Das Comeback
ihm zurück. Es war, als hätte er ein Gewicht an sein Bein gebunden. Er schaffte es nicht wegzukommen. Bosch nickte nur und ging weiter. Als er fast die Eingangshalle durchquert hatte, drehte er sich um und sah, daß Meyer ihm noch immer folgte.
»Noch eins, Detective Bosch.«
Bosch blieb stehen, verlor aber die Geduld.
»Hank, was ist? Ich muß weg.«
»Nur einen Moment noch. Eine Bitte. Ich nehme an, daß die Polizei in L. A. die Verhaftung in der Presse bekanntgeben wird. Ich wüßte es zu schätzen, falls Sie dabei das Mirage nicht erwähnen würden. Das gilt auch für unsere Kooperation.«
»Kein Problem. Ich werde kein Wort sagen. Bis später, Hank.«
Bosch drehte sich um und ging. Es war unwahrscheinlich, daß das Mirage in einer Pressemitteilung erwähnt werden würde. Aber er verstand ihre Sorge. Jegliche Beziehung zu einem Verbrechen war rufschädigend. Meyer vermischte Public Relations mit Sicherheitsaufgaben. Vielleicht waren es aber auch nur zwei Seiten einer Münze.
Bosch erreichte seinen Wagen im gleichen Moment, als Edgar mit seiner kugelsicheren Weste herauskam. Bosch gab dem verärgerten Pagen einen Fünf-Dollar-Schein, sprang mit Edgar ins Auto und fuhr los.
Das Haus, von dem Goshen erzählt hatte, sah verlassen aus, als sie vorbeifuhren. Bosch stoppte den Wagen einen halben Block weiter.
»Ich bin mir immer noch nicht sicher, Harry«, sagte Edgar. »Vielleicht sollten wir Hilfe von der Polizei anfordern.«
»Ich hab dir schon gesagt, das geht nicht. Jemand bei der Polizei muß für Marks arbeiten. Sonst wäre er nie darauf gekommen, sie zu kidnappen. Wenn wir im Präsidium anrufen, wird er davon erfahren, und sie ist tot. Oder sie werden sie woanders hinbringen, bevor hier irgendein Cop erscheint. Das Beste ist, wir gehen rein und verständigen sie hinterher.«
»Wenn es ein Hinterher gibt. Wie zum Teufel sollen wir das machen? Sollen wir um uns schießen wie Cowboys? Das ist Scheiße, Harry.«
»Nein, alles was du tun sollst, ist, dich hinters Steuer zu setzen und bereit sein loszufahren. Es könnte sein, daß wir hier schnell verschwinden müssen.«
Bosch hatte gehofft, daß Edgar mit ihm hineingehen würde. Aber nachdem er mit ihm die Situation besprochen hatte, war ihm klar, daß Edgar sich nicht darauf einlassen würde. Also änderte er seinen Plan und machte Edgar zum Fahrer.
Bosch öffnete die Tür und schaute zu Edgar zurück, bevor er ausstieg.
»Du wirst hier warten, nicht wahr?«
»Ich werde hier sein. Laß dich bloß nicht umbringen. Ich habe keine Lust, das zu erklären.«
»Okay, ich werd mein Bestes tun. Gib mir deine Handschellen und öffne den Kofferraum.«
Bosch steckte die Handschellen in die Jackentasche und ging zum Wagenheck. Er holte seine Weste aus dem Kofferraum und zog sie über sein Hemd. Dann zog er seine Jacke wieder an, um das Halfter zu verbergen. Er schlug die Matte auf dem Boden um und hob den Reservereifen. Darunter lag eine Glock 17, eingewickelt in einem Öllappen. Bosch zog das Magazin heraus, sah nach, ob die oberste Kugel Rostspuren aufwies, und lud die Waffe wieder. Er steckte die Pistole in seinen Gürtel. Falls er bei dieser Aktion schießen müßte, würde er es nicht mit seiner Dienstwaffe tun.
Er ging an der Fahrerseite vorbei, nickte Edgar zu und ging die Straße hinunter.
Das Haus war aus verputztem Betonstein und glich den anderen Häusern in der Straße. Nachdem er über einen hüfthohen Zaun gesprungen war, zog er seine Pistole aus dem Gürtel und hielt sie an der Seite während er am Haus vorbeiging. Kein Licht drang aus den Fenstern vorne an der Seite. Aber er konnte gedämpfte Fernsehgeräusche hören. Sie war hier. Er konnte es fühlen. Er wußte, daß Goshen die Wahrheit gesagt hatte.
Als er die Rückseite erreichte, sah er einen Swimmingpool im Garten und eine überdachte Veranda. Auf einer Betonplatte war eine Satellitenschüssel befestigt. Die moderne Mafia-Junggesellenbude. Man konnte nie wissen, wie lange man untertauchen mußte, also empfahl es sich fünfhundert Fernsehkanäle zu haben.
Zum Garten hin war ein Fenster beleuchtet. Er ging gebückt an der Rückseite des Hauses entlang, bis er es erreichte. Die Jalousien waren runtergelassen, aber aus nächster Nähe konnte er durch die Ritzen sehen. Er konnte zwei riesige Männer erkennen, von denen er annahm, daß es die Samoaner waren. Und Eleanor. Die Samoaner saßen auf einer Couch vor dem Fernseher. Eleanor auf einem Küchenstuhl neben der Couch. Ein Hand- und
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