge­res mit mehr Wett­be­werb.“ Er hat­te schon ge­nug Zeit auf die­ser Tour ver­schwen­det. Er muß­te her­aus­fin­den, was Ro­ver über Grup­pe A wuß­te und wo sich Jen­ni­fer be­fand. „Sport, Bob. Et­was, wo­bei man mit­ma­chen kann.“
    Ro­ver beug­te sich zur Sei­te und klatsch­te mit den Hän­den. „Wun­der­bar, Gil! He, ich ha­be ei­ne pri­ma Idee. Et­was echt Be­son­de­res! Wir sau­sen hoch in die fünf­und­drei­ßigs­te Eta­ge. Ich sor­ge da­für, daß wir das gan­ze Ter­rain nur für uns ha­ben.“
    „Und was gibt es auf Fünf­und­drei­ßig?“
    „Einen wirk­lich tol­len Dschun­gel, Gil“, sag­te Ro­ver. „Wir bei­de ge­hen ein biß­chen auf Groß­wild­jagd. Sie wer­den sich pri­ma amü­sie­ren, wenn Sie all die präch­ti­gen wil­den Tie­re se­hen, die wir aus al­len mög­li­chen Dschun­geln und Step­pen her­tele­por­tiert ha­ben. Macht echt Spaß, gi­gan­tisch. Was für Män­ner!“
    „Gut“, sag­te Jol­son. Als sie ih­re Bleich­sit­ze ver­las­sen hat­ten, grif­fen die Bull­do­zer den Ga­bel­stap­ler an.

 
12
     
    Der Auf­zug hielt einen Fuß über der Eta­gen­bo­den­hö­he der fünf­und­drei­ßigs­ten Eta­ge, und Jol­son und Ro­ver muß­ten ins ho­he, ste­chen­de Gras hin­ab­sprin­gen. Vor ih­nen lag ei­ne Lich­tung, und we­ni­ge Yards ent­fernt be­fand sich ei­ne Jagd­hüt­te. Hin­ter der Hüt­te er­streck­te sich ein ge­wal­ti­ger Dschun­gel, der in der Mit­tags­hit­ze

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