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Das Daemonenschiff

Das Daemonenschiff

Titel: Das Daemonenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihn zu sein, denn er
schleifte die Waffe hinter sich her, sodass sie eine tiefe Narbe in
den gefrorenen Boden grub, und er wankte sichtbar, war aber
dennoch so schnell, dass es Andrej erst gelang, zu ihm aufzuschließen, als er die Spinne fast erreicht hatte. Ein sterbender
Mann taumelte ihm entgegen und riss ihn beinahe von den
Füßen, und die Bewegung, mit der er seine gewaltige Klinge
hob, wirkte erschreckend mühevoll und langsam.
Aber vielleicht sollte sie das auch.
Sleipnir schlug mit einem ihrer Vorderbeine nach dem Nubier,
und Abu Dun wich dem Hieb mit einem komisch aussehenden
Sprung aus, ließ sein Schwert niedersausen und hackte das Bein
ab!
Ein vielstimmiger, triumphierender Schrei ließ den Wald
ringsum erbeben. Speere, Schwerter und Äxte prasselten auf
Sleipnir herab, während Abu Dun, vom zuckenden Stumpf ihres
Beines getroffen, abermals zurücktaumelte und stürzte. Andrej
duckte sich ohne Nachzudenken, als ihn ein Schwall aus
schwarzem, übel riechendem Blut besudelte, stieß mit dem
Schwert nach dem zuckenden Stumpf und registrierte befriedigt
den neuerlichen, gepeinigten Schrei des Ungeheuers. Die Bestie
schlug einem Mann unmittelbar neben ihm mit einer einzigen,
blitzschnellen Bewegung den Kopf von den Schultern und biss
einen zweiten Krieger mit ihren schrecklichen Zangen mitten
durch, und doch bestand am Ausgang des Kampfes jetzt kaum
noch ein Zweifel. Das Ungeheuer blutete bereits aus zahllosen
Wunden, und die Waffen der Krieger fanden immer öfter ihr
Ziel. Zersplittertes Chitin bedeckte den Boden wie zerbrochenes,
schwarzes Glas, überall waren Pfützen aus dampfendem,
stinkendem Blut, und die ganze Welt schien unter den Schmerzensschreien des Ungeheuers widerzuhallen. Die in Bronze
gepanzerte Gestalt auf seinem Rücken hatte aufgehört, nach den
Männern zu schlagen, die sein bizarres Reittier attackierten, und
versuchte nur noch, sich irgendwie festzuhalten, und plötzlich
kam eine riesige, zweischneidige Axt aus der Dunkelheit
geflogen, überschlug sich ein halbes Dutzend Mal und grub sich
mit einem Knirschen, das selbst ihre gellenden Schreie übertön
te, in das hässliche Gesicht der Bestie.
Sleipnir bäumte sich abermals auf, tötete allein in dieser Bewegung zwei weitere Männer und stürzte mehr auf ihren gebrochenen
Hinterläufen herum, als sie sich wirklich drehte. Einer der Männer
schleuderte sein Schwert. Die Waffe prallte von der Rüstung des
bizarren Reiters ab, warf ihn aber mit solcher Wucht nach vorne,
dass er sein Schwert fallen ließ und beide Hände in das drahtige
Fell krallte, um nicht von Sleipnirs Rücken zu fallen, und dann
ergriff die riesige Spinne die Flucht. Eines ihrer Beine fehlte, und
die anderen schienen gebrochen oder zumindest verletzt zu sein,
trotzdem krabbelte und kroch sie mit einer Schnelligkeit, die jedem
Rennpferd zur Ehre gereicht hätte. Speere und Äxte flogen ihr
nach, und Etliche davon trafen, prallten aber auch jetzt wieder
wirkungslos vom eisenharten Panzer des Ungeheuers ab, und eine
Handvoll Männer versuchte sogar, sie zu verfolgen, fiel aber schon
nach ein paar Schritten hoffnungslos zurück und stellte ihr sinnloses Unterfangen schließlich ein. Vermutlich, dachte Andrej, rettete
ihnen das das Leben. Das Ungeheuer war verletzt und würde
vermutlich sterben, aber es war noch immer die tödlichste Kreatur,
der er jemals begegnet war.
Erschöpft ließ er das Schwert fallen, drehte sich zu Abu Dun
herum und spürte schon wieder einen plötzlichen Stich tiefer
Sorge: Der Nubier versuchte sich aufzusetzen, aber er schaffte
es nur bis auf die Knie, obwohl er Thures Schwert als Krücke zu
benutzen versuchte. Sein Gesicht war grau, und trotz der
grausamen Kälte glitzerten Schweißperlen auf seiner Stirn.
Andrej konnte gerade noch hinzuspringen und ihn auffangen, als
er nach vorne kippte.

10
    Die Männer hatten Feuer entzündet – wahrscheinlich nicht
einmal so sehr, um sich zu wärmen, obwohl es mittlerweile
wirklich beißend kalt geworden war, sondern größtenteils, um
der Dunkelheit Einhalt zu gebieten, und den Gespenstern, die in
ihrem Schutz herankriechen wollten – und sich zu einem dicht
geschlossenen Kreis versammelt, die Schilde zu einem überlappenden Wall in den Boden gerammt und ihre Waffen griffbereit
neben sich oder auch in den Händen, aber Andrej machte sich
nichts vor. Der nächste Angriff – wenn es ihn gab – würde der
letzte sein. Keiner dieser Krieger hatte noch die Kraft, sich zu
wehren. Der

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