Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
bestimmte Situationen verantwortlich ist, nicht die Eltern, der Partner, der Chef oder sonst irgendjemand. Ab einem bestimmten Alter liegt es in unserer Hand, was wir aus uns und unserem Leben machen. Sicher haben die Gene und die Erziehung entscheidenden Einfluss auf unseren Charakter, unseren Körper und unseren Geist, aber das bedeutet nicht, dass unsere Persönlichkeit für immer festgelegt ist. Wir sind in der Lage, uns zu verändern. Wir können bestimmte Eigenschaften, die uns an uns selbst nicht gefallen, abschwächen und unsere Stärken weiter ausbauen. Wir sind bis zum Ende unseres Lebens lernfähig. Zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens können wir neue Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben. Manchmal gelingt uns das ganz allein, manchmal brauchen wir vielleicht den Rat und die Hilfe anderer Menschen.
Für mich war das Schlüsselerlebnis die Begegnung mit dem Buddhismus. Die Betonung der Eigenverantwortung ist ein maßgeblicher Bestandteil der buddhistischen Philosophie. Sie hilft, Wissen über unser Wesen und das Leben im Allgemeinen zu gewinnen, einfach dadurch, dass sie uns immer wieder auffordert, über Ursache und Wirkung unseres Tuns nachzudenken. Ich habe versucht, dies zu einem Leitprinzip meines Lebens zu machen: Betrachte, was du denkst und tust, beobachte, wie aus deinen Gedanken erst Worte, dann Handlungen werden. Hör zu, wie du etwas sagst. Fühle nach, welche Wirkungen diese Worte auf dich oder die Menschen haben, mit denen du jeden Tag zusammen bist, und welche Auswirkungen deine Handlungen haben. Erkenne, ob du für die anderen Gutes oder Schlechtes damit bewirkst. Überlege vorher, wie du den anderen nützen kannst.
Die Strategie ändern
Doch wie können wir mit unserer Gier und unserer Angst, unserem Zorn und unserem Kummer fertig werden? Der Buddhismus lehrt, mit diesen destruktiven Gedanken achtsam umzugehen, um sie so aufzulösen. Denn hinter diesen Gefühlsäußerungen verbergen sich reale Bedürfnisse nach einem glücklichen, erfüllten Leben. Die herkömmlichen Strategien, die uns zu mehr Status und materiellem Wohlstand verhelfen sollen, sind allerdings kaum dazu geeignet, genau dies zu erfahren. Im Gegenteil: Sie halten immer nur für eine kurze Weile. Der Hunger nach Anerkennung und Bestätigung ist nicht zu stillen, und wir lassen uns in den Sog des » immer mehr« ziehen oder haben große Angst, das Erreichte wieder zu verlieren. Auf dem Weg zu dauerhaftem Glück muss man eine andere Richtung einschlagen. Die Richtung, die der Buddhismus vorgibt, umfasst das richtige Verständnis unserer Lebenszusammenhänge (Lehre), die Innensicht (Achtsamkeitsübungen) sowie konkrete Handlungen, die von Großzügigkeit, Mitgefühl und Wertschätzung getragen sind.
Die größte Schwierigkeit, wenn es darum geht, dem Leben eine andere Richtung zu geben, besteht darin, alte Gewohnheiten abzulegen. Das gelingt nur, wenn man einen sehr festen Entschluss gefasst hat und die nötige Disziplin zur Umsetzung aufbringt. Ist man beispielsweise gewohnt, schnelle Resultate zu erhalten, dann braucht es Mut und Entschlossenheit, sich von kurzfristigen Zielen zu lösen. Das gilt umso mehr für den Bereich der Wirtschaft. Statt auf rasche Erfolge und schnellen Profit zu schielen, gilt es längerfristig zu planen, um eine nachhaltige und wertorientierte Unternehmens- und Wirtschaftskultur zu gestalten. Erst dadurch, dass man sich um das Wohlergehen der anderen kümmert, schafft man die Grundlage für sein eigenes Wohl– das ist sozusagen die buddhistische Form des Egoismus. Anders ausgedrückt: Soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit sind zentrale Bestandteile einer buddhistischen Wirtschaftsethik.
Nun kann man sagen: Das klingt ja alles ganz schön, aber die Realität sieht nun mal anders aus: In der Wirtschaft zählt das schnelle Geschäft, der erwirtschaftete Gewinn, der unmittelbare Nutzen. Doch wer bestimmt das eigentlich? Der Buddhismus weist darauf hin, dass sich unsere Welt ständig in Veränderung befindet und nichts für immer festgelegt ist. Alles vergeht: Jedes Leben, jedes Geschäft, jedes Unternehmen, jede Krise. Aber auch jede Theorie, jede Überzeugung, jedes Glaubenssystem. Warum sollen buddhistische Werte wie Großzügigkeit, Güte, Geduld, Freude und Achtsamkeit nicht stärker in unserem Wirtschaftsleben auftauchen oder dieses gar prägen?
Der Amerikaner Michael Roach ist sogar davon überzeugt, dass diese Werte die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg sind. Er schildert in seinem
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