Das Cottage im Wald
quälen.
Nach langer Zeit schlief Carin endlich ein. Im Traum begegnete ihr Karl Britt und verfolgte sie auf einer unendlich langen Straße. Sie lief verzweifelt vor ihm davon, und er rief immer wieder ihren Namen, schrie ihr nach, dass er sie liebe, und wollte wissen, warum sie die Beziehung zu ihm beendet habe. Gleichzeitig liefen ihm sechs oder sieben Mädchen hinterher, und alle riefen ihm zu, dass sie ihn liebten. Jedes Mal, wenn Carin sich umdrehte, war Karl ein Stück näher herangekommen. Sein Gesicht war verzerrt wie auch seine Stimme. Dann hatten die Mädchen ihn eingeholt und zerrten an seiner Kleidung. Carin versuchte verzweifelt, noch schneller zu laufen, doch sie kam einfach nicht vom Fleck. Unsichtbare Arme hielten sie fest. Sie kämpfte gegen sie an und schrie laut auf.
“Ruhig, Carin, ruhig. Es ist alles in Ordnung.” Erst jetzt kam sie zu sich. Sean hatte den Arm um sie gelegt und strich ihr zärtlich das zerzauste Haar aus dem Gesicht.
“Beruhige dich, Carin, du hast nur geträumt. So, wie du um dich geschlagen hast, muss es wohl ein Albtraum gewesen sein. Was hast du denn geträumt?”
“Karl war hinter mir her, und ich versuchte davonzulaufen”, antwortete sie verwirrt. “Aber warum ich ausgerechnet jetzt von ihm geträumt habe, weiß ich nicht”, fügte sie schnell hinzu, als sie sah, wie Sean sich plötzlich versteifte. “Karl war ein Schuft. Heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, was mich einmal an ihm gereizt hat.”
“Na, das, was jede Frau an einem Mann reizt – sexuelle Anziehung. Und trotzdem hat er dich so sehr verletzt, dass du dich danach mit keinem anderen Mann mehr eingelassen hast. Aber eine gewisse Wirkung scheint er doch auf dich gehabt zu haben, sonst würdest du nach so langer Zeit nicht noch von ihm träumen”, fügte er bitter hinzu.
“Er war gemein und hat mich schwer enttäuscht, und das vergisst man nicht so leicht.”
“Du solltest nicht zulassen, dass ein Kerl wie Britt dein Leben zerstört.”
“Ich wusste ja nicht, wie er wirklich war, und als ich es merkte, war es zu spät.” Carin fragte sich, warum sie überhaupt von Karl geträumt hatte. Seit sie Sean kannte, hatte sie kaum mehr an ihn gedacht. Sean hatte ihr gezeigt, dass man nicht alle Männer über einen Kamm scheren konnte.
Er selbst hatte allerdings seine Meinung über Frauen nicht geändert. Solange er nicht die gleiche tiefe Liebe für Carin empfand wie sie für ihn, solange würde sie es nicht wagen, ihm ihre Liebe zu gestehen.
Sean ließ die Hand über ihre Schulter gleiten, umfasste ihre Brust und strich mit dem Daumen sanft über die Spitze. Sofort durchströmte Carin heiße Erregung. Verlangend bog sie sich ihm entgegen, und sie liebten sich erneut.
Sean in sich zu spüren war wundervoll, und doch quälte Carin die Gewissheit, dass er nur seine Begierde stillen wollte. Warum nur liebte er sie nicht so wie sie ihn? Tränen der Verzweiflung liefen ihr über die Wangen. Sean hielt sofort inne, als er es bemerkte. “Carin, was ist denn?”
“Nichts”, flüsterte sie und schüttelte gequält den Kopf.
Sean wurde plötzlich ärgerlich und ließ sie unvermittelt los. “Du brauchst nicht mit mir zu schlafen, wenn du nicht willst. So ein mieser Kerl bin ich nun auch wieder nicht, dass ich dich dazu zwingen würde, nur weil du meine Frau bist.”
Carin vermied es, ihn anzusehen. “Ach, das ist es nicht.”
“Warum dann die Tränen? Habe ich dir wehgetan?”
Carin setzte sich auf und zog die Knie an. Sie biss sich auf die Lippe. Was sollte sie antworten? Sollte sie zugeben, dass sie geweint hatte, weil sie ihn liebte? Weil es so wundervoll war, mit ihm zu schlafen, er ihre Liebe aber nicht erwiderte? Was sie auch sagen würde, sie würde sich verraten.
“Carin, antworte mir.” Sean drehte sie zu sich herum und zwang sie, ihn anzusehen.
“Du hast … mir nicht weh getan”, stammelte sie. “Ich habe geweint, weil …, weil … Verdammt noch mal, ich muss mich nicht rechtfertigen!”
Sean fluchte unterdrückt. “Euch Frauen werde ich nie verstehen. Komm, leg dich wieder schlafen. Aber glaub ja nicht, du hättest gewonnen. Das nächste Mal bin ich vielleicht nicht so großzügig.”
Nach diesem Vorfall fand Carin stundenlang keinen Schlaf. Es war furchtbar, von Sean ignoriert zu werden. Nichts wünschte sie sich sehnlicher, als in seinen Armen zu liegen und zu wissen, dass sie ihm etwas bedeutete, dass sie etwas Besonderes für ihn war.
Sean lag still und
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