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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hinter uns noch einen Platz zu erobern, wodurch wir so eingeengt wurden, daß unser Zug sich weder vor-, noch rückwärts bewegen konnte.
    »Die Sache wird unangenehmer, sagte Oberst Munro.
    – Ja freilich, erwiderte Banks, es wird nichts anderes übrig bleiben, als in die Masse einzudringen.
    – Nun dann, darauf zu, darauf zu! rief Kapitän Hod. Alle Teufel! Die stählernen Stoßzähne unseres Riesen werden doch gegen die Elfenbeinzähne jener dummen Thiere aufkommen!«
     

    Die Laufbrücke wurde durch Axtschläge zertrümmert. (S 357.)
     
    Für den launigen Kapitän waren die Proboscidien jetzt schon nichts mehr als, »dumme Thiere«.
    »O gewiß, fiel der Sergeant Mac Neil ein, wir sind aber Einer gegen Hundert!
    – Das gilt jetzt gleich, rief Banks; schnell vorwärts, sonst marschirt die ganze Heerde da hinten über unsere Köpfe weg!«
    Die Einlaßventile wurden weiter geöffnet und der starke Dampfdruck brachte den Stahlriesen in schnellere Bewegung. Seine Stoßzähne erreichten einen der Elephanten dicht vor ihm.
    Das Thier schrie laut auf vor Schmerz und die ganze Truppe stimmte bald mit ein. Ein Kampf, dessen Ausgang nicht vorauszusehen war, schien nun unvermeidlich.
    Wir hatten die Waffen ergriffen, die Büchsen mit Spitzkugeln, die Flinten mit explodirenden Geschossen geladen und die Revolver in Bereitschaft gesetzt, um jeden Angriff nachdrücklich abweisen zu können.
    Ein gewaltiges männliches Thier wandte sich, die Zähne zum Stoße bereit und die Hinterbeine fest auf die Erde gestemmt, zuerst in voller Wuth gegen das Steam-House.
    »Ein Gunesch!« rief Kâlagani.
    – Ah, der hat ja nur einen Zahn! meinte Kapitän Hod, verächtlich die Achseln zuckend.
    – Dafür ist er um so gefährlicher!« erwiderte der Hindu.
    Kâlagani hatte jenen Elephanten mit dem Namen bezeichnet, den die Jäger für die Männchen mit nur einem Stoßzahn gebrauchen. Die Indier zollen diesen Thieren ganz besondere Verehrung, vorzüglich, wenn jenen der rechte Zahn fehlt. Unser Feind gehörte zu dieser Art und war, wie Kâlagani gesagt hatte, nur um so mehr zu fürchten.
    Das zeigte sich auch bald. Der Gunesch stieß einen langen Ton, wie von einem Horn, aus, schlug den Rüssel zurück, dessen sich die Elephanten übrigens nie im Kampfe bedienen, und drang auf unseren Stahlriesen ein.
    Der Stoßzahn traf geradlinig das Deckblech der Brust, brach aber, als er hinter diesem auf die feste Kesselwand traf, glatt weg.
    Wir fühlten den Stoß im ganzen Zuge. Dennoch bewegte sich dieser nach vorwärts und drängte den Gunesch, der ihn noch immer aufzuhalten suchte, unwiderstehlich zurück.
    Der Ruf des letzteren war jedoch verstanden worden. Die ganze Heerde vor uns machte jetzt Halt und bildete ein unübersteigliches Hinderniß von lebenden Massen. Gleichzeitig stießen die hinteren Gruppen, welche ihren Weg fortsetzten, heftig gegen die letzte Veranda. Konnten wir der drohenden Zermalmung entgehen?
    Einige von ihnen, die uns sonst zur Seite marschirten, faßten die Trittbretter der Wagen und schüttelten sie gewaltig.
    Hielten wir an, so war es um den ganzen Train geschehen – jetzt galt es, sich nach Kräften zu vertheidigen. Büchsen und Flinten wurden auf die Angreifer gerichtet.
    »Daß kein Schuß verloren geht! rief Kapitän Hod. Zielt nach dem Ursprung des Rüssels oder nach der Stelle unter den Augen; nur so ist etwas auszurichten!«
    Wir thaten wie Kapitän Hod gesagt. Mehrere Schüsse krachten schnell hinter einander – ein wüthendes Schmerzgeheul antwortete darauf.
    Drei oder vier gut getroffene Elephanten hinter und neben uns – ein glücklicher Umstand, da uns der Weg nicht versperrt wurde – stürzten zu Boden. Die ersten Gruppen wichen ein Stück zurück und der Zug konnte etwas vorwärts dringen.
    »Wieder laden und abwarten!« befahl Kapitän Hod.
    Wenn er unter dem Abwarten verstand, daß wir es erst zu einem ernsten Angriff kommen lassen sollten, so dauerte das nicht eben lange. Die ganze Heerde drängte sich jetzt gegen uns heran und wir schienen rettungslos verloren.
    Ringsum ertönte ein wüthendes Geheul und Gebrüll. Man hätte glauben können, Kriegs-Elephanten vor sich zu haben, welche die Hindus durch besondere Mittel zur höchsten Wuth, die sie, »Musth« nennen, anzustacheln verstehen. Man kann sich kaum etwas Entsetzlicheres vorstellen. In Guicowar bildet man »Elephantadors,« um gegen diese furchtbaren Thiere zu kämpfen; aber auch der verwegenste derselben wäre wohl vor den schrecklichen

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