Das Comeback
Lamberts Haus in Palisades gefaxt. Er hat es unterschrieben zurückgefaxt. Edgar und Rider haben fast die ganze Nacht in deinem kleinen Bungalow in Hollywood verbracht. Unter anderem wurden eine Nikon-Kamera mit Tele beschlagnahmt und diese Fotos. Sie lagen unter deiner Matratze, Powers.«
Er machte eine Pause, um es wirken zu lassen. Powers’ Augen verdüsterten sich.
»Ach, wir haben noch was gefunden.« Bosch griff nach unten und holte den Karton hervor. »Das war im Speicher bei den Weihnachtssachen.«
Er leerte den Inhalt auf dem Tisch aus, und die Geldbündel fielen überall hin, einige auf den Boden. Bosch schüttelte den Karton, um sicherzustellen, daß alles herausgefallen war, und warf ihn dann auf den Boden. Er schaute Powers an. Dessen Augen tanzten wie verrückt über die dicken Geldbündel. Bosch wußte, daß er ihn hatte. Und daß er Veronica Aliso dafür zu danken hatte.
»Nun, ich persönlich glaube nicht, daß du so dumm bist«, sagte Bosch ruhig. »Ich meine, warum würdest du die Fotos und das Geld im Haus aufbewahren. Aber ich habe schon Verrückteres erlebt. Aber wenn ich wetten müßte, würde ich sagen, daß du nicht wußtest, daß es da war, weil du es nicht dort versteckt hast. Aber was soll’s, es ist mir egal. Wir haben dich, und wir lösen den Fall, das ist alles, was mich interessiert. Es wäre schön, wenn wir sie auch schnappen könnten. Aber das macht nichts. Wir brauchen sie für dich. Mit den Fotos und ihrer Story und all dem anderen Zeug, worüber wir hier geredet haben, überführen wir dich mit Leichtigkeit des Mordes. Dazu kommt noch Vorsatz und Auflauern. Das ist straferschwerend, Powers. Du kannst mit zwei Sachen rechnen: die Nadel oder lovE.«
Er benutzte die Abkürzung lovE . Jeder Verbrecher und jeder Cop wußte, es bedeutete lebenslänglich ohne vorzeitige Entlassung.
»Egal«, fuhr Bosch fort, »ich schätze, ich laß dir jetzt das Telefon bringen, damit du deinen Anwalt anrufen kannst. Such dir einen guten aus. Nicht eine von diesen Primadonnen vom O.J.-Prozeß. Du brauchst jemanden, der gute Arbeit außerhalb des Gerichtssaals leistet – bei den Verhandlungen.«
Er stand auf und wandte sich zur Tür. Mit der Hand auf dem Türknopf schaute er zu Powers zurück.
»Weißt du, du tust mir leid, Powers. Ich meine, schließlich bist du der Cop, und ich hoffte, daß wir dir eine Chance geben könnten und nicht ihr. Ich komme mir vor, als würden wir die falsche Person mit dem Hammer über den Kopf hauen. Aber das gehört wohl zu den Gefahren des Großstadtlebens. Jemand muß dran glauben.«
Er drehte sich um und öffnete die Tür.
»Fotze!« sagte Powers mit stiller Eindringlichkeit.
Dann flüsterte er etwas vor sich hin, das Bosch nicht verstehen konnte. Bosch schaute wieder zu ihm hin. Er wußte, daß er jetzt nichts sagen durfte.
»Es war ihre Idee«, sagte Powers. »Die ganze Sache. Sie hat mich hereingelegt, und jetzt legt sie dich herein.«
Bosch wartete einen Moment, aber es kam nichts mehr.
»Soll das heißen, du willst mit mir sprechen?«
»Ja, Bosch, setz dich. Vielleicht können wir etwas aushandeln.«
Um neun Uhr saß Bosch im Büro des Lieutenants und informierte sie über den neuesten Stand der Dinge. Er hielt einen leeren Styroporbecher in der Hand, warf ihn aber nicht in den Papierkorb. Er benötigte ihn als Erinnerungsstütze, daß er sich Kaffee besorgen mußte. Er fühlte sich müde und zerschlagen, und die Säcke unter seinen Augen waren so dick, daß es fast schmerzte. Im Mund hatte er einen ekelhaften Geschmack nach all dem Kaffee und den vielen Zigaretten. In den letzten zwanzig Stunden hatte er nur Schokoladenriegel gegessen, und sein Magen begann schließlich zu protestieren. Er hatte die letzte Runde mit Powers gewonnen, und bei diesem Kampf zählte nur die letzte Runde.
»Also hat er dir alles erzählt?« sagte Billets.
»Seine Version«, sagte Bosch. »Er gibt ihr die Schuld für alles. Das war nicht anders zu erwarten. Du darfst nicht vergessen, daß er glaubt, daß sie im anderen Zimmer sitzt und ihm alles anhängt. Also beschreibt er sie als böse schwarze Witwe. Als ob er keinen unreinen Gedanken in seinem Leben gehabt hätte, bevor er sie traf.«
Er setzte den Becher an seine Lippen und merkte dann, daß er leer war.
»Aber sobald wir sie hier haben, und sie weiß, daß er redet, werden wir wahrscheinlich ihre Version hören«, sagte er.
»Wann sind Jerry und Kiz weg?«
Bosch schaute auf seine Uhr.
»Vor ungefähr
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