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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Töchter waren Zwillinge von fünfzehn Jahren, die dritte hatte ihr vierzehntes Lebensjahr ebenfalls schon erreicht, und ihre Angehörigen verschoben ihre Vermählung nur noch, bis Arnaut, der mit Waren nach Spanien gegangen war, von dort zurückgekommen wäre. Die beiden älteren hießen Ninette und Madeion, die dritte aber wurde Berta genannt. In Ninette hatte sich nun ein junger Edelmann namens Restagnon inbrünstig verliebt und das Mädchen in ihn. Er war zwar arm, doch von guter Familie, und beide hatten es so einzurichten gewußt, daß sie die Früchte ihrer Liebe ohne jemandes Mitwissen genossen.
    Schon war in diesem wechselseitigen Einverständnis eine geraume Zeit vergangen, als zwei miteinander befreundete junge Männer, von denen der eine Folquet, der andere aber Uc hieß und die beide nach dem Tode ihrer Väter im Besitz eines bedeutenden Vermögens waren, sich in Madeion und Berta verliebten. Als Restagnon, von Ninette darauf aufmerksam gemacht, dies gewahr wurde, sann er darauf, seinem Mangel durch die Liebe jener beiden abzuhelfen. Zu diesem Zwecke befreundete er sich mit ihnen, begleitete bald den einen, bald den ändern, bald aber auch beide zu ihren Geliebten und zu der seinigen, und als er dann zur Genüge mit ihnen vertraut geworden zu sein glaubte, rief er sie eines Tages in sein Haus und sagte zu ihnen: »Geliebte Freunde, unser bisheriger Umgang hat euch überzeugen können, wie groß meine Liebe zu euch ist und daß ich bereit wäre, für euch dasselbe zu tun wie für mich selbst. Und weil ich euch denn so liebhabe, will ich euch mitteilen, was mir in den Sinn gekommen ist; dann könnt ihr mit mir gemeinschaftlich den Beschluß fassen, den wir für den vernünftigsten halten werden. Ihr seid, wenn eure Worte nicht trügen, und auch demzufolge, was ich bei Tag und bei Nacht an eurem Benehmen bemerkt zu haben glaube, in der glühendsten Liebe zu jenen zwei Schwestern entbrannt, wie ich zu der dritten. Für diese Liebe nun getraue ich mich, wenn ihr damit zufrieden wäret, ein willkommenes, süßes Mittel zu finden, und das wäre dieses: ihr seid überreiche Leute, und ich bin es nicht. Wollt ihr nun euer Vermögen zusammentun und mich zu einem Drittel daran teilnehmen lassen, so beschließt nur, in welche Weltgegend wir ziehen und jener Reichtümer uns erfreuen sollen, denn ich übernehme es, die drei Schwestern unfehlbar dahin zu bringen, daß sie mit einem großen Teil ihres väterlichen Vermögens uns begleiten, wohin wir nur wollen. Da könnten wir dann, ein jeder mit der Seinen, wie drei Brüder als die glücklichsten Menschen von der Welt leben. Nun ist es aber an euch, zu bestimmen, ob ihr ein solches Glück erwerben oder lassen wollt.«
    Die beiden jungen Männer, die in hellen Flammen standen, besannen sich nicht lange, als sie hörten, sie sollten ihre Geliebten erhalten, sondern antworteten, wenn das geschehen könne, so seien sie bereit, zu tun, wie jener gesagt habe. Als Restagnon diese Antwort von den jungen Männern erhalten hatte, verschaffte er sich nach wenigen Tagen eine Zusammenkunft mit Ninette, zu der er niemals ohne große Schwierigkeiten gelangen konnte. Nach einem kurzen Gespräch berichtete er ihr den Inhalt seiner Unterredung mit den jungen Leuten und suchte sie mit vielen Gründen für seine Unternehmung zu gewinnen. In der Tat fiel ihm dies nicht schwer, denn sie wünschte noch mehr als er, ungestört von fremdem Argwohn mit ihm Zusammensein zu können. So antwortete sie ihm denn entschlossen, sie sei damit zufrieden, und ihre Schwestern täten besonders in diesem Falle, was sie wolle. Er möge daher nur alles Notwendige sobald wie möglich in Ordnung bringen.
    Als Restagnon zu den jungen Männern zurückkehrte, die ihn inzwischen schon mehrfach wegen seiner früheren Reden gemahnt hatten, berichtete er ihnen, daß die Sache von seiten der Mädchen bereits ihre Richtigkeit habe. Jene, die inzwischen beschlossen hatten, nach Kreta zu ziehen, verkauften nun unter dem Yorwand, mit dem Erlös Waren in der Fremde einhandeln zu wollen, einige ihnen gehörende Besitzungen, erstanden, nachdem sie ihr übriges Besitztum ebenfalls in Gold umgewandelt hatten, ein schnellsegelndes Schiff, das sie in der Stille auf das beste bewaffneten, und erwarteten dann den Tag der Ausführung. Auf der anderen Seite wußte Ninette, welche die Wünsche der Schwestern zur Genüge kannte, sie mit süßen Worten dem Plane Restagnons so geneigt zu machen, daß sie die Zeit nicht abwarten zu

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