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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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besiegt finde. Doch fürwahr, ich erwarte nun bald den Lohn dafür, der mir gebührt, den Tod, der mir teurer sein soll als ein Leben im Bewußtsein meiner Schmach, welche ich dir, dem ich nichts verbergen kann und soll, nicht ohne tiefes Erröten entdecken werde.« Und indem er von Anfang an begann, vertraute er ihm die Ursache seiner Gedanken an und ihren Kampf und endlich, welchen der Sieg geblieben sei und wie er vor Liebe zu Sophronia vergehe. Dem fügte er hinzu, daß er sich, bewußt, wie unziemlich dies alles sei, als Buße den Tod gewählt habe und dieses Ziel nun gar bald zu erreichen glaube und hoffe.
    Als Gisippus dies hörte und seine Tränen fließen sah, blieb er einen Augenblick nachdenklich, da auch er von der Anmut der schönen Jungfrau, obgleich viel mäßiger, gefesselt war. Doch alsbald erkannte er, daß das Leben seines Freundes ihm teurer als Sophronia sein müsse, und von dessen Tränen ebenfalls zu Tränen bewegt, antwortet er ihm weinend: »Titus, wärest du nicht des Trostes so bedürftig, wie du es bist, so beklagte ich mich bei dir über dich selbst als über einen, der unsere Freundschaft verletzt hat, indem du mir so lange deine gewaltsame Leidenschaft verborgen hieltest. Und schien sie dir auch ungeziemend, so ist doch das Ungeziemende dem Freunde ebensowenig zu verbergen wie das Geziemende; denn so wie der Freund sich am Schicklichen mit dem Freunde erfreut, soll er sich auch bemühen, das Unschickliche aus der Seele des Freundes zu entfernen. Doch ich schweige davon und komme zu dem, was, wie ich erkenne, jetzt mehr not tut. Daß du Sophronia, die mir verlobt ist, glühend liebst, darüber wundere ich mich nicht. Vielmehr wunderte ich mich, wenn dem nicht so wäre, da ich sowohl ihre Schönheit als auch den Adel deiner Seele kenne, die einer glühenden Leidenschaft um so fähiger ist, je mehr Vortrefflichkeit der bewunderte Gegenstand in sich schließt. Mit so vielem Recht du also Sophronia liebst, mit ebenso großem Unrecht beklagst du dich, wiewohl du es nicht aussprichst, über das Schicksal, das sie mir bewilligt hat, indem es dir scheint, deine Liebe zu ihr wäre mit der Ehre vereinbar gewesen, wenn sie einem ändern als mir angehört hätte. Allein, wenn du verständig bist, wie du zu sein pflegst, so sage mir: wem hätte das Glück sie denn eher gewähren können, daß du ihm zu Dank verpflichtet wärest, als mir? Jeder andere, der sie von ihm empfangen hätte, hätte sie, wie ehrenhaft deine Liebe auch gewesen wäre, mehr für sich als für dich geliebt. Von mir aber darfst du dies, wenn du mich wirklich so für deinen Freund hältst, wie ich es bin, nicht fürchten, und zwar aus dem Grunde, daß ich mich nicht erinnere, solange wir Freunde sind, je etwas besessen zu haben, was nicht so gut dein wie mein gewesen wäre. Wäre die Verbindung schon so weit gediehen gewesen, daß es nicht mehr anders sein könnte, so hätte ich dies auch hiermit getan wie mit jedem ändern Gut. Aber noch steht die Sache ja innerhalb solcher Grenzen, daß ich dich zu Sophronias alleinigem Besitzer machen kann, und so will ich es tun.
    Ich wüßte ja nicht, was meine Freundschaft dir wert sein könnte, wenn ich in einer Angelegenheit, die sich ehrenvoll ins Werk setzen läßt, nicht dein Verlangen zu dem meinigen zu machen verstände. Es ist wahr, Sophronia ist meine Braut, und ich liebte sie sehr und erwartete mit großer Freude unsere Hochzeit. Allein, da du hierin viel einsichtiger als ich und mit größerer Begierde einen so seltenen Gegenstand, wie sie einer ist, begehrst, so sei sicher, daß sie nicht als meine, sondern als deine Frau in meine Kammer kommen wird. Darum laß das Grübeln, verscheuche den Trübsinn, rufe die verlorene Gesundheit, den Trost und die Heiterkeit zurück und erwarte von diesem Augenblicke an den Lohn, dessen deine Liebe viel würdiger ist, als die meine es war.«
    Da Titus den Gisippus so reden hörte, machte ihn, soviel die schmeichelnde Hoffnung darin ihm auch Freude gewährte, die pflichtmäßige Überlegung doch schamrot, indem sie ihm vorhielt, je größer die Großmut des Gisippus sei, desto größer erschiene auch bei ihm die Unziemlichkeit, sie anzunehmen. Darum hörte er mit seinen Tränen nicht auf und antwortete ihm mit Mühe also: »Gisippus, deine großmütige und echte Freundschaft weist mich klar auf das hin, was der meinigen zu tun geziemt. Gott wolle nicht, daß ich diejenige, welche er dir als dem Würdigeren gewährt hat, von dir als die Meinige

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