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Das Dach kommt spaeter

Das Dach kommt spaeter

Titel: Das Dach kommt spaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murat Topal
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sind ja herzich. Und wie wolln Se die Leute bezahln? Sie ham doch Ihr Jeld sicha schon Hebbel jejeben.«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein.«
    Ich spürte, wie ich nach Monaten der Desorientierung langsam wieder zu meiner Mitte fand. Und meine Mitte lag nun einmal im Universum der Marvel-Comics, Kung-Fu-Filme und amerikanischen Action-Reißer. All die Geschichten, die ich von dort kannte, hatten mich gelehrt, dass jede Situation, und schien sie noch so ausweglos, durch den unerschrockenen Einsatz beherzter Männer und unorthodoxer Mittel zu einem guten Ende gebracht werden konnte. Hier saß ich, ich konnte nicht anders. Und sollte die Welt morgen untergehen, so würde ich – frei nach Luther – heute noch ein Haus bauen. Von kleinlichen Finanzierungsfragen würde ich mich erst recht nicht ablenken lassen, sonst könnte ich meine Frau nie zurückerobern. Schließlich blendeten ganze Nationen ökonomische Wahrheiten und Grundrechenarten aus, warum sollte ich das nicht auch dürfen? Ich befand mich damit ja wohl in bester Gesellschaft.
    »Wie sieht’s aus, Herr Kosewitz? Sind Sie dabei?«
    Er blickte mich skeptisch an, nickte am Ende aber tapfer. »Also jut, wenn ick bei Ihnen wohnen kann. Ohne Mann vom Fach kommen Se ja nich weit.«
    Baba dagegen schüttelte nur den Kopf. Ob aus Antipathie gegen Kosewitz oder weil er den Wahnwitz des Vorhabens erahnte – wer kann das im Nachhinein schon sagen?
    Den Kopf schüttelte auch der Mann vom Fach, als er sah, wie klein meine Neuköllner Bleibe war. »Da wär ick ja bessa im Kella jeblieben, Herr Topas.«
    »Hören Sie auf zu meckern, Kosewitz. Wenn Sie mich später nicht bei meiner Frau verpfeifen, können Sie im Ehebett schlafen. Ich leg mich auf die Couch.«
    Nachdem dies geklärt war, versuchte ich, das schmale Sofa im Wohnzimmer als halbwegs bequemes Nachtlager herzurichten, während aus dem Nachbarraum bereits nach wenigen Minuten zufriedene Schnarchlaute drangen. Ich kam nicht umhin, mir zu gratulieren. Hatte ich doch ein 1-a-Luxusdasein mit einer wundervollen Frau, zwei hinreißenden Kindern und einer zwar kleinen, aber bewohnbaren Wohnung gegen eine klägliche Chaosexistenz eingetauscht: Nun hatte ich ein schnarchendes Großmaul als Wohngenossen, eine mehr als notdürftige Schlafstatt und unfertige Baustellen an jeder Ecke meines Lebens – Respekt. Das hatte ich perfekt hinbekommen. Passenderweise war die Couch noch ungemütlicher als befürchtet und so schmal, dass ich beim ersten Herumwälzen auf den Boden knallte. Nach dieser Erfahrung strengte ich mich so an, ruhig auf einer Seite liegen zu bleiben, dass von Schlaf keine Rede sein konnte. Verschärft wurde die Problematik durch das immer lauter werdende Sägen meines Bauleiters, gelegentlich unterbrochen von einem Röcheln, das an ein qualvoll verendendes Walross erinnerte – »Wrrroaccchhhh«. Hätte Kosewitz nur einen Bruchteil der Energie, die er für die nächtliche Geräuschproduktion aufwandte, in Arbeit für mein Haus umwandeln können, wäre mir um den Erfolg unserer »Operation Britz« nicht bange gewesen.
     
    Obwohl ich am nächsten Morgen völlig erledigt war und meine Glieder vom verkrampften Auf-der-Seite-Liegen schmerzten, galt es, so schnell wie möglich den Canossagangbei Herrn Pfleiderer anzutreten. Denn ohne ihn würde ich die gierigen Heuschrecken, die sich meine Neuköllner WG-Behausung einverleiben wollten, nicht abgeschüttelt bekommen, so viel wusste ich. Als sichtbares Zeichen meiner Reue hatte ich vor dem Abflug im Duty-free-Shop den teuersten Whisky erstanden, den der Laden hergab. Um mir keine Absage einzufangen, tauchte ich ohne Anmeldung auf. Wie immer öffnete er selbst die Tür. Seine beiden Bürohilfen waren für solch niedere Arbeiten wohl zu qualifiziert.
    Falls er über meinen Besuch erstaunt war, ließ er es sich nicht anmerken. »Herr Topal, was verschafft mir die Ehre? Zuletzt hatte ich den Eindruck, Sie meiden meine Gesellschaft lieber?«
    »Das tut mir unglaublich leid, Herr Pfleiderer. Das war keine böse Absicht. Ich bin leider manchmal etwas desorganisiert.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Letzten Endes müssen Sie ja selbst wissen, wie wichtig Ihnen Ihre Wohnung ist.«
    »Extrem wichtig natürlich. Deswegen wollte ich mich nicht nur entschuldigen, sondern Sie bitten, in dieser Sache doch noch einmal für mich tätig zu werden.«
    »Zu spät, Herr Topal.« Das hatte ich befürchtet. Vielleicht konnte ihn ja der Whisky umstimmen. Ich fummelte an

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