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Das Dach kommt spaeter

Das Dach kommt spaeter

Titel: Das Dach kommt spaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murat Topal
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wäre er plötzlich aus dem Raum-Zeit-Kontinuum gefallen. »Wat soll ick sagen, Herr Topas. Der Mensch wächst mit seine Uufjaben, nich?«
    Gerds Antwort war eindeutiger: »Jau!«
    Durfte ich das ernst nehmen? Oder existierten in Gerds Wortschatz einfach keine Verneinungen? Ich entschied mich, seiner Selbsteinschätzung zu vertrauen. Es ging ja nur um einen kleinen Spülenausschnitt – was konnte da schon schiefgehen? Aber nicht nur Gerd sollte arbeiten, auch mein Wohngenosse sollte für sein kostenloses Hotelzimmer ausnahmsweise einmal etwas tun.
    »Kosewitz, hier ist eine Schablone. Sie können die Umrisse der Spüle aufzeichnen und dann die Ränder abkleben, damit beim Aussägen nichts reißt. Ich helfe derweil Baba bei den Badfliesen.«
    Zwei Stunden später wollte ich mir, nichts Böses ahnend, in der Küche einen Kaffee brühen, da sah ich, dass die beiden Experten das Loch für die Spüle zwar ordentlich ausgeschnitten hatten – aber leider auf der falschen Seite. Und das, nachdem ich ewig auf die Lieferung der Platte gewartet hatte! Auf hundertachtzig, suchte ich die beiden Dünnbrettbohrer im ganzen Rohbau, bis ich sie im Keller fand, wo sie sich beim Würfeln vergnügten.
    Ich, total geladen und alle Höflichkeitsregeln missachtend:»Ihr Penner, habt ihr nicht gemerkt, dass ihr das Loch auf der falschen Seite gesägt habt?«
    Kosewitz, seelenruhig: »Ham wa, Herr Topas. Aba da war et schon zu spät.«
    Gerd, ihn aus voller Seele bekräftigend: »Jau!«
    Ich, mit Wuttränen in den Augen: »Und jetzt? Soll ich die Platte etwa wegschmeißen?«
    Kosewitz, bauernschlau: »Watten, Herr Topas. Die Platte drehn wa einfach um. Die Granitoptik kommt untenrum vielleicht nich janz so jut wie oben, aba dit Sperrholz passt doch wiederum jut zur cremefarbenen Kaffeemaschine, oda?«
    Gerd, bekräftigend: »Das könnte klappen.«
    Ich, klein beigebend: »Okay, ich ruf dann mal meine Haftpflicht an.«
    Denn ich sah nicht ein, die Kosten für dieses unfassbare Missgeschick auf meine Kappe zu nehmen. Wenn ich schon die Allgemeinheit vor solch sagenhaften Nieten wie Gerd und Kosewitz bewahrte, sollte die Solidargemeinschaft wenigstens einen Teil meiner durch dieses Opfer entstehenden Auslagen tragen. Also reaktivierte ich gegenüber meinem Versicherungsvertreter das orientalische Märchenerzähler-Gen.
    »Ja, genau, mein Nachbar … Gerade zweiundneunzig geworden … Ja, das ist ziemlich alt … In seinem Auftrag habe ich diese Granitoptikplatte gekauft … Genau … Und gleichzeitig diesen Aquariumsdeckel aus Resopal … Aquarium, richtig … Ja, stockdunkel in der Wohnung, der arme Mann … Nein, kein Geld für Strom, nur Kerzen ... Deswegen habe ich beim Sägen kaum was gesehen … Ein Aquarium mit einem Deckel in Granitoptik, wie sieht das denn aus, sagen Sie doch selbst … Und diese jetzt viel zu kurze Resopal-Arbeitsplatte ... Ja, ein echtes Drama …«
    Mein Versicherungsmensch reagierte überaus mitfühlend. Oder einfach nur clever. Auf das Geld warte ich bis heute.
    Ebenso nervenaufreibend wie dieses Intermezzo waren meine Erlebnisse mit der Telekom, genauer: die ereignislose Zeit des Wartens auf einen von der Telekom geschickten Mitarbeiter. Fast vier Monate hatte ich den Vatikan der deutschen Telekommunikation mit Petitionen aller Art bombardiert und demütig danach verlangt, in die Gemeinschaft der Festnetzgläubigen aufgenommen zu werden. Fast hatte ich die Hoffnung aufgegeben, als eines Tages endlich ein silberner Opel-Kombi mit Telekom-Aufkleber vorfuhr, dem ein kleines, agiles Männlein entstieg, quasi der Nuntius der allein selig machenden Kabelkirche.
    »Nicht zu fassen, die Telekom hat real existierende Außendienstmitarbeiter?«, staunte ich.
    »Bitte?«
    »Darf ich Sie mal anfassen?«
    »Was ist los?«
    Ich griff ihm an den Oberarm. Okay, kein Trick, der Mann war echt. Oder ein verdammt gut gemachter Replikant.
    »Was soll denn das?«, fuhr er mich an.
    »Nichts weiter. Ich beginne nur gerade wieder an den Weihnachtsmann zu glauben.«
    »Soll mir recht sein. Solange Sie mir diese Empfangspapiere unterschreiben.« Er hielt mir einen oberarmdicken Stapel hin.
    »Ist das der Trick? Die Kunden sind nach monatelangem Warten so zermürbt, dass sie Ihnen per Unterschrift ihre Seele verkaufen? Lassen Sie den Krempel hier und kommen Sie in zwei Wochen wieder. Bis dahin habe ich Ihre Telefonbibel hoffentlich gelesen und verstanden.«
    »Die hat noch nie jemand gelesen. Und erst recht nicht verstanden.«
    Einen

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