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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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auftragen, das sie früher bereitet hatte. Dann speiste sie mit ihrem sündhaften Manne und dem jungen Menschen heiter zur Nacht.
    Was Pietro nach dem Abendessen ersonnen hat, um alle drei Teile zufriedenzustellen, ist mir leider entfallen. Nur so viel weiß ich, daß am ändern Morgen auf seinem Heimweg der junge Bursche bis auf den Markt noch nicht mit sich einig geworden war, ob der Mann oder die Frau ihm eifriger Gesellschaft geleistet hatte.
    Drum, werte Damen, sag ich euch zum Schluß: »Was einer dir tu, das tut ihm wieder, und geht's nicht gleich, so merke dir's, bis es einmal geht, damit es dabei bleibt: wie man in den Wald schreit, so schallt es wieder heraus.«
    Als die Geschichte des Dioneo beendet und von den Damen nicht aus mangelndem Vergnügen, sondern allein aus Schamhaftigkeit weniger belacht worden war, erkannte die Königin, daß das Ende ihres Regiments gekommen sei. Darum erhob sie sich von ihrem Sitze, nahm die Lorbeerkrone ab und setzte sie mit Anmut auf Elisas Haupt, indem sie dabei sagte: »Madonna, nun ist's an Euch zu befehlen.« Elisa tat, nachdem die Würde ihr zugefallen war, wie ihre Vorgängerinnen getan hatten, und erteilte zunächst dem Seneschall alle Aufträge, die für die Zeit ihrer Herrschaft erforderlich waren. Dann aber sagte sie unter Zustimmung der ganzen Gesellschaft: »Wir haben bisher schon vielfach vernommen, wie es durch gute Einfälle, treffende Antworten und rasche Entschlüsse gar manchem gelungen ist, fremden Zähnen ein verdientes Gebiß anzulegen, sie stumpf zu machen oder drohende Gefahren zu verscheuchen. Da dies ein wahrhaftig schöner Gegenstand ist und auch von Nutzen sein kann, so will ich, daß morgen unsere Geschichten sich mit Gottes Hilfe um dies bemühen, was heißen soll, daß von denen erzählt werde, die durch ein geschicktes Wort fremde Neckereien zurückgegeben haben oder durch kühnes Erwidern und schnellen Entschluß einem Verlust, einer Gefahr oder Kränkung entgangen sind.«
    Diese Aufgabe wurde von allen sehr gelobt. Die Königin aber erhob sich und entließ sie sämtlich bis zur Stunde des Abendessens. Als die löbliche Gesellschaft ihre Königin aufgestanden sah, erhob auch sie sich, und nach dem bisherigen Brauche unternahm ein jeder das, wovon er sich am meisten Vergnügen versprach. Nachdem aber die Grillen zu zirpen aufgehört hatten, wurden alle zusammengerufen, und man ging zu Tische. Zum Schlüsse der Mahlzeit, bei der festliche Heiterkeit geherrscht hatte, begannen alle zu singen und zu spielen. Emilia führte nach dem Wunsche der Königin einen Tanz an, und dem Dioneo wurde befohlen, ein Lied dazu zu singen. Sofort begann er: »Frau Trude, Frau Trude, schließt zu Eure Bude; was Großes hab ich zu berichten.« Die Damen lachten alle, am meisten aber die Königin, die ihm befahl, ein anderes Lied zu singen. Dioneo sagte: »Hätt ich nur ein Tamburin, so säng ich: >Hebt auf die Röcke, Monna Lappa< oder >Unterm Ölbaum ist ein Rasern, oder sollt ich vielleicht singen: >Ach, wie macht des Meeres Welle mir so übel und so wehKommst du raus, ich hau dich um, wie den Maibaum in dem BuschMonna Simona, füllt ein, füllt ein, und noch ist es nicht Kelterzeit<«, sagte Dioneo, und die Königin antwortete lachend: »Ei, zum Kuckuck, sing uns ein ordentliches Lied, denn das mögen wir auch nicht.« Dioneo sprach: »Gut, Madonna, werdet nur nicht böse und wählt nach Eurem Belieben, denn ich weiß mehr als tausend Liedchen. Wollt Ihr: >Mein Schneckchen ist wohl klein, doch will's gekitzelt sein<, oder >Mach's nur sachte, liebes Männchen< oder >Für hundert Lire kauft' ich einen Hahn    Obwohl die ändern alle lachten, wurde die Königin jetzt doch etwas ungehalten und sagte: »Dioneo, laß deine Späße und singe uns ein hübsches Lied, sonst könntest du erfahren, daß ich ernstlich böse werden kann.« Als Dioneo das vernahm, hörte er auf mit jenen Dummheiten und hub also zu singen an:
     
    Amor, das holde Licht,
    Das mir aus ihren schönen Augen lacht,
    Hat mich zum Knecht von dir und ihr gemacht.
     
    Aus ihrem Auge leuchtete der Strahl,
    Der deine Flamm in mir zuerst entzündet,
    Als ihn die meinen sahn.
    Wie du so reich an Preisen ohne Zahl,
    Ihr holdes Angesicht hat mir's verkündet,
    Wohl ist's um mich

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