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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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daß mit scharfen Klingen allein den Crusen schwerlich beizukommen war. Aber niemand schien ihn zu hören.
    Der Wurfblock, zwischen den beiden oberen Krümmungen der Widderhörner gelegen, war gespannt. Unmittelbar daneben befanden sich, sorgsam aufgeschichtet, zwei aus groben Blöcken bestehende Steinhaufen.
    Ein flüchtiger Rundblick bewies Gerrek, daß es schlecht um Carlumen stand. Die Versuche der Krieger und Amazonen, die Fliegende Stadt zu verteidigen, erinnerten mehr an das chaotische Durcheinander in einem Hühnerstall, in den nächtens der Fuchs eingedrungen war. Viele, die mit Schwert oder Bogen bewaffnet zu den Barrikaden liefen, ahnten noch nicht einmal, was geschehen war.
    Dabei geriet Carlumen mehr und mehr in die Reichweite anderer Crusen, deren Saugrüssel und Tentakel sich der Beute gierig entgegenreckten.
    Zumindest Gerrek wußte genau, was er zu tun hatte. Das Kurzschwert in die Scheide zurückgeschoben, mühte er sich mit den schweren Steinen ab und wuchtete schließlich zwei von ihnen in die löffelförmige Vertiefung des Schleuderarms. Allein auf sich gestellt, schaffte er es allerdings nicht, den Wurfbock mehr als einige Handbreit zur Seite zu rücken. Als erneut glitschige Tentakel nach ihm tasteten, löste er die Schleuder aus.
    Die Geschosse beschrieben einen flach verlaufenden Bogen, prallten auf die schon zur Hälfte geöffnete Schale der Cruse und rissen große Splitter heraus.
    Gerrek triumphierte, denn fast gleichzeitig ließen die Fangarme von ihm ab. Sofort begann er, das Katapult erneut schußbereit zu machen.
    Es kostete unsagbare Kraft, die eiserne Spannvorrichtung von Kerbe zu Kerbe zu verschieben. Aber Gerrek ließ nicht locker. Zitternd, mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht, hing er in den Seilen.
    Carlumen erbebte bis in die Grundfesten, als eine zweite Cruse zupackte. Ihre Fangarme umklammerten vor allem das Heck der Fliegenden Stadt, deshalb diese von einem Augenblick zum anderen herumschwang, sich quer vor die Strömung legte und zugleich weit überholte. Die plötzliche Gewichtsverlagerung ließ den Beuteldrachen den Halt verlieren. Hilflos zappelte er zwischen den Seilen, von denen eines prompt aus der Führungsrinne heraussprang.
    Ein unheilvolles Zittern durchlief den Wurf bock.
    Gerrek schrie auf. Sich einfach fallen zu lassen, daran dachte er nicht. Vielleicht weil unmittelbar unter ihm ein Saugrüssel umhertastete.
    Im nächsten Moment, entweder infolge der heftigen Erschütterungen der Schwammscholle oder wegen Gerreks noch heftigeren zappelnden Bewegungen, löste sich das Katapult von selbst aus. Krampfhaft hielt der Beuteldrache das Seil umklammert, das sich schlagartig straffte, dann wurde er hinausgeschleudert in die Düsternis des Riffs.
    Die rasend schnelle Bewegung raubte ihm den Atem und ließ seinen Magen rebellieren. Das Tau wurde ihm förmlich zwischen den Händen hindurch gerissen.
    Gerrek stürzte, sah die Cruse auf sich zukommen, die er mit seinem ersten Schuß zumindest angeknackt hatte. Ihre Schale war noch immer weit geöffnet.
    Er stürzte mitten hinein in das rosa Fleisch, das ihn so sanft abfing, als wäre er auf Daunen gefallen. Ein strenger Geruch schlug ihm in die Nüstern. Angewidert versuchte er, auf die Beine zu kommen, doch klebriger Schleim und zuckende Bewegungen des Muskelfleischs machten seine verzweifelten Bemühungen zunichte.
    »Ich wußte es«, jammerte Gerrek. »Ich wußte, daß alles so enden würde.«
    Der flackernde Fackelschein, der ihn eben noch viel von seiner Umgebung hatte erkennen lassen, erlosch plötzlich. Es war, als würde eine große Wolke ihren Schatten werfen.
    Wolke?
    »Ihr Götter Vangas, das darf nicht wahr sein!«
    Entsetzt hob Gerrek den Kopf und schloß sofort die Augen. Als er sie, in der Hoffnung, dies alles möge sich als böser Spuk erweisen, wenig später öffnete, hatte die Muschelschale sich merklich weiter herabgesenkt.
    »Nein!« schrie Gerrek gellend auf.
    Eine klare, zähe Flüssigkeit tropfte auf ihn herab. Wahrscheinlich Verdauungssäfte.
    Gerrek nahm nicht wahr, daß er noch immer schrie. Wenn er das hier überlebte, würde er lieber verhungern, als jemals wieder Muscheln zu essen.
    Die Cruse schloß sich weiter…
    Ungefähr fünf Körperlängen war der Beuteldrache noch von ihrem Rand entfernt. Er wußte, daß er es nicht schaffen konnte. Aber gerade diese Erkenntnis verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Auf dem Bauch liegend, zog er sich hastig weiter.
    Unvermittelt stießen seine Finger auf

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