Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
Fortentwicklung, keine Veränderung und auch keine Verbesserung. » If life gets boring, risk it!«, riet mir in meinen Anfangsjahren einmal ein Personalberater. Nur wer sich immer wieder verändert, hat die Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln.
✍ Stefan Rieß
Lernen loszulassen
Ich habe meine beruflichen Wechsel nie bereut. Natürlich war da immer auch die Angst, was wird kommen. Aber ich habe mich von diesen Ängsten nicht leiten lassen. Die Chance, sich neu zu erfinden, gibt einem die Gelegenheit, seine Stärken zu erleben. Es hat mich auch nie geschmerzt, dass ein von mir entwickeltes Magazin eingestellt wurde. Auch wenn ich damals mit viel Engagement und Leidenschaft bei der Sache war– nach einer kurzen Orientierungsphase folgten drei Projekte, die noch interessanter waren. Eines davon gab mir schließlich die Möglichkeit, mich fester an einen Verlag zu binden, den ich von Beginn an im Auge hatte.
Bei solchen Entscheidungen lohnt es sich, auf seine eigene Intuition zu achten und weniger auf die Stimme der Warner, die den Status quo beibehalten wollen. Ich würde heute sagen, dass meine beruflichen Veränderungen unbedingt notwendig waren. Hätte ich mich nicht auf Neues eingelassen, hätte ich auf viele wertvolle Erfahrungen verzichten müssen und viele interessante Menschen nicht kennengelernt. In dieser Zeit habe ich zudem gelernt, dass es keinen Sinn macht, sich an irgendetwas zu klammern, weder an eine bestimmte Position, an eine lieb gewordene Gewohnheit, ein bekanntes Umfeld oder bestimmte Menschen. Wir müssen lernen loszulassen, um nicht zu erstarren und die Möglichkeiten des Lebens auszuschöpfen. Wer das übt, kann auch von einer unfreiwilligen Kündigung nicht überrascht werden.
Heute ist es für viele Arbeitende ein Muss, sich immer wieder geänderten Bedingungen anzupassen. Eine Kündigung und ein Neuanfang in einem anderen Unternehmen oder einer anderen Branche oder beispielsweise der Entschluss, sich selbstständig zu machen, ist immer beides: Chance und Risiko. Denn auch wenn man sich diverse Vorteile von einer neuen Tätigkeit verspricht, weiß man vorher nicht genau, was einen im neuen Umfeld erwartet. Deshalb setzen solche Veränderungen immer auch Ängste frei.
Die Kündigung: Wenn sich plötzlich alles ändert
In die Situation, den Job zu verlieren, kann heutzutage jeder Arbeitnehmer geraten. Gerade Krisenzeiten und Phasen tiefgreifender ökonomischer Veränderung lassen die Fluktuation in den Unternehmen stark ansteigen. Vom Gefühl der Unverzichtbarkeit bis hin zum plötzlichen Outplacement ist ein kürzerer Weg, als viele von uns denken. Eine Kündigung hat weitreichende Folgen, die über den Verlust des Arbeitsplatzes hinausgehen. Wahrscheinlich ändert sich Ihre finanzielle Situation, Sie verlieren viele Menschen, mit denen sie sich intensiv auseinandergesetzt haben, Ihr normaler Tagesablauf wird auf den Kopf gestellt. Sie müssen sich mit Aufgaben beschäftigen, die Sie vielleicht lange nicht mehr oder noch nie gemacht haben– einen Lebenslauf schreiben und zum Arbeitsamt gehen beispielsweise.
Ob unerwartet oder nicht, eine unfreiwillige Kündigung wird psychische Konsequenzen haben. Die wenigsten Menschen werden eine Kündigung sofort als Chance oder als Befreiung sehen, im Gegenteil: Viele fallen erst einmal in ein schwarzes Loch, zweifeln an ihren Fähigkeiten, können mit der vielen freien Zeit nichts anfangen, machen sich Sorgen, ob sie jemals wieder einen Job finden. In vielen Fällen ähnelt das den Begleitumständen, die eintreten, wenn man seinen Lebenspartner oder seine Lebenspartnerin verliert. Deshalb ähneln auch die Strategien, wie man mit einer Kündigung am besten umgeht, einer solchen Trennungssituation.
Nach der Kündigung: Bilanz und Bestandsaufnahme
Arbeit ist eben nicht nur Arbeit. Wir identifizieren uns mit unserer beruflichen Aufgabe und häufig auch mit dem Unternehmen, für das wir tätig sind. Wir fühlen uns den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, emotional verbunden. Wenn wir unseren Job verlieren, plagen uns also nicht nur Existenz- oder Zukunftsängste, sondern uns schmerzt auch der Verlust der gewohnten Lebensumstände und des sozialen Umfelds. Es geht uns so, wie es der Buddhismus beschreibt: Veränderungen verursachen Leiden.
In dieser Phase ist es wichtig, das Gefühl der Trauer zuzulassen. Erst wenn Sie sich Ihre Gefühle eingestehen, können Sie sich anschließend daranmachen herauszufinden, warum genau Sie traurig sind.
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