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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sich beim Verhör so cool verhalten hätte, wenn er wußte, daß die Sachen in seinem Haus sind. Meiner Ansicht nach steckt sie dahinter. Sie will ihm die ganze Schuld anhängen. Wenn wir sie aufs Revier holen, wird sie uns irgendeine Geschichte erzählen, daß der Typ von ihr besessen war. Wenn sie das geringste Talent zum Schauspielen hat, wird sie uns erzählen, daß sie eine Affäre mit ihm hatte und dann Schluß machte, er sie aber nicht in Ruhe ließ. Er brachte ihren Mann um, damit er sie für sich allein haben konnte.«
    Bosch lehnte sich zurück und wartete auf Antwort.
    »Der Plan ist gut«, sagte Rider. »Er könnte funktionieren.«
    »Leider werden wir ihre Story nicht glauben«, sagte Bosch.
    »Was springt bei der Sache für sie heraus?« fragte Edgar, der sich weigerte, seine Einwände fallen zu lassen. »Sie gibt das Geld weg, indem sie es bei ihm versteckt. Was bleibt für sie übrig?«
    »Das Haus, die Autos, Lebensversicherung«, sagte Bosch. »Was noch von der Firma übrig geblieben ist – und die Chance davonzukommen.«
    Aber die Antwort war nicht überzeugend, und er wußte es. Eine halbe Million Dollar war viel Geld, um jemanden an die Polizei zu verkaufen. Es war die schwache Stelle in der Theorie, die er sich gerade ausgedacht hatte.
    »Sie wurde ihren Mann los«, sagte Rider. »Vielleicht war ihr das allein wichtig.«
    »Er hat sie seit Jahren betrogen«, sagte Edgar. »Warum jetzt? Was war diesmal anders?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Rider. »Aber etwas war diesmal anders, oder es gibt etwas anderes, von dem wir noch nicht wissen und das wir herausfinden müssen.«
    »Viel Glück«, sagte Edgar.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Bosch. »Falls es jemand weiß, dann Powers. Ich will ihn überlisten, und ich glaube, ich weiß wie. Kiz, hast du noch das Video von Veronicas Film?«
    » Opfer der Begierde? Ja, es ist in meiner Schublade.«
    »Hol es und steck es in den Videorecorder im Büro des Lieutenant. Ich hol mir noch Kaffee und treff euch dort.«
    Bosch betrat die Verhörzelle Drei mit dem Karton voll Geld, den er so gedreht hatte, daß die Aufschrift Weihnachten nicht zu sehen war. Er hoffte, es sah aus wie ein normaler Karton. Er achtete vergeblich auf ein Zeichen des Erkennens. Powers saß immer noch so, wie Bosch ihn verlassen hatte. Kerzengerade, die Arme auf dem Rücken, als würde er sich freiwillig so hinsetzen. Er sah Bosch mit unbeweglicher Miene an, bereit, die nächste Runde auszufechten. Bosch stellte den Karton außer Sicht auf den Boden und setzte sich wieder Powers gegenüber. Dann griff er nach unten, öffnete den Karton und holte einen Kassettenrecorder heraus und einen Aktendeckel. Er legte alles sichtbar auf den Tisch.
    »Ich hab dir gesagt, Bosch, keine Tonbandaufnahmen. Falls eine Kamera hinter dem Glas läuft, verletzt du meine Rechte.«
    »Keine Kamera, kein Bandaufnahmen, Powers. Ich brauch das nur, um dir was vorzuspielen … Wo waren wir?«
    »An dem Punkt, wo du entweder was vorweist oder die Klappe hältst. Entweder läßt du mich jetzt laufen oder holst meinen Anwalt her.«
    »Nun, ein paar Sachen haben sich in der Zwischenzeit ereignet. Ich dachte mir, du würdest gerne Bescheid wissen. Ich meine … bevor du so eine wichtige Entscheidung triffst.«
    »Fuck you. Ich hab diesen Mist satt. Gib mir das Telefon.«
    »Hast du eine Kamera, Powers?«
    »Ich hab gesagt, gib … Eine Kamera? Was ist damit?«
    »Hast du eine Kamera? Es ist eine ziemlich einfache Frage.«
    »Ja. Jeder hat eine Kamera. Was ist damit?«
    Bosch studierte ihn einen Moment. Er fühlte, wie sich das Gleichgewicht und die Kontrolle zu verlagern begannen. Es bewegte sich von Powers über den Tisch zu ihm. Er konnte es fühlen. Bosch setzte ein dünnes Lächeln auf. Powers sollte merken, daß er von diesem Punkt an die Kontrolle zu verlieren begann.
    »Hattest du die Kamera dabei, als du im März in Vegas warst?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht. Ich nehme sie immer in den Urlaub mit. Ich wußte nicht, daß das ein Verbrechen ist. Was wird sich das verdammte Justizministerium als Nächstes ausdenken?«
    Bosch ließ ihn lächeln, verzog aber selbst keine Miene.
    »Ach so bezeichnest du deinen Besuch in Vegas, einen Urlaub«, sagte er ruhig.
    »Ja, so bezeichne ich es.«
    »Eigenartig, Veronica hat eine andere Bezeichnung dafür.«
    »Davon weiß ich nichts, ich kenn sie kaum.«
    Seine Augen wandten sich kurz von Bosch ab. Es war das erste Mal und wieder fühlte Bosch, wie sich das Gleichgewicht

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