Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
wir schon immer so gehandelt haben. Der Buddhismus ermutigt uns dazu, » negative« Ereignisse zu nutzen und sie zu überwinden. Dafür gibt es im Buddhismus ein perfektes Symbol: Die Lotusblüte hat ihre Wurzeln im schlammigen Morast und bringt an der Wasseroberfläche eine prachtvolle weiße Blüte zum Vorschein.
Ein weiterer entscheidender Baustein der buddhistischen Philosophie ist die Kausalität. Eine positive Einstellung wird zu guten Gedanken, Worten und Taten führen, die wiederum durch Liebe, Mitgefühl und Respekt von anderen belohnt wird. Negative, zerstörerische Gefühle und Handlungen können nur schlechte Antworten nach sich ziehen. Werden diese beiden Aspekte, Kausalität und Relativität, nicht ausreichend beachtet, führt dies zu falschen Urteilen und Ansichten und damit zu falschen Handlungen. Das Ergebnis sind unvermeidliche leidvolle Erfahrungen. Dieses fehlende Wissen über die eigentlichen Grundbedingungen unseres Seins gilt im Buddhismus als eines der drei größten Hindernisse für die Erfahrung von Glück.
✍ Stefan Rieß
Das Prinzip Selbstverantwortung
Früher habe ich oft mit anderen gehadert und ihnen die Schuld dafür gegeben, dass manches in meinem Leben nicht so glattlief: Hätten meine Eltern mich mehr unterstützt, die Lehrer mich weniger kritisiert, der Chef mich mehr motiviert, dann wäre alles anders gekommen. Hätten die Umstände gestimmt, wäre mein Weg ein ganz anderer gewesen. Die Erfahrung lehrte mich, dass man mit dieser Einstellung nie zum Ziel kommt. Es ist unmöglich, die äußeren Umstände zu ändern oder auf andere Menschen einzuwirken, dass sie sich anders verhalten, nur weil wir das wollen. Wir müssen immer bei uns selbst anfangen, dann ändern sich auch die Umstände.
Ich war ein lausiger Schüler und ein nicht besonders motivierter Student, später oftmals kein allzu engagierter Mitarbeiter. Zwar träumte ich von einer verantwortungsvollen Position, war aber nicht bereit, mich dafür ausreichend zu engagieren. Und so blieben mir die gut bezahlten und einflussreichen Jobs, die ich eigentlich für mich angemessen fand, verwehrt. Dass der Grund dafür in meinem eigenen Verhalten lag, war ich lange nicht bereit zu akzeptieren. Für mein Versagen fand ich immer wieder genug Rechtfertigungen, die außerhalb meiner Person zu suchen waren. Von der Herkunft aus einer Arbeiterfamilie bis hin zum Gesellschaftssystem, das nicht für Chancengleichheit sorgte, reichte die Palette der Ausreden. Aus heutiger Warte betrachtet, muss ich über meine damalige Ignoranz lächeln: Den Job verloren– da wurde wohl mein Potenzial nicht richtig eingeschätzt! Vom Chef kritisiert– der Mensch ist wohl cholerisch und ungerecht!
Wir alle neigen dazu, bei Schwierigkeiten die Schuld im Außen zu suchen. Das ist bequemer, weil es uns nicht zwingt, unser eigenes Verhalten infrage zu stellen. Damit kann man auch eine Zeit lang Erfolg haben. Geht es mit der Wirtschaft aufwärts, gibt es immer wieder die Gelegenheit, einen neuen Job anzutreten, bei dem man sich genauso verhält wie beim letzten. Irgendwann wird man allerdings mit dieser Einstellung an eine Grenze kommen. Und das kann dann sehr schmerzlich sein, weil es von diesem Punkt erst einmal nicht mehr weitergeht.
Bei mir war dieser Punkt mit Ende dreißig erreicht. Nach einer längeren Phase der Demotivation kündigte ich meinen Job. Hinzu kam, dass auch meine Partnerschaft in die Brüche gegangen war. Ich war gezwungen, mich noch einmal neu zu erfinden. Auf einer langen Asien-Reise hatte ich ausreichend Zeit, über mein bisheriges Leben nachzudenken. Auf dieser Reise half mir die Begegnung mit fernöstlichen Gedanken, mehr Klarheit in mein bisher relativ unbewusstes Leben zu bringen. Ich fand Antworten auf Fragen, die für viele Lebenssituationen entscheidend sind: Wie gehe ich mit anderen Menschen um? Was motiviert mich? Warum habe ich mich in bestimmten Situationen immer gleich verhalten? Welche Alternativen hätte es gegeben? Was muss ich tun, damit ich dieselben Fehler nicht noch einmal mache? Wie finde ich Sinn in meinem Leben? Welche Konflikte begleiten mich schon seit meiner Kindheit? Wie sieht meine Konfliktlösungsstrategie aus? Jeden Tag notierte ich mir neue Fragen in mein Notizbuch, und am Ende der Reise hatte ich deutlich mehr Klarheit über mein Leben gewonnen als vorher.
Meine erste und die vielleicht wichtigste Erkenntnis überhaupt bestand darin, mir einzugestehen, dass ich selber derjenige bin, der für
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