Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
zu thematisieren. Wird diese Ebene allerdings nicht untersucht, führt das dazu, dass die wahre Ursache des vordergründigen Sachkonflikts entweder gar nicht entdeckt oder bewusst außer Acht gelassen wird. Ein solches Ignorieren der Gefühlsebene beeinträchtigt die Konfliktlösung und kann sie gegebenenfalls sogar verhindern.
Macht ist ein wichtiger Faktor am Arbeitsplatz. Jeder Mitarbeiter ist bestrebt, seine derzeitige Position in der Firma beizubehalten oder zu verbessern. In Machtkonflikten wird um hierarchische Positionen gerungen. Ebenso wie Konflikte auf der Gefühlsebene können sich auch Machtkonflikte bei oberflächlicher Betrachtung wie sachliche Auseinandersetzungen darstellen. Geht es darum, den Kontrahenten vor einer Beförderung zu diskreditieren? Ist das Ziel der Auseinandersetzung, den anderen zur Kündigung zu bewegen? Zumeist setzt sich in Machtkonflikten derjenige durch, der eine höhere Position in der Firmenhierarchie besitzt. Dies muss aber nicht zwangsläufig der fähigere Mitarbeiter sein. Die Basis für Machtkonflikte bilden Konkurrenzdenken ( » Die Informationen behalte ich lieber für mich, sonst profitiert davon vielleicht ein anderer.«), Angst vor Abhängigkeit ( » Die darf ich nicht zu viel loben, sonst will sie noch auf meinen Sessel.«), Angst vor Autoritätsverlust ( » Als Chef muss ich das Sagen haben.«).
Buddhistische Prinzipien, um Konflikte zu lösen
Jeder Mensch verhält sich individuell– auch in Konfliktsituationen. Bei der Lösung von Konflikten werden aber nur wenige grundsätzlich verschiedene Strategien angewendet. Oft ist uns gar nicht klar, wie wir auf einen Konflikt reagieren. Eine erfolgreiche Konfliktlösung kann jedoch nur durch eine bewusste Vorgehensweise erreicht werden, bei der alle Probleme, die zum Konflikt geführt haben, einzeln analysiert und gelöst werden. Bei der richtigen Vorgehensweise sind die buddhistischen Prinzipien, die Sie in diesem Buch kennengelernt haben, äußerst hilfreich.
Eine bewusste Strategie der Konfliktbewältigung am Arbeitsplatz erfordert das Engagement von allen am Konflikt beteiligten Parteien. Der erste Schritt besteht im frühzeitigen Erkennen und richtigen Einordnen des Konflikts. Auch hier geht es also wieder darum, dass wir unsere Unwissenheit überwinden müssen, wie der Buddhismus es fordert. Wir müssen genau verstehen, was den Konflikt verursacht hat und wo er verankert ist. Die Strategie muss dann dem Konfliktfeld angepasst werden. In die Strategie mit einbezogen werden sollte auch der Faktor Zeit. Denn je länger ein Konflikt währt, desto größere Kreise zieht er, und die tatsächlichen Ursachen werden durch verschiedenste Auswirkungen überlagert.
Zwei ungeeignete Strategien, um Konflikte am Arbeitsplatz zu lösen
Wer sich in einem Konflikt unterlegen fühlt, wendet häufig – unbewusst oder bewusst – die Vermeidungsstrategie an. Eine offene Auseinandersetzung wird vermieden, die eigene Meinung nicht vorgebracht. Oftmals verhindert die Vermeidungsstrategie sogar, dass ein Konflikt überhaupt als solcher wahrgenommen wird. Die Äußerung des eigenen Unbehagens findet dann nur im Verborgenen statt. Diese Strategie birgt selten Vorteile, denn die Person entzieht sich dem Konflikt – er wird nicht gelöst. Dies führt in jeder Variante zum Gefühl der Niederlage und dem Verlust der Souveränität. Typisch dafür sind unwilliges Nachgeben ( » Ich habe zwar recht, aber das interessiert ja keinen.«) oder die innere Kündigung ( » Vielleicht schätzt man meine Meinung woanders mehr.«).
Das genaue Gegenteil ist die Pokerstrategie. Hier taktiert einer der Konfliktpartner, um den Sieg in der Auseinandersetzung davonzutragen. Es geht ausschließlich um die Durchsetzung von Macht, nicht um die Analyse des Konflikts und die Untersuchung der Beweggründe des Gegenübers. Stattdessen dient der Konflikt als Vehikel, um Hierarchien zu festigen oder zu verändern. Diese Strategie wird häufig von Personen in Machtpositionen angewandt.
Schritt für Schritt auf dem Weg zur Konfliktlösung
1. Schritt: Das Problem im Vorfeld analysieren
Der beste Zeitpunkt, einen Konflikt zu lösen, ist natürlich, bevor es zur ernsthaften Auseinandersetzung gekommen ist. Dies erfordert jedoch ein sehr gutes Gespür für Unstimmigkeiten und Spannungen. Wenn die Situation bereits eskaliert ist, sollten sich die Kontrahenten schon vor dem Gespräch eingehende Gedanken über den Auslöser des Konflikts machen. Hier sind Ehrlichkeit
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