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Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Titel: Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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Isaak hinein und behauptet vor seinem blinden Vater, Esau zu sein. Isaak kommt es zwar vor, als höre er Jakob sprechen, aber der Geruch von Esaus Kleidern und dessen raue behaarte Hände überzeugen Isaak schließlich, dass er es mit Esau zu tun hat. Also segnet er ihn.
    Danach erst kommt Esau zurück. Nun fliegt der Schwindel auf, aber es ist zu spät. Jeder Vater hat nur einen Segen, kann ihn nur einmal erteilen und nicht wieder zurücknehmen. Esau brennt vor Zorn, hegt Mordgedanken gegen seinen Bruder. Jakob merkt das und macht sich aus dem Staub, flieht mit Rebekkas Unterstützung zu seinem Onkel Laban, wo er so lange bleiben soll, bis Gras über die Sache gewachsen ist.
    Auf dem Weg zu Laban erscheint Jakob, dem Gauner, doch tatsächlich Gott im Traum und beglaubigt ihn als rechtmäßigen Nachfolger von Abraham und Isaak, indem er auch Jakob verspricht, was er zuvor schon dessen Vater und Großvater versprochen hat: Land, Nachkommen, ein Segen für die Völker.
    Und Jakob bleibt Jakob. Statt Schuldgefühle zu hegen, Reue zu zeigen, an sich selbst zu zweifeln und Gott zu fragen, ob einer wie er denn wirklich würdig sei, in die Fußstapfen Abrahams und Isaaks zu treten, und statt erschüttert zu sein von der Gottesbegegnung, benimmt Jakob sich wie bei einem gewöhnlichen Viehhandel und stellt Bedingungen: So Gott wird mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, den ich reise, und mir Brot zu essen geben und Kleider anzuziehen und mich in Frieden wieder heim zu meinem Vater bringen, so soll der Herr mein Gott sein . (1 Mose 28, 20–21) Ein harter Brocken, dieser Jakob. Gott wird sich anstrengen müssen.
    Und Gott läst sich auf den Handel ein. Nach Jahrzehnten kehrt Jakob reich gesegnet mit Gütern, Herden, Frauen und Kindern in die Heimat zurück, um Esau um Vergebung zu bitten und das Erbe seines Vaters anzutreten.
    Esau ist großmütig, vergibt seinem Bruder, fällt ihm weinend um den Hals. Die Versöhnung gelingt.
    Ganz offensichtlich ist diese Geschichte nach außen erzählt, besonders in Richtung des Nachbarvolkes der Edomiter, mit dem Israel in Frieden leben möchte. Esau, der sich eine heidnische Frau aus Kanaan genommen hatte, ist der Stammvater dieser Edomiter. Ihnen sagt Israel: Wir sind Brüder. Auch wenn wir nicht euren Gott anbeten können, muss das nicht zum Bruderzwist führen, denn unsere Stammväter Jakob und Esau haben sich versöhnt, sind in Frieden voneinander geschieden, und das Unrecht lag ganz bei uns, den Nachkommen Jakobs. Aber Esau hat Jakob vergeben.
    Vorausgegangen ist dieser Versöhnung allerdings ein merkwürdiges Ereignis, und diese Geschichte wird nach innen erzählt, richtet sich an die Adresse Israels: Nach dem Aufbruch zur Rückkehr in Isaaks Haus gelangt Jakob in der Nacht mit seinem Tross an den Fluss Jabbok. An einer Furt führt er die ganze Karawane ans andere Ufer, wo alle lagern und nächtigen. Er selbst kehrt aber noch einmal auf die andere Flussseite zurück, um dort allein zu bleiben.
    Da taucht plötzlich aus dem Nichts ein Mann auf und verwickelt Jakob in einen zähen Ringkampf, der sich bis in die Morgenstunde hinzieht. Der Mann ist Gott. Es gelingt ihm nicht, Jakob niederzuringen, und darum fügt er ihm eine Verletzung an der Hüfte zu, sodass Jakob fortan hinkt.
    Im Morgengrauen, Jakob weiß noch nicht, dass er mit Gott ringt, sagt der Mann: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Jakob antwortet : Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Der Fremde fragt: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob . Nun erst gibt sich Gott zu erkennen und sagt: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist obgelegen. Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst. (1 Mose 32, 23–30)
    Jakob verlässt die Stätte dieser seltsamen Begegnung mit dem Gedanken: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen. (1 Mose 32, 31)
    Was steckt hinter dieser märchenhaften Schilderung? Möglicherweise wollte Jakob sich in jener Nacht auf die am nächsten Tag anstehende Begegnung mit dem gefürchteten Bruder Esau vorbereiten. Wie soll er ihm begegnen, was soll er ihm sagen, und wie, in welchem Ton, mit welcher Mimik und Gestik?
    Möglicherweise hat das Nachdenken darüber eine Kaskade von Erinnerungen, Gedanken, Assoziationen, Schuldgefühlen, Ängsten und Fragen ausgelöst. Vielleicht hat Jakob in jener Nacht sein ganzes

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