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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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zerstören. Hatte er das nicht oft genug erfahren müssen?
    Bei dem Versuch, die Shrouks gemeinsam zu vertreiben, hatten die Riffbewohner sich blutige Köpfe geholt. Yurkas war mittlerweile überzeugt davon, daß die Giftgaswolke irgend etwas noch Schrecklicheres verbarg, er hatte es deutlich gefühlt, und er glaubte auch jetzt noch, den Hauch des Bösen wahrzunehmen, der wie ein Leichentuch über dem Crusenriff hing.
    »Es können unmöglich alle den Tod gefunden haben«, bemerkte Torjem. »Wohin mögen die Überlebenden verschwunden sein? Sie sollten sich zurückziehen, sobald die Lage für sie gefährlich wurde.«
    Der Untergang schien unaufhaltsam. Etwa aus halber Höhe entdeckten die beiden Jäger, daß nicht nur die Nebelbänke, sondern inzwischen auch die giftige Wolke die Königscruse einhüllten.
    Noch waren allerdings die Schalen der riesigen Muschel geschlossen, und somit blieb eine Galgenfrist, von der niemand sagen konnte, wie lange sie währen mochte.
    Aber eines war sicher: Irgendwann würde die Königscruse sich öffnen müssen.
    Torjem machte seinen Gefährten auf den Feuerschein aufmerksam, der jenseits des gegenüberliegenden Riffs aufzuckte.
    Was immer sich dort abspielte, man tat gut daran, den Dingen auf den Grund zu gehen.

4.
    Obwohl das rasch zunehmende Knistern und Prasseln womöglich eine Gefahr für die Fliegende Stadt bedeutete, rief es doch vertraute Erinnerungen in Hermon wach. Wie oft waren Hagelstürme über Yirzahoo niedergegangen. Faustgroße Eisbrocken hatten beträchtliche Schäden angerichtet und die Yarls dann tagelang in Raserei versetzt.
    Xyrana schien ähnlich wie Hermon zu empfinden. Der junge Rohne spürte es an der Art, wie ihre Arme seinen Nacken umschlangen. Durch das grobe Tuch hindurch fühlte er ihr Herz heftig schlagen.
    Ein unheilvolles Ächzen ging durch die Fliegende Stadt, als würdet die Geister der Totenwelt nach ihren Bewohnern rufen. Xyrana zitterte furchtsam und tastete nach Hermons Steinbeil.
    »Diese Welt ist nicht die unsere«, stöhnte sie. »Ich wünschte, unsere Vorfahren wären nie aufgebrochen, um jener Verheißung zu folgen.«
    Ein eisiger Hauch ließ sie frösteln. Von irgendwoher erklangen aufgeregte Stimmen, hastige Schritte eilten vorüber.
    Der Sandsturm hatte aufgehört. Fast einen Fuß hoch lagen die blutroten Körner, und als Hermon eine Handvoll aufnahm, schienen sie zwischen seinen Fingern zu zerrinnen.
    »Wo sind wir?« fragte Xyrana leise.
    Carlumen trieb inmitten einer bizarren, phantastisch anmutenden Umgebung dahin. Unwillkürlich fühlte das Mädchen sich an die Klippen erinnert, bei denen der Traum vieler Rohnen auf entsetzliche Weise geendet hatte.
    Zerfurchte, schroffe Gipfel und Bergketten ragten in unüberschaubarer Reihe auf, manche von ihnen erstrahlten in beängstigendem Schimmer. Lichtkaskaden versprühten Furcht und Beklemmung in düsteren Farben; in ihrem Widerschein schienen die Felsen zu verglühen, während eine Schicht Schwerer Luft den Blick in die Tiefe behinderte.
    In einiger Entfernung gewahrte Hermon ein verzerrtes, unwirkliches Abbild Carlumens, das seinen Blick wie magisch anzog. Der junge Rohne benötigte etliche Augenblicke, um sich darüber klarzuwerden, was ihn daran so erschreckte.
    Jene Fliegende Stadt war ohne Leben. Zerstört trieb sie durch die Weiten der Düsternis, und jede Bewegung des mächtigen, zersplitterten Schwungrads klang wie heiseres, dämonisches Gelächter.
    Auch andere schienen mittlerweile auf diese Erscheinung aufmerksam geworden zu sein, der man sich rasch näherte. Lautstarke Kommandos wurden von den engen und vermutlich tiefen Schluchten, zwischen denen die Strömung merklich an Heftigkeit gewann, in vielfachen, verzerrten Echos zurückgeworfen. Der Fackelschein entlang der Wehr beleuchtete eine gespenstische Szenerie.
    Knisternd entfalteten sich die ersten Segel, die die Fahrtrichtung der Fliegenden Stadt verändern sollten, doch die Strömung drückte sie nur näher an die gefährlichen Riffe.
    Eine gewaltige Wunde gähnte in der Flanke des anderen Carlumen. Wo die Barrikaden gestanden hatten, ragten nur noch vereinzelt zerbrochene Bohlen auf. Eine Feuersbrunst war mit ihrem vernichtenden Atem über die Stadt hinweggefegt. An manchen Stellen stieg düsterer Rauch auf.
    »Das ist nicht wirklich, oder?« Fast flehentlich sah Xyrana zu ihrem Freund auf.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte er stockend. »Vielleicht eine Warnung, ein Blick in die Zukunft, mit dem die Dämonen über Mythor

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