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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ingenieur.
    Noch einen halben Kilometer, eine letzte Anstrengung und wir hatten den Puturia-See erreicht.
    Auch jetzt versagte der gewaltige Stahlriese unter der Hand Storr’s, der die Ventile so weit als möglich öffnete, den verlangten Dienst nicht. Er erzwang sich den Durchgang durch diesen Wall von Elephanten, bohrte ihnen die Stoßzähne in den Rücken und sprühte ihnen kochenden Dampf entgegen, wie damals den Pilgern am Phalgou, oder übergoß sie mit Strahlen siedenden Wassers!… O, er that mehr als seine Schuldigkeit!
    Endlich wurde der See jenseits der letzten Krümmung des Weges sichtbar.
    Wenn unser Zug noch zwei Minuten Widerstand leistete, so waren wir gerettet.
    Die Elephanten ahnten das, wie es schien – ein Beweis ihrer Intelligenz, welche Kapitän Hod vertheidigt hatte. Sie versuchten zum letzten Male, unseren Zug umzustürzen. Wir eröffneten dagegen das Feuer von Neuem. Wie ein Hagel schlugen die Kugeln in die nächsten Reihen ein. Höchstens fünf oder sechs Elephanten sperrten uns noch den Weg. Die Meisten fielen und die Räder knarrten über einen von Blut getränkten Boden.
    Etwa hundert Schritte vom See mußten wir noch diese letzten Thiere zu verdrängen suchen.
    »Noch einmal Dampf! Fest darauf!« rief Banks dem Mechaniker zu.
    Der Stahlriese schnaubte, als würden noch ganz neue Maschinenkräfte in ihm geboren. Unter einem Drucke von acht Atmosphären zischte der Dampf aus den Sicherheitsventilen. Hätten wir diese nur im Geringsten belastet, so mußte der Kessel, dessen Wände erzitterten, unbedingt zerspringen. Es war unnöthig. Nichts vermochte der Gewalt des Stahlriesen mehr zu widerstehen. Fast sprungweise stürmte das Ungethüm vorwärts. Was von unserem Zuge noch übrig war, folgte ihm polternd und schwankend und zermalmte, auf die Gefahr hin, selbst umzustürzen, die Glieder der gefallenen Elephanten. Wenn unser Wagen umfiel, wäre es freilich noch immer um alle Insassen desselben geschehen gewesen.
    Dieses Unglück sollte uns erspart bleiben, wir erreichten das Ufer des Sees und bald schwamm der Zug auf dem ruhigen Wasser.
    »Gott sei gelobt!« rief Oberst Munro.
    Zwei oder drei in ihrer Wuth verblendete Elephanten, eilten in den See nach und versuchten noch auf der Wasserfläche Die zu verfolgen, welche sie auf dem festen Lande nicht zu besiegen vermochten.
    Die Tatzen des Stahlriesen thaten jedoch ihre Schuldigkeit. Der Zug entfernte sich bald vom Ufer und einige wohlgezielte letzte Schüsse befreiten uns von den »See-Ungeheuern« gerade in dem Augenblicke, als sie die hintere Veranda mit den Rüsseln packen wollten.
    »Nun, mein Herr Kapitän, fragte Banks, was halten Sie jetzt von der Sanftmuth der indischen Elephanten?
    – Pah, erwiderte Kapitän Hod, gegen die Raubthiere ist das immer noch nichts! Setzen Sie nur dreißig Tiger an die Stelle der hundert Pachydermen, und ich wette, was Sie wollen, daß in diesem Augenblicke Niemand von uns übrig wäre, das erlebte Abenteuer zu berichten!«

Zehntes Capitel.
Der Puturia-See.
    Der Puturia-See, auf dem das Steam-House vorläufig Zuflucht gefunden hatte, liegt etwa vierzig Kilometer östlich von Dumoh. Diese Stadt, der Hauptort der englischen Provinz, der sie den Namen gegeben, ist im erfreulichen Aufblühen und beherrscht mit ihren zwölftausend Einwohnern, welche noch eine kleine Garnison verstärkt, gewissermaßen den gefährlichsten Theil von Bundelkund. Jenseits ihrer Mauern, vorzüglich in den weiter östlich gelegenen Landschaften und in der verwahrlosten Gegend der Vindhya-Berge, deren Mittelpunkt der See etwa einnimmt, macht sich dieser Einfluß freilich kaum fühlbar.
    Was konnte uns überhaupt aber noch Schlimmeres zustoßen, als dieses Zusammentreffen mit Elephanten, aus dem wir ja heil und gesund hervorgegangen waren?
    Immerhin hatte unsere Lage etwas Beunruhigendes, da ein großer Theil unseres Materials verschwunden war. Der eine von den Wagen, welche unseren Zug bildeten, war ja vernichtet worden, ohne Aussicht, ihn wieder »flott zu machen«, um einen seetechnischen Ausdruck zu gebrauchen. Da die Elephanten denselben umgeworfen und gegen den Felsen gedrängt hatten, konnten von seinem Rumpfe, über den jene schwerfälligen Dickhäuter hinmarschirten, nichts anderes mehr als formlose Trümmer übrig geblieben sein.
     

    Wir erreichten das Ufer des Sees. (S. 358.)
     
    Ohne zu erwähnen, daß jener Wagen dem Personal der Expedition als Wohnung diente, enthielt er ja nicht allein die Küche, sondern auch die

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