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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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dann Ihren eigenen?«
    Schambacher konnte sehen, dass sich van der Laan fragte, woher sie wussten, dass dieser Smaragd zu einem von dreien gehörte, dass auch er einen getragen hatte. Für einen Augenblick kam sich Schambacher wie ein Verräter vor, aber er riss sich zusammen. So war das eben. Das Leben war nicht fair. Und dieser Mann hatte wahrscheinlich jemanden umgebracht.
    »Meiner liegt irgendwo in Flandern«, sagte van der Laan leise, drehte den Stein vor seinen Augen hin und her und betrachtete ihn von allen Seiten im Mittagslicht am Fenster, »und das hier ist nicht meiner!«, stellte er dann bestimmt fest, als wäre er auf eine Lösung gestoßen.
    Togotzes schnaubte verächtlich.
    »Sehr überzeugend, Herr van der Laan. Sie sind Diamantenschleifer?«
    Wieder diese extreme Spannung und Vorsicht bei dem Mann, dachte Schambacher. Er war sich jetzt fast sicher, dass er der Täter sein musste. Nur – konnten sie ihm das beweisen? Würde er gestehen? Es sah gerade nicht so aus.
    »Ja«, sagte van der Laan, »ich war Diamantenschleifer. Vor dem Krieg. Danach habe ich ... ich habe eine Zeit lang keine Diamanten mehr angefasst. Und heute arbeite ich nur noch für ausgesuchte Kunden.«
    Er machte eine Handbewegung, die den Salon, den Garten und all das teure Mobiliar einschloss.
    »Ich habe geerbt«, sagte er dann kurz.
    Saukerl, dachte Schambacher, du weißt ganz genau, wie du es machen musst. Seht her, wozu soll ich jemanden umbringen? Mir geht’s doch gut. Wir werden sehen, mein Freund, dachte er weiter. Er holte den Umschlag mit dem Rohdiamanten aus der Tasche, den er beim Toten gefunden hatte.
    »Würden Sie mir sagen, was der wert ist?«, fragte er van der Laan höflich und streckte ihm den Umschlag hin. Van der Laan ließ den Stein aus dem Kuvert vorsichtig auf das grüne Leder seines Schreibtischs gleiten. Er wusste zwar mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, was das jetzt sollte, aber er war in seinem Element. Fast automatisch griff er nach der Augenlupe, die neben der Schreibtischlampe stand und klemmte sie sich ins Auge. Dann hob er den Stein ins Licht.
    »Nicht ganz lupenrein«, sagte er langsam, »vielleicht sieben Karat jetzt, später noch drei – hängt vom Schliff ab.«
    Er zuckte mit den Achseln und gab ihn Schambacher zurück, »nichts Außergewöhnliches. Roh vielleicht vierhundert Mark, geschliffen um die achthundert; wenn er sehr gut gearbeitet wird, womöglich tausend.«
    »Tausend sind nicht außergewöhnlich?«, fragte Togotzes ungläubig nach. »Ich verdiene knappe vierhundert.«
    »Es dauert auch einen oder zwei Monate, bis so ein Stein geschliffen ist«, antwortete van der Laan mit einem Hauch von Überheblichkeit in der Stimme, »das sind die Preise. Ich habe sie nicht gemacht.«
    »Herr van der Laan«, stellte Schambacher schließlich die entscheidende Frage, »können Sie uns sagen, wo Sie in der Nacht von Freitag, den 15. Oktober, auf Samstag waren?«
    Van der Laan dachte einen Augenblick nach. Dann stand er auf und fragte, schon auf dem Weg ins Arbeitszimmer: »Darf ich meinen Kalender holen?«
    Schambacher und Togotzes nickten. Sie beobachteten van der Laan, wie er in sein Arbeitszimmer ging, von dem sehr geordneten Schreibtisch eine schwarze Kladde nahm und damit zurückkam. Er blätterte im Gehen.
    »Freitag vor einer Woche?«, sagte er nachdenklich, aber dann ließ er den Kalender auf einmal sinken und fragte Schambacher direkt:
    »Klartext, meine Herren. Bin ich verhaftet?«
    Schambacher und Togotzes wechselten Blicke. Dann sagte Togotzes.
    »Nee. Noch nicht. Aber das kostet uns nur ein Fingerschnipsen, wenn Sie uns nicht sagen können, wo Sie waren.«
    Van der Laan nickte. Dann sah er wieder in den Kalender.
    »Ach«, sagte er dann und klappte den Kalender zu, als sei es ihm endlich eingefallen, »ich war mit einer Dame aus.«
    Wieder sahen sich Togotzes und Schambacher an. Schambacher war sich sicher, dass er log.
    »Können wir den Namen haben?«, fragte er höflich.
    »Selbstverständlich«, sagte Paul van der Laan in seiner zurückhaltenden Höflichkeit, die so schwer einzuschätzen war. Und jetzt war es Schambacher, der für einen Augenblick aus der Fassung geriet, als van der Laan sagte:
    »Es handelt sich um ein Fräulein Kornfeld. Sie wohnt in Schöneberg.«
    Schambacher fühlte einen Stich und ärgerte sich zunächst über sich selbst, dann aber umso mehr über van der Laan. Warum zog er sie da hinein?
    »War Fräulein Kornfeld nicht eben bei Ihnen?«
    Van der Laan

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