Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
Verhaltensweisen Tür und Tor.
Gier als Antriebsmotor: die Übel Aggression und Hass
Wird Geldgier zur wichtigsten, vielleicht sogar einzigen Motivation des Handelns, dann zwingt sie die Unternehmen und ihre Mitarbeiter, sich durch ein gnadenloses Gewinnstreben zu prostituieren und zu versklaven. Die Gesellschaft wird in der Folge in einen unaufhörlichen Neuerungsprozess gezogen, in dem Produkte sich ebenso rasch ändern wie die Standorte ihrer Herstellung– ohne Rücksicht auf die Beschäftigten, die ausgebeutete Natur und die umgebenden Sozialsysteme. Die Geldgier wird hierbei unter wohlklingenden Worthülsen versteckt: Man spricht von » Ergebnisverbesserung«, » Wachstum«, » Ertrag«, » positiver Entwicklung« usw. Wirtschaftswissenschaftler nennen das Verhalten, ohne Rücksicht auf andere Werte eine Geldsumme zu maximieren, sogar » Rationalverhalten«.
Und so zieht Gier als Antriebsmotor von Handlungen zwei weitere Grundübel nach sich: Aggression und Hass. Diese beiden Übel lassen sich in der Wirtschaft ebenfalls schnell ausmachen. Sie entfalten sich im Wettbewerb, in der Konkurrenz. Von rein ökonomischen Mitteln (wie Preis- oder Kostensenkungen) bis hin zu direktem Betrug (wie in den Bilanzskandalen der jüngsten Vergangenheit) sowie Gewalt und Bestechung reicht hier das Instrumentarium. Korruption, Manipulation und physische Bedrohung sprechen für sich, doch auch massive Kosteneinsparungen, die sich hinter Floskeln wie » Lean management« oder » Anpassung an den globalen Wettbewerb« verbergen, stellen aggressives Verhalten gegenüber unzähligen Arbeitnehmern und deren Familien dar.
Doch die durch den Wettbewerb angestachelte Aggression beschränkt sich häufig nicht auf ökonomische Auseinandersetzungen. Gerade wenn es um wichtige Rohstoffe oder Ressourcen geht, dreht sich die Aggressionsspirale noch viel weiter und entlädt sich in Hass: Wirtschaftliche Gründe sind eine der Hauptursachen für den Ausbruch von gewalttätigen Konflikten und Kriegen.
Ego-Verblendung auf allen Ebenen
» Wir haben den Höhepunkt der Illusion erreicht«, da ist sich nicht nur Karl-Heinz Brodbeck sicher. Die ökonomische Verblendung zeigt sich deutlich und unverschleiert. Und dank des globalen Leitmediums Fernsehen in jedem Haus und rund um die Uhr. Auf Nachrichtenkanälen wie CNN , N- TV und anderen Sendern erhalten wir Tag und Nacht Informationen zu den verschiedensten Geschehnissen aus aller Welt. Ein Laufband am unteren Bildschirmrand informiert uns über wechselnde tagesaktuelle Neuigkeiten. Doch eine Botschaft erscheint dauerhaft und unabhängig von jedem Ereignis, sei es Krieg, Tsunami oder zerstörte Atomkraftwerke: die aktuellen Aktien- und Devisenkurse. Selbst bei den Bildern der großen Terroranschläge der vergangenen Jahre wurde bei CNN die Einblendung der jeweils aktuellen Wertpapierkurse nicht gestoppt. Die von Buddha als Ego-Verblendung diagnostizierte Grundsituation des Menschen erscheint nicht nur als die globale Wirklichkeit der Wirtschaftsbosse, sondern durchdringt alle anderen Lebensbereiche und ordnet sie ihrer irrationalen Geldgier unter.
Schnäppchenjagd mit fatalen Folgen
Vielleicht wenden Sie an dieser Stelle ein, Sie hätten die beschriebenen Mechanismen doch längst durchschaut und würden sie auch vehement kritisieren. Aber was könnten Sie denn gegen » die da oben« schon machen? mSchließlich stecken Sie ja nicht in den Köpfen von Firmenmanagern oder Wirtschaftspolitikern und seien für deren Verblendung deshalb auch nicht verantwortlich. Dieser Einwand stimmt zwar, greift aber zu kurz. Denn ökonomisches Handeln wird nicht von unveränderbaren Naturgesetzen gesteuert. Wir alle sind ein bewusst handelndes Rädchen dieser großen Maschine. Wenn Sie im Supermarkt bei einem Sonderangebot von Rindfleisch zugreifen, um Ihre Haushaltskasse zu entlasten, wird Ihnen niemand böse Absicht unterstellen. Doch Ihr Kauf ist eingebettet in ein Netz gegenseitiger Abhängigkeiten und hat daher Folgen, die Ihnen vielleicht in dem Moment, wo Sie die Fleischportionen in den Einkaufswagen legen, nicht bewusst sind.
Das Sonderangebot ist nur möglich aufgrund niedriger Produktionskosten. Hierzu setzen Supermärkte nicht selten Zulieferfirmen und Produzenten so stark unter Druck, dass die Preise immer weiter sinken. Dies pflanzt sich wie eine Welle fort, bis bei den schwächsten Gliedern der Kette Kürzungen der Löhne die Folge sind, die wiederum zu verschlechterten Lebensbedingungen führen. Das
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