Das Comeback
Entscheidungen getroffen.«
»Hat es dich geärgert, daß ich es getan habe – und nicht du?«
Bosch dachte einen Moment nach.
»Ich werd darüber hinwegkommen.«
»Danke.«
»Kein Problem. Hör zu, die Sache mit Powers. Ich hatte dir wahrscheinlich gesagt, daß er einen Fingerabdruck hinterlassen hat. Ich dachte nur, diese Besprechung sei nicht der richtige Zeitpunkt. Ich habe ihm gestern einen Rüffel verpaßt, weil er den Wagen geöffnet hat. Er meinte, wenn er es nicht getan und auf uns gewartet hätte, würde der Wagen wahrscheinlich immer noch da stehen. Er ist ein Arschloch, aber sein Argument ist nicht ganz falsch.«
»Ich verstehe.«
»Bist du auf mich sauer, weil ich es dir nicht gesagt habe?«
Billets dachte einen Moment nach.
»Ich werd darüber hinwegkommen.«
2.
Ein paar Minuten, nachdem Bosch sich auf seinem Sitz in der Southwest-Maschine nach Las Vegas angeschnallt hatte, schlief er ein. Es war ein tiefer, traumloser Schlaf, und er wachte erst auf, als das Fahrgestell auf der Landebahn aufsetzte und er nach vorne fiel. Während die Maschine zum Flugsteig rollte, kam er allmählich zu sich und fühlte sich durch die Stunde Schlaf wieder gestärkt.
Es war Mittag und vierzig Grad Celsius, als er aus dem Flughafengebäude trat. Auf dem Weg zur Garage, wo sein Mietwagen stand, fühlte er, wie die Hitze seine wiedererlangte Energie aufsaugte. Nachdem er seinen Wagen am angegebenen Platz gefunden hatte, drehte er die Klimaanlage voll auf und machte sich auf den Weg zum Mirage.
Bosch hatte Las Vegas nie gemocht. Jedoch kam er öfter dienstlich hierher. Las Vegas und Los Angeles glichen sich in vielem. Beides waren Orte, die verzweifelte Menschen anzogen. Wenn sie von Los Angeles flohen, kamen sie hierher. Las Vegas war Endstation. Unter einer Schicht von Glanz und Geld, Energie und Sex schlug ein dunkles Herz. Sie konnten die Stadt noch so sehr als Vergnügungspark für die ganze Familie herausputzen, Las Vegas blieb eine Hure.
Wenn es hier einen Ort gab, der sein Urteil erschüttern könnte, war es das Mirage. Es war das Symbol des neuen Las Vegas. Die Fenster des Hochhauses glänzten golden in der Sonne. Bei der opulenten Dekoration des Casinos war kein Geld gespart worden. Während Bosch durch die Eingangshalle ging, blickte er wie hypnotisiert auf die weißen Tiger in einem riesigen Gehege aus Glas, das jeden Zoodirektor vor Neid erblassen ließe. Als er in der Schlange wartete, um sich anzumelden, schaute er auf das riesige Aquarium, das sich hinter der Rezeption befand. Haie drehten träge ihre Runden hinter dem Glas. Wie die Tiger.
Als Bosch an der Reihe war, entdeckte der Hotelangestellte einen Vermerk auf seiner Reservierung und verständigte den Sicherheitsschutz. Ein Leiter der Tagesschicht, ein Mann namens Hank Meyer, erschien und stellte sich vor. Er versprach Bosch volle Kooperation seitens des Hotels und des Casinos.
»Tony Aliso war ein guter und geschätzter Gast«, sagte er. »Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um Ihnen zu helfen. Aber es ist unwahrscheinlich, daß sein Tod etwas mit seinem Aufenthalt hier zu tun hatte. Auf unserem Schiff gibt es keine unerwünschten Elemente.«
»Das weiß ich, Hank«, sagte Bosch. »Ich weiß auch, daß Sie Ihren Ruf nicht ruinieren wollen. Ich erwarte nicht, im Mirage etwas zu finden, aber ich muß gründliche Arbeit leisten. Genau wie Sie, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Kannten Sie ihn?«
»Nein, ich habe die Tagesschicht, seit ich hier vor drei Jahren angefangen habe. Wie ich hörte, hat Mr. Aliso hauptsächlich nachts gespielt.«
Meyer war ungefähr dreißig und entsprach dem Saubermann-Image, das das Mirage und inzwischen ganz Las Vegas der Welt präsentieren wollte. Er erklärte, daß das Zimmer, in dem Aliso beim letzten Mal übernachtet hatte, versiegelt worden war, damit Bosch es inspizieren könne. Er gab Bosch den Schlüssel und bat, ihn sobald wie möglich zurückzugeben. Außerdem wären die Kartengeber der Pokertische und das Personal der Wettannahmen für Vernehmungen verfügbar. Sie alle kannten Aliso von seinen regelmäßigen Besuchen.
»Haben Sie eine Deckenkamera über den Pokertischen?«
»O ja, allerdings.«
»Gibt es Bänder von Donnerstag bis Freitag? Ich würde sie mir gerne ansehen, falls Sie welche haben.«
»Kein Problem.«
Bosch verabredete sich mit Meyer für vier Uhr vor dem Büro des Sicherheitsdienstes im ersten Stock. Zu der Zeit war Schichtwechsel im Casino, und die Kartengeber, die
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