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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Sue angerufen«, erklärte Wendell. »Und Sue hat Jack angerufen. Jack war gerade in Seattle. Und niemand hatte etwas von euch gehört.«
    »Ich war bei einer Besprechung im LummiKasino«, sagte Jack und winkte den Männern auf den Lastwagen zu. »Wir haben über neue Spiele und Spielautomaten beraten. Sie haben angeboten, mitzukommen. Gute Sache, nehme ich an. Ich denke, wir sollten jetzt nach Kumash fahren.«
    »Ich bin bereit«, erklärte Mitch. Er ging aus eigener Kraft die Treppe hinauf, drehte sich um, streckte die Hände aus und sah die anderen an. »Ich schaffe das. Es geht mir gut.«
    »Dort können sie euch nicht anrühren«, sagte Jack. Mit glänzenden Augen blickte er die Auffahrt entlang. »Sie werden alle zu Indianern machen. Verdammte Idioten.«
84
    Kumash County, im Osten des Staates Washington Mai
    Mitch stand am Rand einer niedrigen Anhöhe aus Kalkstein und blickte zum Spielkasino und Hotel »Wild Eagle« hinunter. Er schob den Hut zurück und blinzelte in die blendende Sonne. Die Luft war still und selbst um neun Uhr morgens schon heiß. Das Casino, ein greller blauweiß-goldener Fleck in den hellen Erdfarben des südöstlichen Washington, hatte in normalen Zeiten vierhundert Angestellte, darunter dreihundert aus den Fünf Stämmen.
    Das Reservat stand unter Quarantäne, weil es nicht mit Mark Augustine kooperierte. Auf der Hauptstraße, die von der Staatsstraße abzweigte, standen drei Kleinlastwagen der Kreispolizei von Kumash County. Sie sollten die Bundespolizisten bei der Durchsetzung einer Anordnung unterstützen, die von der Taskforce erlassen worden war und das ganze Reservat der Fünf Stämme zur Gesundheitsgefahr erklärte.
    Das Kasino machte seit über drei Wochen keinen Umsatz mehr.
    Der Parkplatz war fast leer, und die Leuchtreklame hatte man abgeschaltet.
    Mitch scharrte mit dem Stiefel in der harten, verbackenen Erde.
    Er war aus dem klimatisierten, fest installierten Wohnwagen hier auf den Hügel gekommen, weil er ein wenig nachdenken wollte.
    Deshalb empfand er einen kleinen Stich des Widerwillens, als er Jack langsam auf dem gleichen Weg näherkommen sah. Er ging aber nicht weg.
    Weder Jack noch Mitch wussten, ob sie sich eigentlich mochten.
    Jedes Mal, wenn sie sich trafen, stellte Jack herausfordernde Fragen, und Mitch gab Antworten, die nie ganz zufrieden stellend waren.
    Mitch kauerte sich hin und nahm einen runden, mit getrockneter Erde verkrusteten Stein in die Hand. Jack stieg die letzten Meter zum Gipfel des Hügels hoch.
    »Hallo«, sagte er.
    Mitch nickte.
    »Ich sehe schon, du hast es auch.« Jack rieb sich mit dem Finger an der Wange. Seine Gesichtshaut bildete eine Maske nach Art des Lone Ranger, die sich an den Rändern löste, zu den Augen hin aber dicker wurde. Beide Männer sahen aus, als blickten sie sich durch dicke Schlammpackungen an. »Es geht nicht ab, ohne dass es blutet.«
    »Nicht dran ziehen«, sagte Mitch.
    »Wann hat es bei dir angefangen?«
    »Vor drei Tagen, abends.«
    Jack hockte sich neben Mitch. »Manchmal bin ich wütend. Ich glaube, Sue hätte alles besser planen können.«
    Mitch lächelte. »Was? Dass sie schwanger wird?«
    »Ja«, sagte Jack. »Das Kasino steht leer. Uns geht das Geld aus.
    Ich habe die meisten von unseren Leuten entlassen, und die anderen können von draußen nicht zur Arbeit kommen. Mit mir selbst bin ich auch nicht zufrieden.« Er fasste wieder an die Maske und betrachtete dann seinen Finger. »Einer von unseren jungen Vätern hat versucht, es abzuschmirgeln. Er ist jetzt in der Klinik. Ich habe ihm gesagt, dass es dumm war.«
    »Es ist alles nicht einfach«, sagte Mitch.
    »Du solltest mal zu einer Sitzung der Treuhänder kommen.«
    »Ich bin schon dankbar, dass ich hier sein darf, Jack. Ich möchte die Leute nicht verärgern.«
    »Sue glaubt, sie ärgern sich vielleicht gar nicht, wenn sie dich kennen lernen. Immerhin bist du ein netter Kerl.«
    »Das hat sie vor über einem Jahr gesagt.«
    »Sie sagt, wenn ich mich nicht ärgere, ärgern die anderen sich auch nicht. Vielleicht stimmt das. Allerdings ist da noch Becky, eine alte Frau von den Cayuse. Man hat sie aus Colville geschickt, und sie ist hergekommen. Eigentlich ist sie eine nette Oma, aber sie hält es für ihre Pflicht, alles abzulehnen, was die Stämme wollen. Weißt du, wenn sie dich sieht, wird sie dich vielleicht ein bisschen piesacken.« Jack machte ein grimmiges Gesicht und stach mit ausgestrecktem Finger in die Luft.
    So redselig war Jack bisher kaum

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