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Das Deutsche als Männersprache

Das Deutsche als Männersprache

Titel: Das Deutsche als Männersprache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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sprechen gezwungen sind. Gerd Brantenberg zeigt uns, wie sehr das Norwegische eine Männersprache ist, indem sie den »herrschenden«, mann-zentrierten Sprachgebrauch systematisch zu einem »frauschenden« frauzentrierten umfunktioniert. Sie extrapoliert aus dem Norwegischen ein »Norwegalitanisch«, wie ich es einmal nennen möchte. Die deutsche Übersetzerin Elke Radicke stand vor der schwierigen Aufgabe, dieses Norwegalitanisch in ein Deutsch-Egalitanisch zu übersetzen. Sie mußte sich also bei der Übersetzung praktisch ständig auf drei Sprachen gleichzeitig beziehen: erstens auf die Männersprache Norwegisch, zweitens auf Brantenbergs Norwegalitanisch, drittens auf die Männersprache Deutsch. Ich möchte diese komplizierten Bezüge anhand einer Grafik verdeutlichen:

    Wie Brantenberg und Radicke ihre jeweils unterschiedlich determinierten Um- bzw. Übersetzungsprobleme gelöst haben, soll wie gesagt Gegenstand einer kontrastiven Studie sein ( Lunde und Pusch, in Vorb.). Im Rahmen dieser Rezension möchte ich nur auf das Deutsch-Egalitanische eingehen. Zunächst ein Auszug aus dem Lexikon:

Männersprache Deutsch

    s. ermannen
    Vater werden

    zeugungsfähiger Mann

    Mensch
    menschlich
    Unmensch
    herrschen
    Herrschaft
    patriotisch
    Hoden
    brüderlich
    Lehrerzimmer
    Bauerngeschlecht
    Ritterstand
    Herr der Lage
    (geschlechtsneutral) Allmächtiger!
    O Gott!/Mein Gott!

    Mann! (Interjektion)
    en Weg wie seine Westentasche kennen
    Teufel, Luzifer
    Weiß der Teufel!
    Blödmann (geschlechtsneutral)
    Nebenmann (geschlechtsneutral)
    Schwängerung einer Frau ohne deren Einverständnis/Wissen
    primus inter pares (geschlechtsneutral)
Deutsch-Egalitanisch

    s. erweiben
    e. Kind bekommen;
    in glücklichen Umständen sein
    freier Samenspender; Verhütungspillennehmer

    die Wibsche
    wibschlich
    Unwibsche
    Frauschen
    Frauschaft
    Matriotisch
    Schambeutel
    Schwesterlich
    Lehrerinnenzimmer
    Bäuerinnengeschlecht
    Ritterinnenstand
    Dame der Lage
    (geschlechtsneutral)
    Allmächtige!
    O Göttin/Meine Göttin!
    Weib!
    den Weg wie ihre Kitteltasche kennen

    Luzia
    Weiß Luzia!
    Blödfrau (geschlechtsneutral)
    Nebenfrau (geschlechtsneutral)
    P-Betrug (P wie Pille, Präservativ oder Pimmel)
    prima inter pares (geschlechtsneutral)

    Dieser lexikalische Auszug macht deutlich, inwiefern die Frau in Egalia und folglich im Egalitanischen als Norm gilt und der Mann als Ausnahme. Grammatisch schlägt sich dies vor allem darin nieder, daß im Deutsch-Egalitanischen durchweg das Femininum statt des Maskulinums generisch verwendet wird:

    (Ermahnung an einen Mann:) Keine kann das Ei essen und zugleich das Küken haben wollen, (p. 7)

    In der Natur frauscht... das Gesetz des Dschungels. Das ist Krieg aller gegen alle, wobei die Stärkere immer gewinnt und die Schwächere immer hungert oder stirbt, (p. 16)

    ich hab keine, mit der ich reden kann... (p. 34)

    Im Prinzip konnte jede Mitglied werden (p. 39)

    Seine Beine wurden ganz schlapp — wie bei einer Dreijährigen, die sich zu laufen weigert und vom Papa getragen werden will, (p. 60)

    Keine durfte es sehen, keine durfte es wissen (p. 62)

    (Trost an einen Mann:) Sowas kann auch der Besten passieren, Kleiner.

    Immer führen sie eine hinters Licht, (p. 96)

    Petronius träumte oft davon, daß er in einer Fischerhütte wohnte, wo nie eine kam und ihn störte, (p. 102) (Hervorhebungen von mir)

    Da in Egalia selbstverständlich die Frauen alle bei uns männlich besetzten Berufssparten fest in der Hand haben, gibt es bestimmte Wörter nicht, die uns geläufig sind, z. B .Seemann, Z immermann, Steuermann, Kaufmann. Ein Junge, der gern Seefrau werden möchte, wird von seiner Schwester ausgelacht:

    »Haha! Ein Mann soll Seefrau werden? Denkste!« Neunmalklug fügte sie noch hinzu, daß der Widersinn doch schon in den Wörtern liege. »Eine männliche Seefrau! Der blödeste Ausdruck seit Wibschengedenken. Ho, ho! Vielleicht solltest du Schiffs junge werden? Oder Zimmer mann ? Oder Steuer mann ?! Ich lach mich tot !« (p. 8)

    Bekanntlich enden viele skandinavische Nachnamen auf - (s)sen bzw. - (s)son. In Egalia enden sie auf -tochter; der erste Bestandteil ist immer ein Mädchenname: Listochter, Monatochter. Und so lesen wir: »Kristoffer Bram, geb. Listochter, ging mit Liebe und Wärme in seinem Hausmannsdasein auf .«
    In dieser Tour geht es munter fort — unmöglich, alle Spitzen gegen das Patriarchat hier aufzuführen. Frau sollte sich schleunigst ans Lesen machen und selbst sehen und lachen. Es

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