Das Chaos-Casino
Gast in diesem Hoteil« brachte er schließlich hervor und versuchte immer noch, zu begreifen, was eigentlich geschehen war.
»Jetzt nicht mehr, Sir«, informierte ihn der Feldwebel. »Draußen werden Sie Ihr Gepäck vorfinden.«
»Aber ich habe doch gar nichts getan ! Ehrlich nicht!«
Wenn er auch das übliche Risiko seines auserwählten Berufs akzeptierte, teilte Lucas doch den Glauben und die Empörung des Durchschnittsmenschen, wenn er eines Verbrechens-über-führt wurde, obwohl er doch tatsächlich unschuldig war.
»Ich weiß, Sir.« Der Feldwebel zwinkerte ihm zu. »Wir waren es nur müde, auf Sie warten zu müssen. Würden Sie nun bitte hier entlang gehen?«
Plötzlich rückten sich die Dinge in Lucas’ Geist zurecht.
»Einen Augenblick mal«, sagte er. »Wenn mein Gepäck bereits auf mich wartet, dann muß es doch jemand schon gepackt haben, bevor Sie ...«
Er riß sich frei, blieb abrupt stehen und richtete wütend den Zeigefinger auf den Feldwebel.
»Sie haben mich reingelegt!« rief er. »Mit den Würfeln, die ich in der Hand hatte, war alles in Ordnung! Und der da ... der hat das zweite Paar in meine Tasche bugsiert!«
»Stimmt genau, Sir«, bestätigte Moustache lässig. »Aber die Würfel waren tatsächlich Ihre. Wir haben uns nur die Freiheit genommen, sie von Ihrem Zimmer in Ihre Tasche zu befördern, das ist alles.«
»Von meinem Zimmer?«
»Jawohl, Sir. Wenn Sie mir den Hinweis gestatten, Sir, es ist unklug, zwei Dutzend Extrawürfel in Ihrem Gepäck aufzubewahren, wenn Sie in einem Casino wohnen. Das macht unangenehme Burschen wie uns mißtrauisch, und nicht jeder ist so nett und verständnisvoll wie wir.«
»Was ... Sie haben mein Gepäck durchsucht? Bevor ich überhaupt irgendwas getan habe?«
»Wir haben nur die Interessen des Besitzers wahrgenommen, Sir«, sagte der Feldwebel.
»Aber das ist doch ... das ist ...«
»Ungesetzlich? Ganz recht, Sir. Es sieht so aus, als seien Sie nicht der einzige Ganove auf Loreley, aber das wissen Sie natürlich schon. Der eigentliche Trick besteht darin, sich nicht erwischen zu lassen, Sir. Würden Sie nun bitte hier entlang gehen?«
An einem Tisch in der Nähe des offenen Teils einer Casinobar gefläzt, sahen Doc und Tiffany, wie die Prozession vorbeimarschierte.
»Weißt du«, sagte Doc, »das sieht wirklich so aus, als könnte es Spaß machen. Vielleicht sollte ich ein Gesuch einreichen, gelegentlich auch mal regulären Dienst zu schieben. Wäre dann wenigstens ein Vorwand, die ganze Zeit diese Uniformen tragen zu dürfen.«
Die Schauspielerin zog eine Schnute, als sie an ihrem Drink nippte.
»Das ist mit Sicherheit angenehmer, als Dee Dee fünfmal am Tag mit Make-up zu beschmieren«, meinte sie. »Ist doch nicht zu fassen, erst macht sie so einen Riesenaufstand, daß sie nicht mit einer Live-Mannschaft auf die Bühne will, und jetzt, nachdem der Computer in der Reinigung war, besteht sie darauf, daß wir bei den Auftritten weitermachen.«
»Ich muß zwar nur die Vorhänge bedienen«, sagte Doc, »aber ich weiß, was du meinst. Trotzdem, es kommt dem Showbusiness immer noch näher, als herumzustehen und den ganzen Tag zu beobachten, wie Betrunkene ihr Geld verlieren.«
»Für dich vielleicht, Doc. Aber du bist es ja auch gewöhnt, hinter den Kulissen zu arbeiten. Für jemanden wie mich, der immer in der einen oder anderen Form im Mittelpunkt gestanden hat, ist das ein echter Abstieg. Wache zu schieben wäre wenigstens eine Art von Rollenspiel.«
Der Stuntman hob eine Augenbraue. »Du klingst etwas niedergeschlagen, Tiff. Irgendwelche Sorgen?«
»Ach, ich habe mir nur etwas anderes vorgestellt, als ich unterschrieben habe«, sagte sie und verzog das Gesicht. »Oder nach unserer Überraschungseinweisung.«
»Ich verstehe«, erwiderte Doc; dann veränderte er seine Sitzhaltung, um ostentativ an die Decke zu blicken. »Das hat wohl nicht zufälligerweise etwas mit deinen Bemühungen zu tun, unseren Hauptmann zu bezirzen?«
Tiffany funkelte ihn einen Augenblick böse an; dann brach sie in ein wehmütiges Lächeln aus.
»Bingo!« Sie lachte. »Nun, als wir unterwegs auf dem Schiff waren, habe ich geglaubt, daß er nur beschäftigt ist, weil er diese Operation plante, und daß ich mehr von ihm zu sehen bekommen würde, wenn wir uns hier erst einmal eingerichtet hätten. Aber jetzt, da wir im Showsaal arbeiten, bekomme ich noch weniger von ihm zu sehen als an Bord.«
Lächelnd signalisierte Doc dem Barkeeper, ihnen eine weitere Runde zu
Weitere Kostenlose Bücher