Das Comeback
schon hinter ihm mit dem gerahmten Poster von Edward Hoppers Nighthawks . Sie hielt es vor ihren Körper wie ein Schutzschild.
»Wird das hineinpassen?«
»Sicher. Wir werden schon Platz finden.«
Beim Mirage fuhr Bosch wieder auf die Auffahrt. Der Chefpage verzog sein Gesicht, als er den Wagen erkannte. Bosch stieg aus und zeigte dem Mann flüchtig seine Dienstmarke, damit er nicht merkte, daß sie nicht von Las Vegas war, und gab ihm zwanzig Dollar.
»Polizei, dienstliche Angelegenheit. Es wird höchstens zwanzig oder dreißig Minuten dauern. Ich muß den Wagen hier lassen, weil wir danach gleich los müssen.«
Der Chefpage betrachtete die zwanzig Dollar in seiner Hand, als wären es menschliche Fäkalien. Bosch griff in seine Tasche, zog noch einen Zwanziger heraus und gab ihn ihm.
»Okay?«
»Okay. Geben Sie mir die Schlüssel.«
»Nein, ich behalte die Schlüssel, und niemand rührt das Auto an.«
Bosch mußte das Poster aus dem Kofferraum nehmen, um an Eleanors Koffer und den Kasten mit dem Putzzeug für seine Waffe zu kommen, den er dort verwahrte. Dann verstaute er wieder die restlichen Sachen im Kofferraum und schleppte den Koffer ins Hotel. Ein Portier wollte ihm helfen, aber er winkte ab. In der Eingangshalle stellte er den Koffer hin und schaute Edgar an.
»Jerry, vielen Dank«, sagte er. »Du hast mir echt geholfen. Eleanor wird sich umziehen, und dann bring ich sie zum Flughafen hinaus. Ich werde wahrscheinlich erst spät zurückkommen. Am besten treffen wir uns hier um acht und fahren dann zum Gericht.«
»Bist du sicher, daß du mich nicht für die Fahrt zum Flughafen brauchst?«
»Nein, ich glaube, wir sind sicher. Marks wird nichts versuchen. Falls wir Glück haben, wird Smokie noch ein oder zwei Stunden schlummern. Ich werde mich jetzt anmelden.«
Er ließ Eleanor bei Edgar zurück und ging zum Empfang. Er mußte nicht warten, es war spät. Nachdem er dem Hotelangestellten seine Kreditkarte gegeben hatte, schaute er zurück und sah, wie Eleanor sich von Edgar verabschiedete. Er streckte seine Hand aus, und sie schüttelte sie, zog ihn dann aber heran, um ihn zu umarmen. Danach ging Edgar und verschwand in der Menschenmenge des Casinos.
Eleanor wartete, bis sie in seinem Zimmer waren, bevor sie sprach.
»Warum soll ich heute abend zum Flughafen? Du hast gesagt, du bezweifelst, daß sie etwas tun würden.«
»Weil ich sichergehen will, daß du in Sicherheit bist. Morgen kann ich mich nicht mehr darum kümmern. Ich muß zum Gericht, und dann muß ich Goshen nach L. A. fahren. Ich muß wissen, daß du in Sicherheit bist.«
»Wohin soll ich gehen?«
»Du könntest in ein Hotel, aber ich glaube, mein Haus ist sicherer. Weißt du noch, wo es ist?«
»Ja, in den Hügeln. Unterhalb vom Mulholland Drive?«
»Ja. Woodrow Wilson Drive. Ich geb dir den Schlüssel. Nimm dir ein Taxi vom Flughafen, und ich werde spätestens morgen abend da sein.«
»Und dann?«
»Ich weiß nicht. Es wird uns schon was einfallen.«
Sie setzte sich auf die Bettkante, und Bosch setzte sich neben sie. Er legte ihr den Arm um die Schultern.
»Ich weiß nicht, ob ich wieder in L. A. leben könnte.«
»Es wird uns schon was einfallen.«
Er lehnte sich zu ihr hinüber und küßte sie auf die Wange »Küß mich nicht. Ich brauche dringend eine Dusche.«
Er küßte sie noch einmal und zog sie dann aufs Bett herunter. Heute abend liebten sie sich anders. Sie waren zärtlicher, langsamer. Sie fanden den Rhythmus des anderen.
Hinterher duschte Bosch und säuberte dann mit Öl und einem Lappen aus dem Putzkasten die Glock, die er in den Pool geworfen hatte. Er betätigte Hebel und Bolzen mehrmals, um sich zu vergewissern, daß die Waffe funktionierte. Dann lud er das Magazin mit neuer Munition. Schließlich ging er zum Wandschrank, holte einen Plastikbeutel für Wäsche heraus, steckte die Pistole hinein und schob alles zwischen die gefalteten Kleider in Eleanors Koffer.
Nach ihrer Dusche zog Eleanor sich ein gelbes Sommerkleid aus Baumwolle an und flocht sich die Haare hinten eng zusammen. Bosch schaute bewundernd zu, wie geschickt sie war. Als sie fertig war, schloß er den Koffer, und sie verließen das Zimmer. Unten vor dem Portal eilte der Chefpage auf sie zu, als Bosch den Koffer einlud.
»Beim nächsten Mal sind dreißig Minuten wirklich dreißig Minuten und nicht eine Stunde.«
»Entschuldigung.«
»Eine Entschuldigung hätte mir nicht viel geholfen, wenn ich meinen Job verloren hätte.«
Bosch
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