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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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»befürchtet Caeryll, daß das, was wir sehen, Wirklichkeit werden könnte.«
    »Dann gib den Befehl, beizudrehen und jenes Carlumen zu entern«, verlangte Tertish. Die todgeweihte Amazone war Kriegsherrin auf der Fliegenden Stadt, die sich zwar Mythors Ratschluß zu beugen hatte, die aber, wann immer es wirklich darauf ankam, nicht eben zimperlich in der Wahl ihrer Mittel war. Herausfordernd klopfte sie mit der flachen Hand auf ihr Seelenschwert. »Wenn es eine Gefahr gibt, werden wir ihr zu begegnen wissen.«
    Mythor nickte flüchtig.
    »Ich bleibe dabei, daß dieses falsche Biest Yhr die Urheberin ist«, wetterte Gerrek.
    »Fragen wir sie…«
    »Fragen, pah. Den Kopf sollte man ihr zertreten wie einer giftigen Natter. Dieses Gewürm wird eines Tages unser Untergang sein.«
    Tertish schlug sich an die Rüstung.
    »Eine scharfe Klinge ist mehr wert als die Reden eines großmäuligen Beuteldrachen.« Sprach’s, wandte sich jäh um und polterte die Treppe hinauf. Man hörte sie ihre Kriegerinnen zusammenrufen und Befehle brüllen, die Caerylls Söldner galten.
    Aber alles Handeln kam zu spät.
    Ein Zischen erfüllte plötzlich die Brücke.
    »Glaubt nicht, daß ich Schuld daran habe«, meldete sich die Schlange Yhr. »Noch ist Carlumens Schicksal auch das meine.«
    Wieder konnte man sehen, wie ihr anderer Körper die Fliegende Stadt umwand. Aber auch sie konnte den Zusammenprall nicht mehr verhindern, der allerdings gänzlich anders verlief als befürchtet. Etwas Schleimiges klatschte gegen ein Auge des Widderkopfs, tastende Saugnäpfe wurden sichtbar.
    »Wir werden angegriffen!« schrie Gerrek. »Ich habe es gewußt. Alle nach oben.«
    Mythor stürmte bereits an ihm vorbei; der Kleine Nadomir und Robbin versuchten gemeinsam, durch ein Verschieben der DRAGOMAE-Kristalle auf dem Steuertisch den Sturz der Fliegenden Stadt abzufangen.
    Gerrek achtete nicht darauf, ob ihnen Erfolg beschieden war. Blindlings hastete er durch die Brücke und die Magierstube, in der sich schon niemand mehr aufhielt. Aber bevor er die Treppe erreichte, stürzte er über irgend etwas Weiches. Sofort hob ein Zetern an, wie es nur einer hervorbringen konnte.
    »Du Tölpel, du übergroße wandelnde Krautrübe, du…«
    »Sei still!« brüllte der Beuteldrache. »Was mußt du mir auch zwischen die Beine laufen.«
    »Paß gefälligst auf, wo du hintrittst.« Mit Ausdauer rieb Lankohr sich sein rückwärtiges Körperteil. »Heeva wird dich in den hintersten Winkel der Schattenzone verwünschen, wenn ich…«
    »Was?«
    Ein seltsames Zucken umspielte die Mundwinkel des Aasen. Gerrek achtete nicht weiter auf ihn, sondern hetzte die Treppe hinauf, wobei er gleich zwei Stufen auf einmal nahm.
    Das erste, was er sah, war flackernder Fackelschein an den Barrikaden. Dann kam ihm abermals der Boden entgegen, weil er auf etwas Glitschigem ausglitt. Diesmal allerdings konnte er sich abfangen und kam fluchend wieder hoch. Eine tastende Berührung im Nacken ließ ihn erstarren. Raschelnd schob sich ein mit handflächengroßen Saugnäpfen versehener Tentakel über die Schwammscholle.
    Nichts hielt den Beuteldrachen nun noch zurück. Einen Kampfschrei der Amazonen nachahmend, wirbelte er herum, zerrte sein Kurzschwert aus der Scheide und schlug damit auf den gut schenkeldicken Strang ein, der erst nach seinen Beinen tastete, dann aber zuckend zu entkommen versuchte.
    Gerrek war wütend – auf Lankohr, auf sich selbst, und auf den verborgenen Angreifer, der nur seine Fangarme ausschickte, als wäre Carlumen ein Leckerbissen, den man sich so nebenher einverleibte. Auf den Gedanken, jenes Wesen könne die Fliegende Stadt an Größe noch um ein Vielfaches übertreffen, kam er beileibe nicht.
    Überall wurde gekämpft. Ein merklicher Ruck durchlief Carlumen, als gut zwei Dutzend kräftiger Tentakel sich festsaugten, und eine schroffe, steil abfallende Felswand kam bedrohlich nahe.
    Überrascht blickte Gerrek auf die Ansammlung riesenhafter Gebilde, die alle vom Fels wegzustreben schienen. Wie gigantische Baumschwämme, dachte er. Oder noch besser: wie riesige Muscheln.
    Eine von ihnen zog die Fliegende Stadt in ihren Fangarmen langsam auf sich zu, während die beiden Schalenhälften sich zu öffnen begannen. Es bedurfte keiner besonderen Phantasie, um sich auszumalen, was mit Carlumen geschehen mochte. Der Gedanke, von einem solchen Monstrum verdaut zu werden, rief Übelkeit hervor.
    »An die Geschütze!« brüllte der Beuteldrache aus Leibeskräften, wohl ahnend,

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