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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Der gedämpfte Lärm eines wohlgefüllten Restaurants umfing sie. Es roch nach Tabakrauch und aus dem Grill neben der Bar ein wenig nach Holzkohle und bratendem Fleisch. Das war das Neueste in diesem Jahr – jede bessere Bar bot Gegrilltes zum Fünfuhrtee. Auf dem Buffet daneben standen auf schneeweißen Leinendecken große Schüsseln mit Austern, daneben Schälchen mit Zitronenscheiben. Krebsbutter in kleinen Schüsselchen, Petit Fours und silberne Körbe mit französischem Brot – Richard’s gehörte sicher zu den eleganteren Bars der Stadt. Lilli ließ ihren Blick schweifen und erblickte Schambacher an einem Tisch nahe den großen Fenstern. Er sah immer wieder hinaus und hatte sie wohl von der anderen Seite erwartet.
    »Na«, sagte Lilli, als sie an seinen Tisch kam, »auf wen warten Sie denn noch?«
    Schambacher drehte sich um und stand hastig auf.
    »Sie sind so pünktlich!«, sagte er überrascht. »Es ist eben erst fünf.«
    Lilli lächelte, als sie sich setzte.
    »Der kaisertreue Herr Kommissar! Frauen sind unpünktlich, fallen ständig in Ohnmacht und stehen ab fünf Uhr morgens in der Küche. Sehen Sie sich mal um, mein Lieber!«
    Sie machte eine Bewegung, die die ganze Bar umfasste. Schambacher folgte ihr. An der Bar saßen Damen in schlanken, schwarzen Etuikleidern nebeneinander und ohne Herrenbegleitung, eine hatte ein Monokel ins Auge geklemmt wie Togotzes. Fast alle rauchten aus mehr oder minder langen Zigarettenspitzen, und die meisten trugen ihre Haare kurz und anliegend. Es gab sogar eine Frau, die im eng geschnittenen Anzug gelangweilt in einem der Sessel des offenen Rauchsalons saß und dort an einem Drink nippte.
    »Ich … so habe ich das nicht gemeint!«, verteidigte sich Schambacher schwach. »Ich bin gar nicht so kaisertreu.«
    Er ärgerte sich ein wenig, dass sie ihn so schnell aus der Fassung bringen konnte. Und er wollte nicht, dass sie ihn in einem falschen Licht sah. Schnell sagte er: »Sie haben einen Hang zu den mondänen Lokalen, oder? Verdient man gut bei der Zeitung?«
    Lilli legte sorgfältig ihre Handtasche auf den Tisch, lehnte sich dann betont langsam zurück und gab sich überlegen.
    »Ich arbeite ja auch für eine mondäne Zeitschrift«, sagte sie lässig, »ich muss immer auf dem Quivive sein. Sehen Sie die Frau dort im Anzug?«
    Schambacher folgte ihrem Blick und nickte. Es war die Frau, die ihm vorhin schon aufgefallen war.
    »Das ist Ruth Landshoff. Die arbeitet auch für Ullstein. Manchmal für uns, aber hauptsächlich für die Dame . Das Blatt für die elegante Frau von heute«, fügte sie in leicht spöttischem Ton hinzu, »wenn Sie sich für die Frauenfrage interessieren, sollten Sie vielleicht mit ihr sprechen. Aber passen Sie auf …«
    Sie ließ den Rest des Satzes schweben. Schambacher musterte die Frau noch einmal. Sie war auf eine sehr blasierte, versnobte Art schön. Obwohl sie sehr schlank war, bewegte sie sich mit einer bewussten, lasziven Trägheit, die eigentlich nicht zu der Wachsamkeit passte, die man an ihren Augen ablesen konnte.
    »Wieso muss ich aufpassen?«, fragte er, obwohl er sich denken konnte, was sie meinte.
    »Sie hat viele Affären, wie man hört«, sagte Lilli lässig, »manche durchaus gleichzeitig. Es heißt, dass sie im Augenblick den Grafen Yorck von Wartenburg jagt.«
    Schambacher sah noch einmal kurz hinüber, dann sagte er leicht:
    »Ich sollte meine Spitzel aus der Unterwelt alle aufgeben. Wenn ich wirklich was wissen will, komme ich in Zukunft nur noch zu Ihnen.«
    »Sind Sie ja schon«, antwortete Lilli trocken. »Fanden Sie das eigentlich in Ordnung?«
    Sie sah ihm voll ins Gesicht. Schambacher wusste, was sie meinte, und es war ihm merkwürdig unangenehm. Sie sah ganz anders aus als die überelegante Landshoff, aber nicht weniger selbstbewusst und auf eine frische Art schön. Einen Moment lang wusste er nicht, was er sagen sollte, und zum Glück kam der Kellner in diesem Augenblick.
    »Was nehmen Sie?«, fragte er Lilli und biss sich auch schon auf die Zunge, als er ihren spöttischen Blick sah und sie sich selber an den Kellner wandte.
    »Ich nehme den Champagnercocktail«, sagte sie mit einem kleinen Seitenblick auf ihn, und Schambacher fragte sich, ob sie damit spielte, dass er jetzt nicht wusste, ob er für sie bezahlen durfte oder musste oder was auch immer. Dann war der Kellner weg, und er antwortete auf ihre Frage von vorhin.
    »Ich bin Polizist«, sagte er langsam. »Wenn ich … wenn mir etwas auffällt, dann kann ich

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