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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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die Trep­pen hin­auf­ge­stürzt und hielt ei­ne brand­neue Pis­to­le in der Hand. Die Raus­schmei­ßer war­fen sich auf sie, und Ro­ver hüpf­te zu Jol­son zu­rück. „Kom­men Sie hier ent­lang. Ich ha­be einen net­ten klei­nen Pri­vat­auf­zug. Den ha­ben mir ein paar Jungs von der Zwei­ten Han­dels­kam­mer bau­en las­sen. Vier Schlaf­plät­ze und ei­ne ei­ge­ne Bar.“
     
    Ro­ver half Jol­son in den wei­ßen Chir­ur­gie­kit­tel. „He, tut mir wirk­lich leid, daß Ih­nen die Dro­ge­ne­ta­ge nicht ge­fal­len hat“, sag­te Ro­ver. „Und un­ser Völ­le­rei­pa­vil­lon auch nicht.“
    „Ich hat­te schon ge­ges­sen, be­vor ich her­kam“, sag­te Jol­son.
    Sie be­fan­den sich auf der sech­zehn­ten Eta­ge in ei­nem ru­hi­gen, grau­en Kor­ri­dor. Ei­ne an­dro­ide Kran­ken­schwes­ter kam um die dunkle Ecke. Der be­wußt­lo­se Mann auf dem Roll­tisch, den sie vor sich her­schob, stöhn­te. Der Kit­tel der Kran­ken­schwes­ter war blut­be­spritzt.
    „Wirk­lich klas­se, wie?“ frag­te Ro­ver und knuff­te Jol­son in die Nie­ren­ge­gend.
    Der Pa­ti­ent stöhn­te noch ein wei­te­res Mal, be­vor er in einen an­de­ren grau­en Kor­ri­dor ge­scho­ben wur­de.
    „Sieht sehr echt aus“, sag­te Jol­son.
    Ro­ver be­deck­te sei­nen lä­cheln­den Mund mit der wei­ßen Ge­sichts­mas­ke. „Wir ver­wen­den ech­tes Blut. Die Kun­den zie­hen das vor, wie ich Ih­nen ja wohl nicht erst zu sa­gen brau­che.“ Er pack­te Jol­son und zerr­te ihn mit sich. „Wo ge­hen wir zu­erst hin, Gil? Heu­te abend ha­ben wir wirk­lich Glück, ei­ne ech­te Ope­ra­ti­on im Chir­ur­gie­saal, bei der wir zu­schau­en kön­nen. Hat et­was mit ei­nem Ma­gen­ge­schwür zu tun, ei­ne wirk­lich al­ter­tüm­li­che Krank­heit. Wir muß­ten den Pa­ti­en­ten und den Arzt aus dem Hin­ter­land von Murd­sto­ne her­tele­por­tie­ren las­sen. Ziem­lich um­ständ­li­che An­ge­le­gen­heit.“
    „Heu­te abend“, sag­te Jol­son, „steht mir der Sinn nicht so nach Chir­ur­gie.“
    „Ich bin froh, daß das nicht al­le sa­gen. Wir ha­ben hier in der sech­zehn­ten Eta­ge je­den Abend fünf­hun­dert Be­su­cher, und au­ßer­dem ist es nicht so sai­son­ab­hän­gig wie An­ti­grav-Hockey und Zwer­gen-Bas­ket­ball.“
    „Fünf­hun­dert Leu­te zah­len da­für, um bei ei­ner Ope­ra­ti­on zu­se­hen zu kön­nen?“
    „Wir ha­ben nicht nur Ope­ra­tio­nen zu bie­ten“, er­klär­te Ro­ver. Er zerr­te Jol­son durch ei­ne Tür mit der Auf­schrift ‚Trakt für un­heil­ba­re Krank­hei­ten’. „Hier ist un­ser neues­ter Li­zenz­be­trieb. Ich darf zwar kei­ne Zah­len nen­nen, aber wir sah­nen un­wahr­schein­lich ab da­mit.“
    Die­ser Kor­ri­dor war in mat­tem, fah­lem Braun ge­hal­ten. Durch ei­ne of­fen­ste­hen­de Tür war ein Mann zu se­hen, der auf ei­nem Steif­bett lag. Sein wei­ßer Kör­per war fast völ­lig von an­ge­schlos­se­nen Dräh­ten und Kanü­len über­sät. „Da­für zahlt der auch noch?“
    „Klar.“ Ro­ver lach­te. „Es ist das al­te Spiel, vor un­heil­ba­ren Krank­hei­ten zu flie­hen. Sie wis­sen doch, wie schön es ist, ei­ne Krank­heit über­wun­den zu ha­ben. Sie den­ken, jetzt wä­ren Sie end­gül­tig dran, da kommt man und ret­tet Sie, zerrt Sie vom Ab­grund zu­rück. Da­nach füh­len Sie sich bes­ser als je zu­vor. Aber man kann nicht ge­heilt wer­den, wenn man nicht vor­her krank war. Die Leu­te kön­nen sich ge­gen Be­zah­lung hier ein­lie­fern las­sen und be­kom­men ir­gend­ei­ne al­ter­tüm­li­che Krank­heit ver­paßt, an der sie nor­ma­ler­wei­se ga­ran­tiert kre­pie­ren wür­den. Ein paar Stun­den lei­den sie wie ver­rückt, das ge­naue Aus­maß hängt da­von ab, wie­viel sie be­zah­len, dann grei­fen wir ein und ku­rie­ren sie. Da­nach füh­len sie sich wun­der­bar. In un­se­rem Bar­num-Sys­tem ist es ja gar nicht mehr so leicht, ei­ne wirk­lich be­ängs­ti­gen­de Krank­heit zu be­kom­men, bei der gan­zen Ar­beit der Uni­ver­sa­len Ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on und so.“
    In ei­ni­ger Ent­fer­nung schrie ei­ne Frau kurz auf. „Lei­det da ge­ra­de je­mand?“
    „Nein“, sag­te Ro­ver, und sei­ne Ge­sichts­mas­ke zuck­te beim La­chen. „Was Sie ge­ra­de

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