Das Dampfhaus
von zwei-bis dreihundert Schritten absperrten. Wenn er uns zuweilen verließ und entweder allein oder von mir, von Banks oder irgend einem Anderen begleitet, vorausging, so geschah das nicht, um sich über die Richtung des Weges, sondern nur über dessen Zustand aufzuklären.
Der viele Regen während der kaum beendeten nassen Jahreszeit hatte die Straßen selbstverständlich arg beschädigt und Furchen in dem Erdboden hinterlassen,ein Umstand, der nicht ganz unberücksichtigt bleiben durfte, da wir nicht gern Wege einschlugen, von denen wir schwierig hätten umkehren können.
Wir kamen also den Umständen nach ganz leidlich vorwärts. Der Regen hatte völlig aufgehört. Der von leichtem Gewölk, durch das zuweilen die Sonne blitzte, halb verschleierte Himmel drohte nicht mehr mit den schweren Unwettern, deren Heftigkeit man vorzüglich im Centrum der Halbinsel fürchtet. Wenn die Hitze auch nicht bedeutend war, so machte sie sich doch noch während einiger Stunden des Tages bemerkbar, doch hielt sich die Temperatur im Ganzen auf mittlerer Höhe, so daß sie Reisenden mit Schutzmitteln, wie sie uns zu Gebote standen, nicht eigentlich lästig wurde. An eßbarem Wild fehlte es nicht, und unsere Jäger beschafften leicht die Bedürffnisse für die Tafel, ohne sich vom Steam-House allzuweit zu entfernen.
Nur Kapitän Hod – und natürlich auch Fox – mochten das Nichtvorhandensein von Raubthieren, durch das sich Tarryani auszeichnete, bedauern. Konnten sie überhaupt darauf rechnen, Löwen, Tiger und Panther da anzutreffen, wo es diesen an Wiederkäuern, ihrer hauptsächlichsten Nahrung, fast vollständig mangelte?
Fehlten in der Fauna der Vindhya-Berge aber die Fleischfresser sehr auffallend, so fanden wir desto mehr Gelegenheit, die Elephanten Indiens kennen zu lernen – ich meine die wilden Elephanten, von denen wir bisher nur sehr wenige Exemplare gesehen hatten.
Am 30. September gegen Mittag wurde ein Paar dieser herrlichen Thiere vor unserem Zuge sichtbar. Bei unserer Annäherung wichen sie nach der Seite der Straße aus, um das ihnen noch unbekannte Fuhrwerk, welches sie zu erschrecken schien, vorüberziehen zu lassen.
Was hätte es uns nützen können, sie ohne allen Grund, vielleicht nur um die Jagdlust zu befriedigen, zu tödten? Selbst dem Kapitän Hod fiel das gar nicht ein. Er begnügte sich, in ihrer Freiheit die schönen Thiere zu bewundern, die hier in den oberen Bergschluchten hausten, wo Bäche und Weideplätze alle ihre Bedürfnisse decken mußten.
»Eine herrliche Gelegenheit für unseren Freund Mathias Van Guitt, bemerkte er, um uns einen gelehrten Vortrag über Zoologie zu halten!«
Bekanntlich ist Indien vor allen anderen das Land der Elephanten. Diese Pachydermen gehören alle einer und derselben Art an, welche aber niedriger steht, als die der afrikanischen Elephanten, und zwar ebenso diejenigen, welche in den verschiedenen Provinzen der Halbinsel selbst umherschweifen, als auch die, deren Fährten man in Birma, im Königreiche Siam bis zu den östlich vom Busen von Bengalen gelegenen Gebieten verfolgt.
Wie man sie einsängt? Gewöhnlich in einem »Kiddah«, das ist ein von Palissaden umschlossener Platz. Wenn es sich dabei um eine ganze Heerde handelt, so treiben sie die in der Zahl von drei-bis vierhundert Mann zusammentretenden Jäger unter Führung eines »Djamadar«, das ist ein darauf besonders eingeübter Eingeborner, in den Kiddah zusammen, schließen sie darin ein, suchen sie mit Hilfe gezähmter, speciell hierzu abgerichteter Elephanten von einander zu trennen, fesseln sie dann an den Hinterbeinen und haben sie damit in ihrer Gewalt. Diese Methode, welche Zeit und einen gewissen Kraftaufwand erfordert, erweist sich aber häufig nutzlos, wenn man große, starke Männchen einfangen will. Es sind das ziemlich bösartige Thiere, welche den Kreis der Treiber oft durchbrechen und sich nicht in den Kiddah hineindrängen lassen. Auch benutzt man wohl Weibchen, welche jenen Männchen tagelang folgen. Diese tragen in dunkle Stoffe gehüllte Mahouts auf dem Rücken, und wenn die Elephanten sich ahnungslos dem süßen Schlummer überlassen, werden sie von jenen mit Ketten gefesselt, ehe sie recht wissen, was mit ihnen vorgeht.
Ich erwähnte schon einmal, daß man Elephanten früher mittelst tiefer, an den von ihnen gewöhnlich gewählten Wegen gelegenen Gruben zu fangen pflegte; da diese fünfzehn Fuß tief ausgehoben wurden, so verletzte sich das Thier meist beim Hineinfallen oder fand
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