Das Darwin-Virus
wissen, was sie will. Nun ja, sie ist immer noch schwanger. Der sekundäre Schleimpfropf ist offenbar schon an der richtigen Stelle. Keine Verletzungen, keine Blutung. Es war eine Ablösung wie aus dem Lehrbuch, falls sich schon jemand die Mühe gemacht hat, über so etwas ein Lehrbuch zu schreiben. Das Krankenhaus hat eine vorläufige Obduktion vorgenommen. Es ist eindeutig ein abgestoßenes erstes SHEVAStadium. Die Chromosomenzahl hat sich bestätigt.«
»Zweiundfünfzig?«, fragte Mitch.
Galbreath nickte. »Wie bei allen anderen. Eigentlich müssten es sechsundvierzig sein. Umfangreiche Chromosomenaberrationen.«
»Eine andere Art von Normalität«, sagte Mitch.
Galbreath setzte sich neben ihn und schlug die Beine übereinander. »Hoffen wir das Beste. In ein paar Monaten werden wir weitere Untersuchungen vornehmen.«
»Ich weiß nicht, wie sich eine Frau nach so etwas fühlt«, sagte er langsam, wobei er die Hände immer wieder faltete und entfaltete.
»Was soll ich ihr sagen?«
»Lassen Sie sie schlafen. Wenn sie aufwacht, sagen Sie ihr, dass Sie sie lieben, dass sie tapfer und eine tolle Frau ist. Dieser Teil wird ihr wahrscheinlich bald vorkommen wie ein böser Traum.«
Mitch starrte sie an. »Und was sage ich ihr, wenn es beim nächsten Mal auch nicht funktioniert?«
Galbreath neigte den Kopf zur Seite und strich sich mit dem Finger über die Wange. »Das weiß ich nicht, Mr. Rafelson.«
Mitch füllte die Entlassungsformulare aus und überflog den beigehefteten ärztlichen Bericht, den Galbreath unterschrieben hatte.
Kaye faltete ein Nachthemd zusammen, verstaute es in ihrem kleinen Koffer und ging dann steifbeinig ins Badezimmer, um ihre Zahnbürste einzupacken. »Mir tut alles weh«, sagte sie; ihre Stimme klang durch die offene Tür hohl.
»Ich besorge dir einen Rollstuhl«, rief Mitch. Er war schon fast zur Tür hinaus, da kam Kaye aus dem Bad und legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Ich kann gehen. Dieser Teil ist jetzt erledigt, und deshalb fühle ich mich viel besser. Aber … Zweiundfünfzig Chromosomen, Mitch. Wenn ich bloß wüsste, was das bedeutet.«
»Wir haben noch Zeit«, bemerkte Mitch leise.
Kaye hätte ihm fast einen strengen Blick zugeworfen, aber an seinem Gesichtsausdruck konnte sie sehen, dass es nicht fair gewesen wäre und er ebenso verletzlich war wie sie. »Nein«, widersprach sie ganz einfach und sanft.
Galbreath klopfte an den Türrahmen.
»Kommen Sie rein«, sagte Kaye. Sie klappte den Deckel ihres Koffers zu und ließ das Schloss einschnappen. Die Ärztin befand sich in Begleitung eines befangenen jungen Mannes im grauen Anzug.
»Kaye, das ist Ed Gianelli. Er ist der Vertreter der Notstandsverwaltung am Marine Pacific Hospital.«
»Ms. Lang, Mr. Rafelson, es tut mir Leid, dass ich Sie belästigen muss. Ich brauche ein paar persönliche Angaben und eine Unterschrift. Rechtsgrundlage ist die Einverständniserklärung des Staates Washington zum Bundesnotstandsgesetz, beschlossen vom Gesetzgeber des Staates am 22. Juli dieses Jahres und unterzeichnet vom Gouverneur am 26. Juli. Ich bitte um Nachsicht für die Ungelegenheiten, die ich Ihnen in einer schmerzlichen Zeit bereite …«
»Worum geht es?«, unterbrach ihn Mitch. »Was müssen wir tun?«
»Alle Frauen, die mit einem SHEVASekundärfetus schwanger sind, müssen sich bei der Notstandsverwaltung registrieren lassen und sich mit weiteren medizinischen Untersuchungen einverstanden erklären. Sie können diese Untersuchungen durch die behandelnde Ärztin, Dr. Galbreath, vornehmen lassen, die dann die üblichen Tests durchführen wird.«
»Wir lassen uns nicht registrieren«, sagte Mitch und wandte sich zu Kaye. »Gehen wir?« Er legte ihr den Arm um die Schulter.
Gianelli wechselte die Tonart. »Die Gründe möchte ich nicht näher erläutern, Mr. Rafelson, aber Registrierung und Nachuntersuchungen sind durch das Kreisgesundheitsamt in Übereinstimmung mit Staats- und Bundesgesetzen zwingend vorgeschrieben.«
»Ich erkenne das Gesetz nicht an«, sagte Mitch energisch. »Die Strafe beträgt fünfhundert Dollar für jede Woche der Weigerung«, sagte Gianelli.
»Machen Sie besser kein großes Aufhebens um die Sache«, sagte Galbreath. »Es ist eine Art Anhang zur Geburtsurkunde.«
»Aber das Kind ist noch nicht geboren.«
»Dann stellen Sie es sich als Anhang zum ärztlichen Bericht über die Abstoßung vor«, schlug Gianelli mit hochgezogenen Schultern vor.
»Es hat keine Abstoßung gegeben«, sagte
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