Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
meines Partners könnten mich zur Weißglut bringen und meine Selbstkontrolle gefährden?
Was sind Aussagen und Ansichten von mir, die bei meinem Partner zu Abwehrreaktionen und heftigen Gefühlen führen könnten? Wie könnte ich das vermeiden?
Wenn Sie zum Beispiel niedergeschlagen sind, sollte das Ihr Partner erfahren. Wer über solche Gefühle offen spricht, verringert ihre Wirkung; die überwältigende Macht der Trauer wird dann zum Beispiel abgeschwächt. Zorn hingegen ist ein Gefühl, das zwar wahrgenommen, aber im Zaum gehalten werden sollte. Denn wer Zorn nachgibt, macht ihn stärker.
Natürlich ist es schwierig, ruhig und gelassen zu bleiben, wenn der Partner sich böse verhält. Hinzu kommt, dass wir in der westlichen Welt lernen, es sei völlig normal, sich zu ärgern. Deshalb unternehmen wir relativ wenig, um Zorn zu unterdrücken.
In Fällen, in denen man knapp davor ist, die Nerven zu verlieren, ist es ratsam, sich kurz zurückzuziehen und sich zu fragen: Was bringen Handlungen, die einzig und allein aus Zorn entstehen? Wie nachhaltig sind Siege, die man davonträgt, weil man den anderen verängstigt hat?
Mini-Meditation: Yoga des Mundes
Wenn wir Wut verspüren oder Kummer haben oder am Ende unserer Kräfte sind, vergessen wir gelegentlich die anderen Möglichkeiten unserer Gefühlspalette. Dann ist es Zeit, sich um die Wut, die Enttäuschung oder die Erschöpfung zu kümmern – indem wir lächeln.
Atmen Sie dazu ein paar Mal bewusst ein und aus. Und dann lächeln Sie – einfach nur, um sich etwas Gutes zu tun. Denken Sie dabei über diese beiden Sätze nach: »Ich weiß, dass ich mich nicht um meine Nächsten kümmern kann, wenn ich mich nicht um mich selbst kümmere. Ich weiß, dass ich nicht meinen Nächsten lieben kann, wenn ich mich nicht selbst liebe.«
In manchen Situationen verspüren wir deshalb Wut, weil wir das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren, und das macht uns hilflos. Das mag eine verständliche Reaktion sein, bringt einen aber in der Regel nicht weiter. In seinem Buch Die Liebe, Quelle des Glücks beschreibt der Dalai Lama, wie er einmal mit einer solchen Situation umgegangen ist:
»Vor kurzem gab es ein starkes Erdbeben, als ich gerade meine tägliche Meditation über Liebe und Mitgefühl durchführte. Obwohl das Erdbeben potenziell lebensbedrohlich war, habe ich überhaupt keine Angst verspürt. Das muss daran gelegen haben, dass ich mich gerade mitten in der Betrachtung der Bedürfnisse und Sorgen von anderen befunden habe (…) Ich muss aber zugeben, dass meine Handflächen nass vor Schweiß waren, als wir vor ein paar Wochen einige Stunden lang auf einem Flug von Bombay nach Südafrika durch heftige Turbulenzen geflogen sind. Da habe ich dann darüber nachgedacht, dass ich keine andere Wahl hatte, als zu sterben, wenn es denn mein Karma war, in diesem Moment zu sterben. Wenn es allerdings nicht mein Karma war, in diesem Moment zu sterben, dann würde ich am nächsten Morgen in Südafrika sein. Danach ging es mir besser. Der Unterschied lag in meiner Einstellung.«
Mit dieser Erzählung möchte der Dalai Lama Folgendes verdeutlichen: Wenn Sie ein Problem haben und etwas dagegen tun können, dann tun Sie es. Wenn es aber unmöglich ist, etwas dagegen zu tun, dann ist es sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Das Problem Mein Partner versteht mich nicht!
Die Lösung Wer sich nicht verstanden fühlt, fühlt sich auch nicht geliebt. Das Ergebnis: Man wird wütend und macht Vorwürfe. Dreht sich die Eskalationsspirale immer weiter, dann hört man schließlich auf, sich für seine Beziehung einzusetzen.
Darauf lässt sich aber auch ganz anders reagieren. Machen Sie es wie ein Zen-Meister. Sehen Sie die Situation als Übung an. Anstatt zu sagen: »Ich habe ein Problem«, definieren Sie Ihre innere Haltung dazu um und sagen Sie: »Dies ist eine Übung für meinen Geist.« Das schafft schon mal ein bisschen Distanz.
Schritt zwei: Immer wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Partner schenkt Ihnen nicht die nötige Aufmerksamkeit, könnten Sie das zum Anlass nehmen, Ihr Bedürfnis nach mehr Anerkennung zu hinterfragen. Es könnte nämlich gut sein, dass hinter Ihrer Enttäuschung ein großer Hunger nach Anerkennung steckt oder dass Sie von Ihrem Partner die Wiedergutmachung einer Verletzung erwarten, die Ihnen in der Vergangenheit zugefügt wurde.
Oftmals verbirgt sich hinter dem Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit auch die Tatsache, dass wir augenblicklich selbst
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