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Das Daemonenschiff

Das Daemonenschiff

Titel: Das Daemonenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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haben.«
Thure wirkte wieder verärgert, antwortete aber nicht. Nachdem sich der Nebel gelichtet hatte, hatte eine rasche Zählung
ergeben, dass tatsächlich drei Schiffe fehlten. Niemand vermochte zu sagen, ob das Nagelfahr sie versenkt hatte, ihre
Mannschaften einfach in Panik geraten und geflohen oder in
dem undurchdringlichen Nebel möglicherweise die Orientierung
verloren und in die falsche Richtung gerudert waren. Thure
glaubte an die dritte Möglichkeit und hatte es nicht an hörbarem
Spott und Häme über die Unfähigkeit der entsprechenden
Besatzungen fehlen lassen, doch Andrej wusste auch, dass das
nur das war, was er laut sagte. Er selbst hätte nicht zu sagen
vermocht, welches Schicksal er den vermissten Männern
wünschen sollte.
»Und wie geht es nun weiter?«, fragte er.
»Wir bleiben hier, bis es wieder Tag wird«, antwortete Thure,
in dem er sich wieder herumdrehte und in die Nacht hinausblickte. Andrej sah in dieselbe Richtung. Vor ihnen war nichts
als Schwärze. »Urd hat uns für morgen guten Wind vorhergesagt. Wenn wir zusätzlich rudern –«
»– und die Männer völlig erschöpft sind, wenn wir unser Ziel
erreichen«, sagte Andrej.
»– müssten wir die Küste Isengards bei Sonnenuntergang
sehen«, fuhr Thure ungerührt fort. »Es ist unmöglich, dort
nachts zu marschieren. Das Land ist zu gefährlich. Doch wir
können die Festung des falschen Gottes am nächsten Tag
erreichen.«
Und dann?, dachte Andrej. Ohne es zu wollen, sah er plötzlich
wieder Sleipnir vor sich, erinnerte sich an das kalte, lähmende
Entsetzen, mit dem der bloße Anblick des Ungeheuers sein Herz
erfüllt hatte, und fragte sich, welche Schrecken dieses Land
noch für sie bereithalten mochte, und ob der Preis diesen Einsatz
wert war.
»Und dann?«, fragte er noch einmal, und jetzt laut und an
Thure gewandt. »Was geschieht, wenn wir den falschen Gott
besiegt haben, Thure?«
Thure maß ihn mit einem langen und sehr nachdenklichen
Blick. »Dann kann unser Volk endlich in Freiheit leben.« Ein
dünnes Lächeln, das Andrej nicht deuten konnte, erschien auf
seinen Lippen. »Und ich nehme an, du wirst meine Schwester
nehmen und mit ihr von hier fortgehen.«
»Bin ich so leicht zu durchschauen?«, fragte Andrej.
»Du bist ein Mann«, antwortete Thure.
»Und du hättest nichts dagegen?«
»Würde es denn etwas ändern?«, wollte Thure wissen.
»Was zählt ist, was deine Schwester möchte«, sagte Andrej,
ohne direkt auf Thures Frage zu antworten. Er schüttelte den
Kopf. »Und ich glaube nicht, dass sie von hier fortgehen
würde.«
»Ich habe dich nie gefragt, was du wirklich bist, Andrej Delãny. Und ich werde es auch jetzt nicht tun. Was mich angeht, so
glaube ich, dass die Götter dich geschickt haben, um uns
beizustehen.«
»Götter, die nicht meine sind, und an die ich nicht einmal
glaube?«
»Muss der Sturm an die Götter glauben, um ihrem Willen zu
gehorchen?«, fragte Thure. »Wissen die Fische, dass die Götter
sie geschickt haben, um unsere Netze zu füllen?« Er wiederholte
sein Kopfschütteln. »Niemand weiß das, Andrej. Und es steht
uns auch nicht zu, solche Fragen zu stellen.«
»Und trotzdem ziehen wir gerade gegen einen Gott in den
Krieg.«
»Einen falschen Gott!«, antwortete Thure heftig. Für einen
winzigen Moment erschien etwas in seinem Blick, das Andrej
nicht gefiel, erlosch aber wieder, bevor er seine Bedeutung
ergründen konnte. Dann stellte er eine Frage, die Andrej noch
weniger gefiel. »Dieser falsche Gott … er ist einer von eurer
Art, habe ich recht?«
»Hattest du nicht versprochen, keine Fragen zu stellen?«,
fragte Andrej.
Thure hob die Schultern, und nach einem Moment tat Andrej
dasselbe und antwortete doch. »Nicht genau. Vielleicht … war
er es einmal, vor langer Zeit.« Und bedeutete das, dass Abu Dun
und er eines Tages genauso werden würden?, fragte er sich
schaudernd. Er musste an all die anderen denken, die sie
kennengelernt hauen, an Seth und Osiris, an Anubis und Horus,
und wieder schauderte es ihn eisig. Aber dann dachte er auch an
Meruhe. Auch sie hatte zu ihnen gehört, und sie war vollkommen anders gewesen.
Vielleicht wolltest du sie ja auch einfach nur anders sehen, wisperte eine Stimme hinter seiner Stirn. Andrej weigerte sich,
ihr zuzuhören.
»Es ist ganz allein die Entscheidung meiner Schwester, was sie
tut«, knüpfte Thure an seine eigenen Worte von gerade an.
»Doch wenn sie der Preis ist, den du verlangst, um uns zu

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