Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)
Josef bekommt von Jakob immer die besten und schönsten Kleider, und Josef trumpft gegenüber seinen Brüdern mit einem leicht überbordenden Selbstbewusstsein auf. Außerdem verpetzt er die anderen bei seinem Vater. Das erweckt deren Neid und Hass. Wieder einmal riecht es nach Brudermord. Ruben kann das gerade noch verhindern. Aber er kann nicht verhindern, dass die anderen Brüder weit draußen bei den Herden, fern vom Vaterhaus, Josef eines Tages an eine vorbeiziehende Karawane als Sklaven verkaufen. Dem Vater erzählen die Brüder, ein wildes Tier habe Josef getötet.
Josef gerät mit der Karawane nach Ägypten und wird dort als Sklave an Potifar, den Kämmerer des Pharao, verkauft. Der Kämmerer merkt schnell, dass Josef tüchtig und zuverlässig ist und betraut ihn daher mit immer mehr und immer verantwortungsvolleren Aufgaben. Als Josef schließlich auch noch die Träume des Pharao einleuchtend deutet und sieben fette und sieben magere Jahre voraussagt, verbunden mit dem Rat, in den fetten Jahren Vorräte für die mageren Jahre anzulegen, steigt Josef zum engsten Vertrauten des ägyptischen Königs auf und führt praktisch die Geschäfte des Landes.
Es kommt, wie er vorhergesagt hat. Auf sieben fette Jahre folgen sieben magere, nicht nur in Ägypten, sondern weit über dessen Grenzen hinaus. Josefs Ansehen am Hof des Pharao und in ganz Ägypten steigt auf den Höhepunkt.
Auch in Kanaan herrscht Dürre. Dort ereilt die Hungersnot Josefs Vater Jakob und dessen Clan. Weil aber in Ägypten dank der weisen Voraussicht Josefs vorgesorgt wurde, werden hier nun die Kornspeicher geöffnet und die Vorräte an das Volk verkauft. Das spricht sich bis Kanaan herum. Auch Jakob hört davon und schickt seine Söhne nach Ägypten zum Kornholen.
Als diese dort ankommen, weiß Josef sofort, mit wem er es zu tun hat, aber seine Brüder, für die er längst tot oder auf immer verschollen ist, erkennen ihn nicht, weil sie im Traum nicht damit rechnen, ihrem verkauften Bruder ausgerechnet am Hof des Pharao in einer so hohen Stellung zu begegnen. Nachdem er seine Brüder eine Zeit lang an der Nase herumgeführt hat, gibt Josef sich zu erkennen. Es kommt zu ergreifenden Szenen und zur Versöhnung. Dann werden der Vater und die ganze Familie samt ihrem Vieh mit dem herzlichen Einverständnis des Pharao nach Ägypten geholt, wo sie in Gosen, dem besten Teil des Landes, wohnen und ihr Vieh weiden dürfen.
Jakob stirbt in Ägypten, segnet seine zwölf Söhne, und wieder wird das herrschende Schema gebrochen. Den eigentlichen Vatersegen, den nur einer erhalten kann, bekommt nicht Ruben, der Erstgeborene, auch nicht Josef, Jakobs Lieblingssohn und Retter der ganzen Familie, sondern Juda – derjenige, der dem späteren Volk den Namen geben wird.
Jakobs und Josefs Nachfahren sind jetzt in Ägypten. Nach Aussagen der Bibel bleiben sie dort über mehrere Generationen hinweg und wachsen zu einem Volk heran, doch die ägyptische Geschichtsschreibung weiß nichts davon. Auch nichts von Jakob und Josef, und es ist bis heute nicht klar, welcher Pharao es gewesen sein soll, dem Josef gedient hatte. Noch immer bewegen wir uns im Reich der Mythen, Sagen und Legenden.
Aber im zweiten Buch Mose heißt es, es seien «Habiru» zum Bau der Städte Pitom und Ramses herangezogen worden. Habiru waren Fronarbeiter. In der Bibel wurden daraus die «Hebräer», die als die Vorfahren Israels gelten. Unter diesen Habiru müssen also die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs gelebt haben.
Pitom und Ramses wurden unter Ramses II. gebaut, und der lebte von 1301 bis 1234 vor Christus. Also haben zu dieser Zeit, vor rund 3300 Jahren, Israels Vorfahren zum ersten Mal als historisch existente Gruppe die Bühne der Welt betreten – lange vor der Gründung Roms, dennoch vergleichsweise spät, denn zwischen Jordan, Euphrat, Tigris und Nil waren zu diesem Zeitpunkt schon viele Völker und Kulturen aufgestiegen, abgestiegen und wieder verschwunden.
Dass die Ägypter etwas von der Existenz Israels wussten, dafür gibt es bisher nur einen einzigen richtigen Beweis, die Israel-Stele aus der Zeit des Pharao Merenptah (ca. 1210 v. Chr.). Aber diese Stele hat es in sich, denn auf ihr wird Israel, kaum dass es als ganz junges Volk in die Geschichte eingetreten ist, schon wieder für tot erklärt: Israel liegt brach, es hat keinen Samen mehr.
Das darf man nicht im landwirtschaftlichen Sinn verstehen, so, als ob in Israel wieder Dürre herrsche und dort nichts
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