Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
nicht zum gewünschten Erfolg, versuchen die Konfliktpartner in der Regel immer mehr Personen auf ihre Seite zu ziehen. Letztlich kann ein ursprünglicher Paar-Konflikt die ganze Abteilung oder sogar die gesamte Firma beeinträchtigen.
Der Paar-Konflikt ist die Urform des Konflikts. Zwei gegensätzliche Positionen treffen aufeinander, und keiner der Kontrahenten stellt seine eigene Sichtweise infrage. Zumeist werden Paar-Konflikte durch unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen ausgelöst. Sie finden daher oft im Gefühlsbereich statt– auch wenn es sich um Konflikte im beruflichen Kontext handelt. Diese Konflikte können in den unterschiedlichsten Gefühlen wie Antipathie ( » Ich kann sie einfach nicht leiden.«), Misstrauen ( » Der zieht mich bestimmt wieder über den Tisch.«) oder Neid ( » Der ist viel beliebter als ich.«) wurzeln. Oder sie beruhen auf unterschiedlichen Selbstbildern und Rollenzuweisungen ( » Wir sind ein Team, und der arbeitet nur für sich alleine.«). Zudem hat jeder Mensch in der Vergangenheit ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht ( » Aufgrund meiner langjährigen Praxis weiß ich, das wird nichts.«) und verschiedene Wertvorstellungen entwickelt ( » Dessen Gerede von Loyalität interessiert mich nicht.«). Solche Unterschiede können in vielerlei Hinsicht etwas sehr Positives sein. Wenn wir lernen, jeden Menschen in seiner Besonderheit zu akzeptieren und andere Sichtweisen wertzuschätzen, kann Verschiedenheit eine Quelle des Erfolgs und der Zufriedenheit in einem Unternehmen sein. Aber das ist ein langwieriger Prozess.
Auf welchen Ebenen spielen sich die Konflikte ab?
Konfliktpotenzial bietet der Berufsalltag zur Genüge. Auf engem Raum prallen hier unterschiedliche Meinungen, Ansichten und Vorstellungen, was wann und auf welche Art und Weise getan wird, aufeinander. Das fängt bei Kleinigkeiten an: Weshalb spült der Kollege niemals die Kaffeetassen? Warum weigert sich mein Geschäftspartner, mir längere Zahlungsziele einzuräumen? Warum zieht mein Chef meine Kollegin vor? Von einer Meinungsverschiedenheit zum Konflikt ist es oft nur ein kleiner Schritt. Um die tatsächlichen Auslöser des Konflikts zu bestimmen, ist es wichtig, wieder einen Schritt zurückzugehen. Die genaue Betrachtung der Konfliktthemen kann zu Ursachen führen, die weit über das vordergründige Konfliktfeld hinausgehen. Denn Konflikte spielen sich auf verschiedenen Ebenen ab: der Sachebene, der Beziehungsebene und der Machtebene.
Ein Konflikt auf der Sachebene ist offensichtlich: Der aktuelle Streitpunkt ist für jeden klar. Sachkonflikte beziehen sich auf konkrete Situationen und Fakten, sie können deshalb am einfachsten rational bewertet und diskutiert werden. Bei Sachkonflikten kann es um unterschiedliche Ziele und Perspektiven gehen: Während ein Geschäftspartner mehr Zeit im Unternehmen verbringen will, möchte der andere vielleicht weniger arbeiten und mehr Spielraum für die Familie haben. Auch über Strategien lässt sich vortrefflich streiten: Ein Geschäftspartner schlägt die Aufnahme von Fremdkapital vor, um eine Werbekampagne zu finanzieren. Der Partner jedoch lehnt das Risiko der Verschuldung ab. Unterschiedliche Werte und Rollen sind ebenfalls kritisch: Der eine Geschäftspartner ist vorwiegend mit schwierigen und uninteressanten Tätigkeiten betraut, während der andere für ein angenehmes und abwechslungsreiches Arbeitsgebiet zuständig ist. Bei Verteilungskonflikten geht es um Wertschätzung: Wem gebührt in einer gleichberechtigten Partnerschaft mehr Anteil am Gewinn? Dem repräsentativen Partner oder dem stillen Arbeiter im Hintergrund?
Wenn Gefühle im Spiel sind
Oft liegt die Konfliktursache aber nicht so eindeutig auf der Hand, sondern ist tief verborgen: auf der Beziehungsebene und/oder der Machtebene. Je stärker diese verschiedenen Ebenen ineinander verwoben sind, desto schwieriger wird die Klärung des Konflikts. Gefühlskonflikte können sich zunächst wie Sachkonflikte äußern, aber ihre Ursprünge wurzeln ganz woanders. Häufig sind verdrängte emotionale Dissonanzen der Auslöser des Konflikts. Steckt nicht doch unterschwellige Rivalität hinter dem erbitterten Streit über die Größe des Büros? Warum wird die Unordnung auf dem Schreibtisch des Kollegen als so störend empfunden? Konflikte auf der Beziehungsebene sind im beruflichen Alltag noch schwerer zu lösen als im Privatleben. Denn in vielen Unternehmen ist es ausgeschlossen, Beziehungsfragen und Gefühle
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