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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ein Fußgelenk waren mit Handschellen an den Stuhl gekettet. Ihr Gesicht wurde vom Schirm einer Stehlampe verdeckt. Aber er bemerkte, daß sie die Kleider trug, die sie an dem Tag angehabt hatte, als man sie aufs Präsidium gebracht hatte. Die drei sahen sich eine Wiederholung der Mary-Tyler-Moore-Show an. Bosch fühlte Wut in sich aufsteigen.
    Bosch hockte sich hin und überlegte, wie er sie aus dem Haus holen könnte. Er lehnte sich mit dem Rücken zur Wand und blickte über den Garten auf den schimmernden Pool. Er hatte eine Idee.
    Nachdem er noch einmal durch die Jalousien geschaut und gesehen hatte, daß sich niemand bewegt hatte, ging Bosch zu der Satellitenschüssel an der Ecke des Hauses. Er steckte seine Pistole in den Gürtel, betrachtete die Vorrichtung einen Augenblick und drehte die Schüssel dann einfach herum, so daß sie auf den Boden gerichtet war.
    Er mußte ungefähr fünf Minuten warten. Bosch schätzte, daß sie während der Zeit am Fernsehapparat herumgespielt und versucht hatten, das Bild wieder einzustellen. Schließlich ging ein Außenstrahler an, und die Hintertür wurde geöffnet. Einer der Samoaner mit langem dunklem Haar, das ihm über die Schulter fiel, und einem Hawaiihemd mit den Ausmaßen eines Zeltes betrat die Veranda.
    Als der Mann vor der Satellitenschüssel stand, wußte er offensichtlich nicht, was er tun sollte. Er betrachtete sie einen Moment und ging dann zur anderen Seite, um einen besseren Blickwinkel zu finden. Er drehte Bosch den Rücken zu.
    Bosch trat aus dem Schatten des Hauses hervor und stellte sich hinter ihn. Er drückte ihm den Lauf der Glock ins Kreuz.
    »Keine Bewegung«, sagte er mit leiser aber ruhiger Stimme. »Und kein Wort, falls du nicht den Rest deines Lebens im Rollstuhl verbringen und in einen Plastikbeutel pissen willst.«
    Bosch wartete. Der Mann bewegte sich nicht und war still.
    »Wer bist du, Tom oder Jerry?«
    »Jerry.«
    »Okay, Jerry, wir werden über die Veranda gehen. Los.«
    Sie gingen zu einem der Stahlpfeiler, die das Dach der Veranda abstützten. Bosch drückte dem Mann während der ganzen Zeit die Pistole aufs Hemd. Dann griff er in seine Jackentasche und zog Edgars Handschellen heraus. Er reichte sie dem Mann.
    »Okay, nimm sie und leg sie dir an, mit den Armen um den Pfeiler.«
    Er wartete, bis er hörte, wie beide Seiten einschnappten. Dann kam er noch vor, überprüfte sie und stellte sie enger.
    »Okay, das ist gut, Jerry. Nun, willst du, daß ich deinen Bruder umbringe? Ich könnte einfach reingehen, ihn abknallen und das Mädchen mitnehmen. Das wäre die einfache Lösung. Soll ich das tun?«
    »Nein.«
    »Dann tu genau, was ich dir sage. Wenn du Scheiße baust, stirbt er. Und du als nächster, weil ich es mir nicht leisten kann, Zeugen überleben zu lassen. Klar?«
    »Ja.«
    »Okay, ruf ihn – aber nicht bei seinem Namen, weil ich dir nicht traue – und frag, ob der Empfang wieder gut ist. Wenn er nein sagt, bitte ihn rauszukommen und dir zu helfen. Sag ihm, es wäre okay, weil sie gefesselt ist. Wenn du es richtig machst, Jerry, werden alle überleben. Wenn nicht, werden ein paar Leute sterben.«
    »Wie soll ich ihn rufen?«
    »Wie wär’s mit ›Hey‹? Das müßte funktionieren.«
    Jerry hielt sich an die Anweisungen und hatte Erfolg. Nach einigem Hin und Her kam der Bruder auf die Veranda und sah Jerry mit dem Rücken zu ihm stehen. Als er gerade begriff, daß etwas nicht stimmte, trat Bosch aus seinem toten Winkel heraus und drückte ihm die Waffe in den Rücken. Diesmal benutzte er seine eigenen Handschellen und fesselte den zweiten Bruder an den anderen Pfeiler. Er war noch etwas umfangreicher als sein Bruder und sein Hemd noch bunter.
    »Okay, entspannt euch, Jungs. Ich bin in einer Minute zurück. Wer hat den Schlüssel für die Handschellen der Frau?«
    Sie sagten beide: »Er hat sie.«
    »Das ist nicht klug, Jungs. Ich will niemanden weh tun. Also, wer hat den Schlüssel?«
    »Ich hab sie.«
    Die Stimme kam von hinten, von der Verandatür. Bosch erstarrte.
    »Langsam, Bosch. Wirf die Waffe in den Pool und dreh dich ganz langsam um.«
    Bosch tat wie ihm geheißen und drehte sich um. Es war Smokie. Bosch konnte die Freude und den Haß in seinen Augen erkennen – sogar in der Dunkelheit. Er trat auf die Veranda und Bosch sah die Pistole in seiner rechten Hand. Er wurde wütend auf sich, daß er das Haus nicht weiter ausgekundschaftet und Jerry nicht gefragt hatte, ob sich außer seinem Bruder und Eleanor noch jemand im

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