Das Chaos-Casino
bringen. »Um ehrlich zu sein, Tiffany«, sagte er, »ich glaube nicht, daß es einen großen Unterschied machen würde. Nach allem, was ich gesehen habe, ist unser Furchtloser Führer mit seiner Arbeit so gut wie verheiratet. Alle, mit denen ich gesprochen habe, sagen ungefähr dasselbe - daß sie nicht so viel Zeit mit dem Hauptmann verbringen können, wie sie es gerne täten - während sie sich gleichzeitig darüber beklagen, daß er sich möglicherweise übernehmen könnte. Alles in allem glaube ich, daß er nicht gerade ein Spielgefährte ist, egal wie verlockend der Köder sein mag oder wie oft man ihm zuwinkt.«
Mit einem Lächeln legte die Schauspielerin ihm die Hand auf den Arm.
»Danke, Doc«, sagte sie. »Das hilft mir schon ein bißchen. Vielleicht liegt es ja auch daran, daß ich diese Tage so viel Zeit am Schminktisch zubringe. Jedenfalls erwische ich mich immer öfter dabei, wie ich in den Spiegel schaue und mich frage: >Bist du nicht mehr attraktiv? Ist deine Zeit abgelaufen?< Ich schätze, ein bißchen Unsicherheit gehört wohl zu dem Job ... oder auch dazu, eine Frau zu sein, wenn man es genau nimmt.«
»Nun, was immer es auch sein mag, ich finde dich ausgesprochen attraktiv«, bemerkte der Stuntman mit einem Augenzwinkern. »Und das ist auch nicht nur meine Meinung. Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, Junior hat es ernsthaft auf dich abgesehen.«
»Ich weiß!« rief Tiffany augenrollend. »Ich will dir was sagen, Doc, ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll. Jedesmal, wenn ich mich umdrehe - wo auch immer -, steht er da und erbietet sich, irgendwelche Besorgungen für mich zu erledigen, oder er starrt mich einfach nur an, als wäre ich gerade einer Muschelschale entstiegen oder so was. Ich meine, er ist ja wirklich ein netter Junge, aber mehr auch nicht. Ein Kind!«
Doc grinste. »So jung ist er nun auch wieder nicht. Du solltest dich mal mit ihm unterhalten. Geistig ist er schon recht reif. Und es könnte ihm auch helfen, wenn er dich mehr als Person und weniger als Göttin sieht.«
»Ja, das könnte ich mal versuchen. Weißt du, wenn man alles bedenkt, ist er wirklich irgendwie ...«
»Entschuldigen Sie bitte.«
Die beiden brachen Ihr Gespräch ab, als eine junge Frau in einem kurzen, engen Rock, möglicherweise eines der Showgirls, an ihren Tisch trat.
»Ich dachte, Sie sollten es erfahren ... da draußen liegt ein Verletzter.«
»Was?« Doc starrte sie verständnislos an; er war etwas verwirrt von dem plötzlichen Themenwechsel.
»In der Seitenstraße neben dem Casino«, erklärte die Frau, »liegt ein Mann auf dem Boden.«
»Wie kommen Sie darauf, daß er verletzt ist?«
»Ich weiß es nicht ... er bewegt sich nicht. Vielleicht ist er auch nur betrunken. Ich bin nicht so dicht an ihn rangegangen. Ich dachte nur, ich sollte es jemandem melden, und Sie sind die ersten Leute in Uniform, denen ich begegnet bin.«
»Danke«, sagte Doc. »Wir kümmern uns drum.«
»Wir?« fragte Tiffany und legte den Kopf schräg, als die Frau wieder fortging.
»Na klar. Warum denn nicht?« fragte der Stuntman, stand auf und fischte in seinen Taschen nach Geld für die Rechnung. »Haben wir uns denn nicht beide gerade eben noch darüber beklagt, daß wir nur Kulissen schieben dürfen? Außerdem, vergiß nicht, was die Gäste betrifft, gehören wir ebenso zum Sicherheitspersonal wie alle anderen in schwarzer Uniform. Wir würden aus der Rolle fallen, wenn wir jetzt noch jemand anderen suchten, den wir losschicken könnten, anstatt selbst hinzugehen.«
Die Schauspielerin sah sich im Casino um, doch von den regulären Soldaten war niemand in Sicht.
»Du hast wahrscheinlich recht«, sagte sie und nahm ihre Geldbörse auf. »Ich schätze, wir werden es schon deichseln.«
»Natürlich werden wir das«, versicherte Doc. »Wir sind zu zweit, und er ist allein, und außerdem ist er ja angeblich betrunken. Und falls er irgendwelchen Ärger macht, ich bin ja schließlich bewaffnet, nicht wahr?«
Er tätschelte die Betäubungspistole in seinem Hüfthalter.
Tiffany rollte mit den Augen.
»Bitte, fang bloß nicht an, bei mir den Macho zu spielen, Doc. Du spreizt dich doch sonst nicht wie ein Pfau. Und das gefällt mir.«
»Tut mir leid«, entschuldigte sich der Stuntman gleichmütig. »Mit Schauspielern und Militärtypen zusammen zu sein, scheint in mir den Hang zum Melodramatischen zu wecken. Aber im Ernst, Tiff, ich schätze, wir brauchen nur mal nachzusehen, worum es geht, dann können
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