Das Comeback
vierzig Minuten. Sie sollten jede Minute zurück sein.«
»Warum bist du nicht raufgefahren, um sie herzuholen?«
»Ich weiß nicht. Ich dachte mir, ich hatte Powers. Also konnten sie sie übernehmen. So ist es gerechter verteilt.«
»Paß auf. Wenn du so weitermachst, verlierst du noch deinen Ruf als harter Typ.«
Bosch lächelte und schaute verlegen in seinen Kaffeebecher.
»Also, was ist der Kern seiner Geschichte?« fragte Billets.
»Der Kern stimmt mit unserer Theorie überein. Er fuhr dort rauf, um die Einbruchsmeldung aufzunehmen, und daraus ergab sich alles weitere. Er sagt, sie hätte zu flirten angefangen … und im nächsten Moment hätten sie im Bett gelegen. Er begann öfter und öfter auf Streife durch das Villenviertel zu fahren, und sie kam morgens zu seinem Bungalow, wenn Tony zur Arbeit fuhr oder in Vegas war. So wie er es beschreibt, wickelte sie ihn total ein. Der Sex war gut und exotisch. Er war ihr ziemlich verfallen.«
»Dann hat sie ihn gebeten, Tony zu beschatten.«
»Richtig. Bei seinem ersten Trip nach Vegas beschattete Powers nur Tony. Er kam mit einem Haufen Fotos von Tony und dem Mädchen und vielen Fragen zurück. Er wollte wissen, mit wem sich Tony dort traf und warum. Er war nicht dumm und merkte, daß Tony in irgend etwas verstrickt war. Veronica habe ihm dann alles erzählt – sie kannte jedes Detail, jeden Mafioso beim Namen. Sie erzählte ihm auch, um wieviel Geld es ging. Und dann faßten sie einen Plan. Sie sagte ihm, daß Tony sterben müsse. Hinterher gebe es nur noch sie beide und viel Geld. Sie erzählte ihm, daß Tony Extra-Geld abgeschöpft hatte, über sein Entgelt fürs Geldwaschen hinaus. Seit Jahren. Es seien mindestens ein paar Millionen im Topf, was sie ihm abnähmen, wenn sie ihn umbrächten.«
Bosch stand auf und fuhr fort, während er vor ihrem Schreibtisch auf und ab ging. Er war zu müde, um lange sitzen zu können, ohne von der Müdigkeit übermannt zu werden.
»Und das war der Grund für den zweiten Trip. Powers beobachtete Tony noch einmal, um die nötigen Informationen zu beschaffen. Er beschattete auch den Typen, von dem Tony das Geld bekam, Luke Goshen. Er hatte offensichtlich keine Ahnung, daß er ein FBI-Agent war. Sie entschieden sich, Goshen die Sache in die Schuhe zu schieben und es so zu inszenieren, daß es wie ein Mafia-Mord aussah – à la Musiktruhe.«
»Es ist ziemlich kompliziert.«
»Das stimmt. Er sagt, sie hätte das Ganze geplant, und ich glaube sogar, daß das die Wahrheit sein könnte. Ich glaube, Powers ist schlau, aber nicht so schlau. Die ganze Sache war Veronicas Plan und er war ein bereitwilliger Mitspieler. Was er nicht wußte, war, daß sie ein Hintertürchen für sich in den Plan eingebaut hatte.«
»Er war das Hintertürchen.«
»Genau. Sie arrangierte alles so, daß er als Alleinschuldiger dastehen würde, wenn wir ihnen auf die Spur kämen. Er sagte, er habe ihr einen Schlüssel zu seinem Bungalow auf der Sierra Bonita Avenue gegeben. Sie muß diese Woche dorthin gegangen sein, die Fotos unter die Matratze gesteckt und den Geldkarton auf den Speicher gebracht haben. Intelligente Frau. Klever gemacht. Wenn Jerry und Kiz mit ihr herkommen, weiß ich schon, was sie sagen wird. Es sei alles seine Schuld, er wäre von ihr besessen. Sie hätten eine Affäre gehabt, aber sie habe Schluß gemacht. Er hätte dann von sich aus ihren Mann umgebracht. Als sie begriffen habe, was passiert war, habe sie nichts sagen können. Er zwang sie mitzuspielen. Sie hatte keine Wahl. Er sei Polizist und habe ihr gesagt, daß er ihr alles anhängen könnte, falls sie nicht mitspielen würde.«
»Eine gute Geschichte. Ich glaube sogar, sie könnte sie immer noch einer Jury verkaufen. Sie könnte freigesprochen werden.«
»Vielleicht. Aber es gibt immer noch ein paar Sachen zu erledigen.«
»Was ist mit dem Geld, das er abgeschöpft hat?«
»Gute Frage. Geld in der Höhe ist auf keinem von Alisos Konten aufgetaucht. Powers sagte, es sei in einem Bankschließfach, aber sie habe ihm nie genau gesagt, wo. Es muß irgendwo sein. Wir werden es finden.«
»Falls es existiert.«
»Ich glaube ja. Sie hat eine halbe Million in Powers’ Haus versteckt, um ihn der Polizei auszuliefern. Das ist viel Geld für ein Hintertürchen, es sei denn, du hast ein paar Millionen irgendwo versteckt. Das ist, was …«
Bosch schaute durch das Glas ins Großraumbüro. Edgar und Rider kamen auf das Büro des Lieutenants zu. Veronica Aliso war nicht bei
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