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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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undurchdringlich war. Lilli wand sich hinter den zweien her, versuchte, nicht an den Brombeeren hängen zu bleiben und biss sich auf die Lippen, als sie sich versehentlich auf eine Ranke kniete und ihr vor plötzlichem Schmerz die Tränen in die Augen schossen. Jammern durfte sie aber auf keinen Fall, das wusste sie. Es waren nur ein paar Meter, dann erreichten sie eine winzige Lichtung inmitten des Gebüschs, die den Namen gar nicht verdiente, aber es war doch ein freier Platz von vielleicht fünf Metern im Geviert. Lilli staunte. Die beiden Jungens hatten sich da ein Lager eingerichtet. Auf vier wacklige Pfosten waren ein paar Bretter genagelt, unter diesem Behelfsdach lag eine alte Decke ordentlich zusammengefaltet auf dem Gras und in der Mitte des kleinen Platzes ein runder Stein, den die beiden dort mit großer Mühe hingerollt haben mussten, denn das Ufer des Fischtalteiches war eigentlich sandig. Und dann gab es noch einen Käfig, der aus ihrem Schuppen stammte. Lilli erinnerte sich daran, ihn unter dem Gerümpel gesehen zu haben. Jetzt allerdings war ein Huhn darin, das sanft gackerte, als sie die Lichtung erreichte.
    »Nee, das ist ja niedlich!«, rief Lilli überrascht, als sie das Huhn sah, und ging zum Käfig. Die beiden Jungen sahen sich verständnisinnig an. Paul zuckte die Schultern, und Wilhelm drehte die Augen nach oben. Lilli wusste, was sie dachten: Mädchen!
    »Wozu habt ihr das Huhn hier?«, fragte sie dann.
    »Wirst du schon sehen!«, antwortete Wilhelm kurz.
    »Wir wollen Armanen werden«, sagte Paul geheimnisvoll. Er legte seinen Bogen ab und setzte sich mit gekreuzten Knien vor den Stein. Lilli ließ sich neben ihm nieder. Paul holte ein Schächtelchen aus seiner Brusttasche und legte es neben den Stein.
    »Was ist da drin?«, fragte Lilli neugierig.
    »Du musst abwarten!«, sagte Paul altklug und sah Wilhelm zu. Wilhelm hatte den Käfig aus dem Unterstand hervorgeholt und stellte ihn auf den Stein.
    »Es ist nämlich so«, sagte er jetzt zu Lilli und senkte dabei feierlich seine Stimme, »wir schwören dem Glauben ab. Wir werden Armanen. Ich hab alles darüber gelesen. Wir Germanen waren das Urvolk, und jetzt ist die neue Zeit gekommen, in der wir das Joch der Welschen abschütteln.«
    »Was sind Welsche?«, fragte Lilli verwirrt.
    »Italiener«, erklärte ihr Paul kurz, »aber wir meinen die Römer. Die haben uns Germanen nämlich verdorben, weil sie Christen aus uns gemacht haben. Aber wir schwören jetzt ab!«, fügte er stolz, wenn auch etwas aufgeregt hinzu.
    »Darf man denn das?«, fragte Lilli wieder, diesmal ganz überrascht. Sie hatte noch nie etwas von den Armanen gehört.
    »Germanen dürfen alles!«, antwortete Wilhelm stolz, und an Lil-
li gewandt sagte er streng:
    »Du kannst mit uns Armane werden, aber du darfst dann nie wieder beten!«
    Lilli war jetzt doch erschrocken.
    »Nie wieder beten?«, flüsterte sie. »Wieso nicht?«
    Paul versuchte sie zu beruhigen. Vielleicht war ihm das selber auch nicht so ganz geheuer.
    »Na ja, du darfst schon noch beten«, sagte er, »aber nur noch zu Wotan. Das ist fast dasselbe«, fügte er noch rasch hinzu, als er sah, wie nachdenklich Lilli geworden war.
    »Und wie wird man Armane?«, fragte sie zögernd.
    »Wir müssen ein Opfer bringen, und dann schwören wir ab und dann brauchen wir noch ein geheimes Zeichen der Bruderschaft!«, erklärte Wilhelm sehr feierlich. Sein blondes Haar schien unter der Schülermütze hervor, und Lilli dachte für sich, dass er auf einmal ganz schön erwachsen aussah. Sie fand alles sehr spannend und freute sich, dass sie dabei sein durfte. Es war hier im Gebüsch drückend heiß, weil der Wind nicht durch das Buschwerk drang. Ein paar einzelne Grillen zirpten, und eine Amsel sang. Wilhelm öffnete die Käfigtür und wollte das Huhn herausholen, aber das entwischte seinem Griff und zwängte sich an ihm vorbei aus dem Käfig, flatterte etwas und lief aufgeregt ein paar Schritte, bis Lilli es mit der Unbeschwertheit des Kindes griff und im Arm hielt. Sie spürte, wie es mit den Flügeln schlagen wollte, und streichelte es beruhigend.
    »Hier«, sagte sie dann und gab es Wilhelm zurück. Und erst, als Wilhelm das Huhn nahm und es fest an sich presste, während er mit der rechten Hand sein Fahrtenmesser aus der Scheide nestelte, erst da verstand Lilli, was Wilhelm mit dem Opfer gemeint hatte. Er wollte das Huhn schlachten! Sie holte tief und scharf Luft und wollte gerade empört etwas sagen, doch dann biss sie

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