Das Comeback
vor, der den Eindringling zeigte.
»Die Überwachungskamera macht alle sechs Sekunden eine Aufnahme. Es sieht also überdreht und zappelig aus, aber wir haben den Typen auf Band.«
Er drückte auf die Abspieltaste, und auf dem Bildschirm erschien ein körniges Schwarzweißbild des Innenhofs und der Vorderseite des Tyronne-Power-Gebäudes. Dem Licht nach schien es in der Dämmerung zu sein. Auf dem Zeitanzeiger unten auf dem Bild stand zwanzig Uhr dreizehn und das gestrige Datum.
Bosch stellte das Gerät auf Zeitlupe, aber die Sequenz, die er Billets zeigen wollte, zog schnell vorbei. In sechs schnellen Bildern ging ein Mann zur Tür, beugte sich über den Türknopf und verschwand dann im Gebäude.
»Die tatsächliche Zeit an der Tür beträgt dreißig bis fünfunddreißig Sekunden«, sagte Rider. »Auf dem Video sieht es vielleicht aus, als hätte er einen Schlüssel. Aber das ist zu lange, um mit einem Schlüssel eine Tür zu öffnen. Das Schloß wurde aufgebrochen. Von jemandem, der gut und schnell arbeitet.«
»Okay, hier kommt er wieder raus«, sagte Bosch.
Auf dem Zeitanzeiger stand zwanzig Uhr siebzehn, als der Mann wieder in der Tür erschien. Das Bild sprang, und der Mann war im Innenhof auf dem Weg zum Abfallkorb, dann sprang es wieder, und der Mann bewegte sich weg vom Abfallkorb. Dann war er verschwunden. Bosch spulte das Band zum letzten Bild zurück. Es war die beste Aufnahme. Es war dunkel, und das Gesicht des Mannes war verschwommen, jedoch identifizierbar, falls sie jemanden fänden, mit dem sie es vergleichen könnten. Der Mann war weiß, untersetzt und kräftig gebaut und hatte dunkles Haar. Er trug ein kurzärmeliges Golfhemd und hatte eine Uhr am rechten Handgelenk, die gerade noch über schwarzen Handschuhen sichtbar war. Das Chromarmband der Uhr reflektierte die Beleuchtung des Innenhofs. Oberhalb des Handgelenks war der verschwommene dunkle Fleck einer Tätowierung. Bosch wies Billets auf diese Details hin und fügte hinzu, daß er die Kassette zur kriminalwissenschaftlichen Abteilung bringen würde, um zu sehen, ob sie das letzte Bild mit Hilfe des Computers schärfer machen könnten.
»Gut«, sagte Billets. »Nun, was glaubt ihr, wollte er dort?«
»Etwas entfernen«, sagte Bosch. »Zwischen Reingehen und Rauskommen vergehen weniger als vier Minuten. Nicht viel Zeit. Außerdem mußte er noch die Tür zu Alisos Büro aufbrechen. Dort drinnen stößt er den Archway-Becher um, der auf dem Boden zerbricht. Der Mann erledigt, was er tun wollte, sammelt die Scherben und die Stifte auf und wirft sie dann draußen in den Abfallkorb. Wir haben sie dort gestern nacht gefunden.«
»Fingerabdrücke?« fragte Billets.
»Als wir merkten, daß jemand eingebrochen war, haben wir das Büro verlassen. Donovan ist gekommen, nachdem er mit dem Rolls fertig war. Er hat Abdrücke gefunden, aber nichts Brauchbares. Zum Vergleich hat er Alisos, meine und die von Kiz. Wie du auf dem Video gesehen hast, trug der Typ Handschuhe.«
»Okay.«
Bosch gähnte unabsichtlich und steckte Edgar und Rider an. Er trank den schalen Kaffee aus dem Becher, den er mitgebracht hatte. Er war fahrig vom Koffein, aber wenn er seinem Pferd keinen Zucker mehr geben würde, würde er zusammenbrechen.
»Und was hat er eurer Theorie nach aus dem Büro entfernt?« fragte Billets.
»Der zerbrochene Becher läßt eher auf den Schreibtisch als auf den Karteischrank schließen«, sagte Rider. »Im Schreibtisch schien nichts durcheinandergebracht zu sein. Keine leeren Akten, nichts dergleichen. Wir nehmen an, es war eine Wanze. Jemand hörte Alisos Telefon ab und konnte nicht riskieren, daß wir es herausfinden. Auf den Fotos an der Wand stand das Telefon direkt neben dem Becher. Der Einbrecher hat ihn irgendwie umgestoßen. Komischerweise haben wir das Telefon überhaupt nicht nach Wanzen untersucht. Wenn der Typ sie dagelassen hätte, wären wir ihm wahrscheinlich nie auf die Schliche gekommen.«
»Ich war bei Archway«, sagte Billets. »Es ist von einer Mauer umgeben. Sie hatten ihren eigenen Wachdienst. Wie soll der Typ reingekommen sein? Oder glaubt ihr, es war jemand vom Studio?«
»Erstens wurde gerade auf dem Gelände von den New-York-Kulissen gedreht«, sagte Bosch. »Das bedeutet, eine Menge Leute sind vorne durchs Tor rein und raus. Vielleicht ist unser Typ mit Leuten von der Filmcrew reingeschlüpft. Auf dem letzten Bild geht er in Richtung Norden fort. Dort befindet sich die New Yorker Straße. Das Eingangstor ist im
Weitere Kostenlose Bücher