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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bis sechzig Elephanten hinter unserem Zuge her. Sie gingen in dichten Reihen und schon trabten die Vordersten dem Steam-House nahe genug – kaum in einer Entfernung von zehn Metern – um sie genau beobachten zu können.
    An der Spitze marschirte der größte der ganzen Gesellschaft, obwohl seine lothrechte Höhe bis zur Schulter drei Meter gewiß nicht überschritt. Wie ich schon sagte, erreichen die hiesigen nicht die Größe der Elephanten in Afrika, unter denen man Exemplare von vier Meter Höhe antrifft. Seine Stoßzähne, welche ebenfalls kleiner bleiben als die der afrikanischen Race, messen an der äußeren Krümmung etwa hundertfünfzig Centimeter bei einen Durchmesser von vierzig Centimeter an dem Knochenzapfen, der ihre Basis bildet. Wenn man auf der Insel Ceylon eine gewisse Anzahl dieser Thiere findet, welche jener furchtbaren Waffen, der sie sich gegebenen Falles sehr geschickt bedienen, beraubt sind – ich meine die sogenannten »Muknas« – so sieht man solche dafür im eigentlichen Hindostan ungemein selten.
    Diesem Elephanten folgten mehrere Weibchen, die wirklichen Führer der Karawane. Wäre das Steam-House nicht auf der Straße gewesen, so würden diese den Vortrab gebildet haben, während jenes Männchen, unter den Üebrigen eingereiht, bestimmt zurückgeblieben wäre. Die Männchen nämlich scheinen zur Anführung einer Heerde völlig ungeeignet; sie bekümmern sich ebensowenig um die jungen Thiere, wissen nicht, wann es nöthig ist, wegen der Bedürfnisse dieser »Babies« Halt zu machen, und verstehen sich auch kaum auf die Auswahl eines passenden Lagerplatzes. In der That sind es nur die Weibchen, welche sozusagen das erste Wort führen und die wandernden Heerden leiten.
    Die Frage, warum sich die ganze uns nachfolgende Gruppe in Bewegung gesetzt habe, ob sie blos ihre erschöpften Weideplätze verließ, vor den Stichen einer sehr gefährlichen Fliegenart entfloh, oder ob sie nur die Neugier, unserem seltsamen Gefährt zu folgen, jetzt durch die Vindhya-Berge verlockte – das wäre vorläufig schwer zu sagen gewesen. Das Land lag jetzt offen vor uns, und die Elephanten zogen, wie sie es zu thun gewohnt sind, wenn sie sich nicht in bewaldeten Gegenden aufhalten, am hellen Tage weiter. Ob sie mit einbrechender Nacht, so wie wir es gezwungen waren, Halt machen würden, mußte sich ja bald zeigen.
    »Nun, Kapitän Hod, fragte ich da unseren Freund, sehen Sie, wie unser Nachtrab sich immer mehr vermehrt? Erweckt Ihnen das noch immer keine Besorgniß?…
    – Pah! versetzte Kapitän Hod, weshalb sollten die Thiere etwas gegen uns im Schilde führen? Es sind ja keine Tiger, nicht wahr, Fox?
     

    Sie gingen in dichten Reihen. (S. 342.)
     
    – Nicht einmal Panther!« antwortete der Diener, der natürlich immer mit seinem Herrn übereinstimmte.
    Kâlagani schüttelte freilich den Kopf ein wenig bei diesen zuversichtlichen Behauptungen; er theilte die Ansicht der beiden Jäger offenbar nicht.
    »Sie scheinen mir beunruhigt, Kâlagani, sagte Banks, der jene Bemerkung gehört hatte, zu diesem.
    – Könnten wir nicht etwas schneller vorwärts kommen? antwortete der Hindu.
    – Das dürfte seine Schwierigkeit haben, antwortete der Ingenieur. Doch wir wollen versuchen, was sich thun läßt!«
    Banks verließ die Veranda und begab sich nach dem Thürmchen, in welchem Storr seinen Platz hatte. Bald darauf pustete und schnaufte der Stahlriese stärker und in kürzeren Zwischenräumen und unser Zug rollte etwas schneller dahin.
    Es war nur wenig und bei dem beschwerlichen Wege nicht mehr zu erreichen. Doch auch die verdoppelte Geschwindigkeit unseres Zuges hätte an der Sachlage gewiß nichts Wesentliches geändert. Die Elephantenheerde trabte eben etwas schneller mit. Das that sie denn auch jetzt, so daß unser Steam-House einen Vorsprung nicht gewinnen konnte.
    Ohne besondere Veränderung verliefen so mehrere Stunden. Wir nahmen nach dem Essen wieder auf der Veranda des zweiten Wagens Platz.
     

    Inzwischen sank die Nacht. (S 346.)
     
    Jetzt dehnte sich die Straße hinter uns auf eine Strecke von mindestens zwei Meilen in gerader Richtung aus, so daß wir sie, durch Windungen derselben nicht mehr behindert, in der ganzen Ausdehnung überblicken konnten.
    Da sahen wir denn mit Schrecken, daß die Zahl der Elephanten seit einer Stunde noch immer zugenommen hatte – es mochten ihrer jetzt mindestens Hundert sein.
    Die Thiere marschirten, je nach der Breite des Weges zu Zweien, Dreien, schweigend und

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